Jermaine Jacksons “You Are Not Alone – Through a Brother’s Eyes” Jackson.ch Review

Patricia Fonyad

Wenn manche von Euch bei La Toyas Autobiographie “Starting Over” die Geschichten und Anekdoten aus der gemeinsamen Kindheit und Jugendzeit mit Michael vermisst haben, dann kommt Ihr hier voll auf Eure Rechnung. So erzählt uns Michaels älterer Bruder Jermaine bewegende und zum Teil sehr unterhaltsame Geschichten aus der gemeinsamen Kindheit in Gary, in der sich die Familie und vor allem die Brüder sehr nah standen – und dies nicht nur, weil sie sich zu sechst ein Schlafzimmer teilen mussten. Ich muss gestehen, dass ich bei vielen Geschichten und Anekdoten, v.a. über den kleinen und jungen Michael, immer wieder schallend rausgelacht habe. Es ist ja bekannt, dass Michael schon immer ein kleiner Rebell war und sich nicht viel von andern gefallen und sagen liess, auch nicht von seinem Vater. Und scheinbar war das Rebellengen bei klein Michael schon frühzeitig ausgeprägt. Denn bereits im zarten Alter von vier Monaten, so erinnert sich Jermaine, warf Michael seinem Vater die Milchflasche an den Kopf. Auch die anschliessende Zeit, als die Familie nach dem Vertragsabschluss mit Motown nach Kalifornien übersiedelte, ist illustrativ beschrieben. Man hat immer das Gefühl, dabei zu sein und das Ganze mit Michael und seiner Familie mitzuerleben. Man schmunzelt, man lacht, man weint, man schüttelt den Kopf.

 

Das Buch ist in drei Teile eingeteilt: (1) Der Anfang – die frühen Jahre; (2) Der Mittelteil – die Hayvenhurst Jahre; (3) Das Ende – die Neverland Jahre. Es hat auch tolle Fotos, von denen einige das erste Mal veröffentlicht wurden wie zum Beispiel das letzte private Foto von Michael mit seiner Familie Mitte Mai 2009 bei der grossen Familienzusammenkunft zur Feier des 60. Hochzeitstags von Katherine und Joseph Jackson. Gewiss, es könnte gern noch einige Fotos mehr haben, aber vermutlich hätte es aus Sicht der Fans wohl nie genug Fotos von Michael. Das Buch ist (unter Mithilfe eines Ghostwriters) sehr gut geschrieben und trotz seiner Länge von 450 Seiten gut zu lesen. Am Anfang fällt es einem schwer, es aus der Hand zu legen. Gegen Ende wird es dann etwas leichter. Dies ist aber wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass Michael in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr viel Kontakt zu seiner Familie hatte und so unterbricht dies natürlich automatisch den Erzählfluss und Jermaine muss dann gezwungenermassen von einem (ihm bekannten) Ereignis zu nächsten hüpfen. Dies sei aber auch positiv zu bewerten, da Jermaine es unterlassen hat, Geschichten aus Michaels Leben wiederzugeben, die ihm persönlich nicht bekannt sind. Ferner sei auch betont, dass Jermaine viele seiner Schwächen offen zu gibt und er hat auch die schwierigeren Momente in seiner Beziehung mit Michael nicht ausgelassen oder schön geredet, sondern sich damit auseinandergesetzt. Es gab nur wenige Momente im Buch, bei denen ich etwas die Stirn runzelte und mich fragte, ob dem wirklich so war, wenn man sich erinnert, was Michael zu dem Ereignis gesagt oder geschrieben hat. Aber wie ich bereits bei La Toyas Review betont hatte: Autobiographien werden aus einer subjektiven Sicht erzählt. Natürlich ist ein (guter) Autobiograph um eine wahrheitsgetreue Erzählweise bemüht, aber am Ende ist und bleibt es eine Geschichte, die aus Sicht einer bestimmten Person erzählt wird und gerade dies macht ja Autobiographien so interessant und packend. Massgebend ist, dass der Autor seine Geschichte nach bestem Wissen und Gewissen wahrheitsgetreu wiedergegeben hat und diese Absicht stelle ich bei Jermaine nicht in Frage. Auf der Rückseite des Einbands las ich am Anfang “If you love Michael Jackson, this is the only book you will want to read” und ich dachte da, “na ja…”. Nun, da ich es gelesen habe, kann ich sagen: es ist zwar nicht das einzige Buch, aber definitiv ein Buch über Michael, das ich nicht missen möchte und das ich immer wieder gern zur Hand nehmen werde.

 

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Und hier die deutsche Ausgabe: You Are Note Alone – Mein Bruder Michael Jackson:

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