Wie eine neue Generation Michael Jackson entdeckte

Ueli Meier

Zu Wort kommen einige Lehrer, die von ihren aktuellen Klassen berichten und zwei langjährige Fans, die sich erinnern, wie sie selbst in den frühen 80er Jahren Michael Jackson Fan wurden. Der eine in der Schweiz, die andere in Peru. Heute ist auch ihre Tochter ein begeisterter Michael Jackson Fan.

„Heute ist ein schrecklicher Tag, ein sehr schlimmer Tag. Wissen Sie, wer vor einem Jahr gestorben ist“, habe sie der Schüler gefragt. Das war der 25. Juni 2010 – Laura Bohnenblust, damals Lehrerin in Winterthur dachte bereits an eine Familientragödie, doch der Schüler klärte auf: „Michael Jackson!“. Laura erinnert sich, wie Schüler in den Pausen mit einem Hut Michael Jackson Tanzschritte übten, MJ Shirts trugen und von Jackson sprachen. „Eigentlich fanden ihn alle lässig.“

MJs-ArtikelDer tragische Tod vom King of Pop liess auch in Nelly all die Emotionen hoch kommen. Seit ihrer Kindheit in Peru ist sie begeistert von Michael Jackson. Als der King of Pop starb, hörte sie nicht mehr auf, ihrer jüngsten Tochter von Michael Jackson zu erzählen. „Wir haben seine Songs zusammen gehört und den Film, ‚an american dream‘, geschaut.“ Das Interesse sei immer mehr gestiegen. „Dann haben wir ein Buch über sein Leben gekauft“, sagt Nelly. Ihre 10-jährige Tochter übt seither Tanzschritte von Michael Jackson.

 

Michael Jackson in Peru

Ganz anders war dies in Nellys eigener Jugend. Sie lebte in Cusco in Peru und wuchs in armen Verhältnissen auf. Platten oder CDs, Magazine oder gar Bücher konnte sich ihre Familie nicht leisten. Aber sie hatten einen Radio. „Mit Billie Jean haben wir Michael Jackson kennen gelernt. Ich und meine vier Geschwister haben ihn im Radio gehört und im Fernsehen geschaut. Wir waren begeistert,“ erinnert sich Nelly an die frühen 80er Jahre. „Die Geschichte von Michael Jackson, die Energie die er hatte, das hat mich beeinflusst. Ich habe mir ein Beispiel genommen, im Leben immer nach vorne zu gehen, nicht zurück zu schauen. Alles was ich will, kann ich erreichen.“ Der Ehrgeiz, den Michael Jackson an den Tag legte und dadurch so unglaubliche Erfolge feierte, das half Nelly, ihre schwere Kindheit und Jugend hinter sich zu lassen. „Mein Vater war fast immer weg, die Mutter sozusagen alleinerziehend. Schon als Kinder mussten wir arbeiten und gleichzeitig in die Schule gehen“, berichtet Nelly. „Wir waren fünf Kinder, zwar hatte ich einen älteren Bruder, aber als ältestes Mädchen war ich für den Haushalt verantwortlich. Ich musste kochen, und wenn mein Vater zu Hause war, hat er mich geschlagen. Er wollte immer, dass alles schneller geht.“ Spielen hätten sie selten gekonnt. „Als ich 18 Jahre alt war, wurde ich schwanger. Ich musste immer arbeiten.“

Später lernte sie einen Schweizer kennen, mit dem sie heute verheiratet ist und eine weitere Tochter (im Bild) hat. Gemeinsam bauten sie das Geschäft Apu Kuntur GmbH in der Schweiz auf, das mit Textilien handelt, die sie in Peru herstellen lassen: www.alpaca.ch (inkl. Internet Shop) In der Winterthurer Altstadt führen sie an der Steinberggasse einen Laden.

„Egal, was du willst, du musst dranbleiben, und auch etwas wagen, das andere nicht gutheissen”, sagt Nelly. “Michael Jackson nehme ich als Beispiel. Die Menschen haben ihn nicht verstanden, er war in seiner eigenen Welt.“
Ihre Tochter fasziniert gerade dies: „Was ich auch cool finde, er hatte mega viele Tiere. Vom Giraffen bis zum Löwen.“ Die 10-Jährige ist fasziniert von Michaels Tanzschritten und Musik. „Eigentlich finde ich alle Songs toll. Billie Jean, da hat er einen tollen Auftritt“, sagt sie. In ihrer neuen Klasse sei sie der einzige MJ Fan, aber in ihrer alten Klasse sei sie oft von anderen Interessierten über Michael Jackson ausgefragt worden.

Empört über ihren Lehrer

Kantilehrer Urs staunte nicht schlecht, als er seine neue Klasse aufforderte, Grammatikübungen zu einem Justin Bieber Bild zu machen. „Die Schüler waren empört über meine Annahme, dass sie doch das Zielpublikum von Justin Bieber seien“, sagt Urs. Die Schüler hätten dann nach seinem musikalischen Vorbild gefragt – Urs ist seit den 80er Jahren ein Fan von Michael Jackson. Diese Bekenntnis habe ein viel positivers Echo hervorgerufen, „ja der ist cool!“ fanden ein paar, so Urs. Noch mehr beeindruckt habe ihn im Jahr 2009 ein Schüler, der nach Michaels Tod ein riesiges Billie Jean Poster im Klassenzimmer aufhängte. Der Tod von Michael Jackson habe den engagierten Girarristen emotional stark mitgenommen.

Dass Michael Jackson heute sogar wieder bei den Jüngsten angesagt ist, weiss auch Nico Lengwiler zu berichten. Letztes Jahr unterrichtete er eine sechste Klasse in Aadorf. „Wenn sie Musik hören durften war das immer Michael Jackson. Wenn sie über etwas recherchierten, Vorträge machten, immer wieder tauchte Michael Jackson auf“, sagt Nico.

Kult-Jackekultjacke

Auch Roman ist seit seiner Kindheit ein eingefleischter MJ Fan: „Ich bin 1984 zum Fan geworden als ich 10 Jahre alt war. Damals ist Michael Jackson in Europa auf jedem Kanal gelaufen. Auch im Schweizer Fernsehen kamen Berichte zur Victory Tour.“

In den 80er Jahren waren Jeans Jacken mit Aufnäher und Buttons in. „Ich war eher der Pop-Typ, die trugen Neon Farben und Jeans, die weisse Streifen auf den Seiten hatten. Ich dachte mir, wieso mache ich nicht auch etwas spezielles? So ist meine ‚Michael Jackson Jacke‘ entstanden, die mir meine Mutter genäht hat“, sagt Roman. Die Jacke habe er ständig mit Aufnähern und Buttons ergänzt, und nur an speziellen Anlässen getragen. „Selbst in der Dangerous Zeit, als ich die Jacke nicht mehr trug, habe ich sie weiter ausgeschmückt“, so Roman. „Sie wurde zu meiner Kult Jacke.“

Die Stofftiere sind Charaktere aus dem Captain EO 3D-Film, den Michael 1986 gedreht hatte. „Ich sah Captain EO im Jahr 1993 zum ersten Mal. Als ich wusste, dass das Disneyland Paris, das ein Jahr zuvor aufmachte, den Film im Programm hat, packte ich die Chance.“

Zum ersten Mal live auf der Bühne sah Roman den King of Pop bereits 1988 in Basel. Seither hat er Michael auf sechs weiteren Konzerten erlebt. Für diesen Artikel holte er exklusiv seine alten Sachen aus dem Schrank 😉