Bryan Loren: Die unveröffentlichten Songs mit MJ

3. Oktober 2016

Bryan Loren war kürzlich zu Gast bei „Music First“ in Paris und sprach über die Zusammenarbeit mit Michael Jackson. Er hatte etwa an 28 Songs für den King of Pop gearbeitet. Nur wenige wurden veröffentlicht. Jetzt sprach Bryan Loren auch über unbekannte Titel wie „Men In Black“ oder „Truth About Youth“ und spielte diese ab.

Der Produzent, Komponist und Multiinstrumentalist Bryan Loren wurde 1966 geboren und ist in Philadelphia aufgewachsen. Bereits im Alter von fünf Jahren begann er Schlagzeug zu spielen. Im Jahr 1984 erschien sein Debut-Album „Bryan Loren“, dessen erste Single „Lollipop Luv“ auf dem 23. Platz der R&B Billboard’s Chart landete. Bryan Loren komponierte und produzierte für Künstler wie Vesta Williams, Eric Benet, Michael Jackson, Janet Jackson, Randy Jackson, Marlon Jackson, Barry White, Sting und viele mehr.

Als Michael Jackson für einen Beitrag zum Album „The Simpsons Sing The Blues“ angefragt wurde, beauftragte er Bryan Loren damit, einen Song zu schreiben. „Do The Bartman“ wurde zum Hit. Bryan Loren und MJ arbeiteten damals an möglichen Songs für „Dangerous“. Obwohl die beiden an über 20 Songs wirkten, landete schlussendlich kein einziger davon auf Michaels ersten solo-Album, das ohne Quincy Jones enstand. (So auch der Song „Superfly Sister“ nicht.) Bryan Loren ist einzig fürs Schlagzeug auf „Who Is It“ kreditiert und bei „Black Or White“ für die „Drums“ und den „Bass [Moog]“.

Am 24. September 2016 folgte Bryan Loren einer Einladung von Music First nach Paris und sprach dabei vor allem über die Zusammenarbeit mit dem King of Pop, die im Jahr 1989 begann. Bis in die frühen 2000er-Jahre besuchte Loren Michael Jackson ab und zu auf Neverland. Intensiv zusammen gearbeitet haben sie jedoch nur für „Dangerous“, von 1989 bis 1991. Im November steht das 25-Jahre-Jubiläum von „Dangerous“ an. Bisher sei er von der Nachlassverwaltung aber nicht angefragt worden, um an einer möglichen Jubiläumsausgabe mitzuwirken.

Ehrfürchtig schilderte Bryan Loren wie Michael Jackson seine Vocals aufnahm. Wie er dabei oft tanzte, seine Füsse nie ruhig hielt und die Finger schnipste. Der Produzent erinnert sich, den Song „They Don`t Care About Us“ bereits während den frühen „Dangerous“-Sessions mit identischen Worten wie auf „HIStory“, gehört zu haben. Einmal habe er Michael zudem am Klavier sitzen sehen, wie er „Don’t Be Messin‘ Around“ spielte. Michael sei ein grosser Witzbold und habe immer wieder Scherze gemacht. Loren sagt, er habe Michael Jackson während den Aufnahmesessions sehr entspannt erlebt – zumindest solange der damalige Sony-Vorsitzende Tommy Mottola nicht auftauchte. Eines Tages habe dieser den King of Pop im Studio besucht und zur Rede gestellt, da sie mit dem Fortschritt der Aufnahmen hinter dem Terminplan waren. Michael sei in Tränen von der Unterhaltung zurückgekehrt. In der Folge seien die Aufnahme-Sessions beschleunigt worden und Teddy Riley kam neu hinzu. (Bis dahin arbeitete Michael bereits mit den jeweiligen Teams um Bryan Loren, Bill Bottrell und Bruce Swedien).

Für „Dangerous“ habe Michael Jackson die Produzenten angehalten, einen völlig neuen Sound zu kreieren. Dennoch habe er mit Kompositionen wie „To Satisfy You“ oder „Work That Body“ einen musikalischen Bogen zu „Off The Wall“ spannen wollen, erläutert Loren seine Inspiration. „Off The Wall“ sei sein Lieblingsalbum von MJ.

Im Verlauf des Seminars sprach Bryan Loren über diverse „Dangerous“-Outtakes und spielte diese teilweise ab. Weiter unten haben wir sämtliche auf Youtube verfügbare Loren/Jackson Zusammenarbeiten eingebettet…

To Satisfy You
Diesen Songvorschlag von Bryan Loren hat Michael nie komplett eingesungen. Es existiert einzig eine Demoversion, in der MJ den Refrain singt. Der Song wurde letztendlich auf Bryan Lorens „Music From The New World“ im Jahr 1992 veröffentlicht – inklusive der Stimme von Michael Jackson.

Mind Is The Magic
Bryan Loren mag diesen Song nicht, obwohl er – gegen seinen Willen – an verschiedenen Klängen für den Titel gearbeitet habe. „Mind Is The Magic“ hat Michael Jackson 1989 für Siegfried und Roy komponiert und mit Bryan Loren arrangiert und produziert. Die beiden Magier spielten diesen exklusiven Song in ihrer „Beyond Belief Show“ in Las Vegas. Erst im Jahr 1995 wurde der Tributesong auf einen Tonträger gepresst: Auf das in Deutschland erschienene „Dreams & Illusions“ Album mit Musik aus den Zaubershows von Siegfried und Roy.

Men In Black
Dieser Titel sei gemäss Bryan Loren tatsächlich vom gleichnamigen Film inspiriert, da MJ von den Plänen von Steven Spielberg hörte. In Paris spielte Loren eine Demo-Version ab – ein Instrumental in dem Michael nur den Refrain singt.  Es wird aber davon ausgegangen, dass es eine komplettere Version geben muss, da „Men In Black (early demo)“ angeblich gemeinsam mit „Too Much Monkey Business“ und „Black or White“ auf einer sogenannten „Flight only“ Promo-CD an zehn Sony Music Vertreter überreicht wurde, um diesen einen ersten Vorgeschmack auf „Dangerous“ zu präsentieren (während einem Flug von London nach Neverland im Jahr 1991, so die angeblichen Insider-Infos).

Ein „Music First“-Seminarteilnehmer zeigte sich begeistert von diesem Song – besonders von der Basslinie und Michaels Energie in diesem Titel. Der Einfluss, den Bryan Loren auf das „Dangerous“-Album hatte, sei in „Men In Black“ gut zu hören.

Family Thing
Dieser düstere Song wurde von Teddy Riley und Michael Jackson für den Film „The Adams Family Values“ geschrieben. Wie in vielen Titel beatboxt Michael Jackson im Song. Bryan Loren schrieb zusätzlich einen Rap-Teil und nahm diesen für die Demo-Version von „Family Thing“ mit seiner Stimme auf. Michael habe den Rap später selbst sprechen wollen. Aufgrund der Missbrauchs-Anschuldigungen im Jahr 1993 wurde Michael Jacksons Beitrag für den Film dann aber auf Eis gelegt. Später entstand daraus „Ghosts“.

Black Or White
Betreffend „Black Or White“ überraschte Bryan Loren die Seminarteilnehmer mit der Aussage, dass der Rap von ihm geschrieben worden sei und nicht wie im Booklet erwähnt von Bill Bottrell. Loren entfuhren dabei folgende Worte: „Bill Bottrell ist ein Schurke!“ (Bill Bottrell spricht den Rap auf „Black or White“ unter dem Pseudonym „L.T.B.“)
Anmerkung: Wahrscheinlich irrt sich Bryan Loren. Gemäss Aussagen von Bill Bottrell habe er Bryan Loren gebeten, an seinem Rap zu arbeiten und diesen aufzunehmen. Loren habe dabei einige kleine (rhythmische) Änderungen vorgenommen, fühlte sich als Rapper jedoch unwohl, weshalb er den Rap zur Präsentation an MJ aufnahm.

Superfly Sister
Für den Song wurden mehre „claps“ aufgenommen (Michael Jackson, der in die Hände klatscht). Auf Wunsch von MJ sei ein „clap“ im Badezimmer des Studios aufgenommen worden, was einen besonderen Klang erzeugte. Auf „Superfly Sister“ seien keine Sound-Effekte auf die „claps“ angewendet worden. Für die später auf „Blood On The Dancefloor“ veröffentlichte Version spielte Bryan Loren nachträglich bis dahin fehlende Klavierpassagen und ein Gitarrensolo ein.

Don’t Believe It (5:46)
Die abgespielte Demo aus dem Jahr 1991 dauerte gemäss Playlist von Bryan Loren 5 Minuten und 46 Sekunden. Wie viele Lieder mit Michael Jackson sei dieser Song aus spontanen Sessions entstanden, in denen Bryan Loren alleine oder gemeinsam mit Michael Jackson nach „Grooves“ suchte. Den Refrain zu „Don’t Believe It“ hätten sie in seinem privaten Studio kreiert, so Bryan Loren. Während er und MJ Fernsehen schauten, habe Michael plötzlich aufnehmen wollen. Loren nennt die Situation ein Beispiel für oftmals spontan entstandene Songelemente. Die Demo zu „Don’t Believe It“ endet mit einer Beatbox von MJ. Gemäss einem Besucher höre sich Michael Jacksons Stimme amüsant an, wenn er einen Journalisten und an einer anderen Stelle Kamerageräusche imitiere. Inhaltlich gehe es um Geschichten in den Klatschmedien.

Seven Digits (2:56)
An diesem Song arbeitete Loren ebenfalls 1991 mit dem King of Pop. Die Musik sei typisch für Bryan Lorens Stil und Michael singe auf verschiedene Arten, berichtet ein Fan.

All The Truth (5:02)
Michael Jackson und Bryan Loren singen auf „All The Truth“ gemeinsam. MJ singt nur auf dem Refrain. Der Titel erinnere gemäss einem Besucher an „Do The Bartman“.

Work That Body (7:04)
Bryan Loren hatte die Idee, in der Bridge einige Zeilen vom Jackson 5 Song „ABC“ einzubauen. („Girl, I Think I Love You…“) Die am Seminar abgespielte Version dauerte 7 Minuten, also länger als die seit längerem im Internet aufgetauchte Version.

She Got It (7:20)
Auch davon spielte Bryan Loren eine lange Version.

Serious Effect (5:26)
LL Cool J steuerte für „Serious Effect“ einen Rap-Part bei. Bryan Loren sagt, dass er diesen Song ganz besonders mag.

Truth About Youth (5:02)
Auch für diese Bryan Loren/MJ Zusammenarbeit schrieb LL Cool J einen Rap.

Serious Moonlight (4:42)
Diesen Song schrieb Bryan Loren für Michael Jackson und nahm eine Demoversion auf, die er in Paris abspielte. Es scheint jedoch, dass Michael Jackson an dem Titel nicht interessiert war und folglich keine Gesangparts aufnahm.

Ein französischer Artikel, dem die meisten dieser Infos entnommen sind, hier auf „On MJ Footsteps“: Michael Jackson et Bryan Loren

Im Internet sind einige der offiziell unveröffentlichten Songs mit Bryan Loren seit Jahren in halbwegs guter Qualität zu hören:

Brad Sundberg (der Mitte Oktober mit seinem „In The Studio with Michael Jackson 2016“ Seminar u.a. in Berlin und London gastiert) hatte vor einigen Monaten auf Facebook eine Videobotschaft gepostet. Wer genau hinhört, kann im Hintergrund mutmasslich den Song „Family Thing“ hören:

Auf „Blood On The Dancefloor“ wurde im Jahr 1997 das Dangerous-Outtake „Superfly Sister“ veröffentlicht. Für die finale Version spielte Bryan Loren nachträglich bis dahin fehlende Klavierpassagen und ein Gitarrensolo ein.

Des weiteren wurden in den 1990er-Jahren folgende Bryan Loren / Michael Jackson Kollaborationen auf offiziellen Tonträgern veröffentlicht:

Der Titel „To Satisfy You“ mit Michael Jackson im Refrain war jedoch nur in Japan auf „Music From The New World“ erhältlich (1992).

Für den Song „Do The Bartman“ sang Michael Jackson, ohne in den Song-Credits erwähnt zu werden, in den Background-Vocals mit Bryan Loren, der den Song im Auftrag von MJ geschrieben hatte. Gemäss Bryan Loren sei es Michael Jacksons Idee gewesen, den Song „Do The Bartman“ zu taufen.

Bryan Loren hatte Ende der 1980er Jahre mit mehreren Familienmitgliedern der Jacksons gearbeitet. So nahm er mit Marlon Jackson den Song „Life“ auf (1987) und schrieb und produzierte für und mit Randy & The Gypsys die Songs „Gigolo“ und „I Need You“ (1989).

Der Song „Work“ war für Janet Jacksons „Rhythmn Nation“ Album geplant (1989), blieb aber unveröffentlicht. Später hat ihn Bryan Loren auf seine Myspace-Seite hochgeladen:

Nachdem Rebbie Jackson für das 1998 erschienene „Yours Faithfully“ Album bei MJJ Productions unterschrieben hatte, beauftragte Michale Jackson Bryan Loren damit, einige Songs für seine ältere Schwester zu schreiben und produzieren: „What You Need“, „Play Your Game“ und „You Take Me Places“.  (Sämtliche Songs wurden für die Veröffentlichung jedoch nachträglich von StoneBridge mit Overdubs versehen.)

Quelle: jackson.ch, onmjfootsteps.com, mjfranceforum.com, music-first.fr, myspace.com/bloren2, div.