Anfang April 1999 unterbrach Michael seine Aufnahmearbeiten für das neue Album und begab
sich für einige Tage nach London. Er verbrachte seine Erholungstage mit seinem Freund,
dem ägyptischen Milliardär Mohamed Al Fayed. Am 12. April gab Michael Jackson der
englischen Boulevardzeitung "Daily Mirror", mit der er sich damals erst gerade
versöhnt hatte, ein Exklusivinterview. Das Interview fand in Al Fayed`s Büro des
berühmten Warenhauses "Harrods" statt. In Anwesenheit von Mohamed Al Fayed
sprach er 40 Minuten lang mit dem Journalisten Piers Morgan.
Was die Anschuldigungen betrifft, denen er zum Opfer gefallen ist...
Ich würde mir lieber die Pulsadern durchschneiden als einem Kind etwas zu Leide zu tun.
Ich könnte so etwas nie tun. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie mich diese
fürchterlichen Gerüchte gequält haben. Ich verstehe diese gemeinen Leute nicht, die
denken, dass ich Kindern so etwas antun könnte. Es handelt sich um fürchterliche Lügen.
Was Kinder betrifft...
Wenn es meine Kinder nicht gäbe, hätte ich das Handtuch geworfen und Selbstmord
begangen. Ich könnte nicht ohne Kinder leben und die Inspiration, die sie mir geben. Sie
inspirieren mich bei all meinen Unternehmen, ob ich einen Song schreibe oder tanze...
Viele versuchen, das gegen mich zu verwenden, aber das ist wirklich ungerecht. Das
bringt mich ausser Rand und Band und bricht mir das Herz.
Was den Krieg im Kosovo betrifft...
Ich bin bestürzt, wenn ich Fotos von den armen Kindern sehe. Tagtäglich beweine ich ihr
Schicksal. Ich habe Lust, dort hinzugehen, jedes Kind in die Arme zu nehmen und ihnen zu
sagen, dass ich sie liebe. Die Fernsehbilder brechen mir das Herz. Das ist schrecklich.
Ich kann das nicht ertragen und schalte das Fernsehen aus. Ich weine jeden Tag.
Es ist Zeit, etwas zu tun. Man kann nicht einfach wegsehen und so tun, als wäre nichts
geschehen. Ich habe einen Song mit dem Titel "What More I Can Give" für die
Flüchtlinge geschrieben, die Erlöse werden den Albanern aus dem Kosovo zugute kommen.
Ich möchte wiederholen, was wir für die Menschen in Afrika getan haben: möglichst viele
Stars zusammenbringen, die für notleidende Familien singen. Ich möchte das in
Grossbritannien organisieren und dafür bekannte englische Stars zusammenbringen. Ich
möchte, dass diese Leute wissen, dass ich sie liebe, wir alle sie lieben. Sie sind meine
Familie, meine Kinder. Sie haben unser Geld zur Zeit wirklich nötig.
Wir verbringen zuviel Zeit damit, Zeitung zu lesen und fernzusehen und uns zu sagen, dass
diese Dinge fürchterlich sind. Es muss gehandelt werden. Ich bin kein Politiker, ich rede
nicht über Religion, aber ich finde es unzumutbar, dass man Kindern aus politischen und
religiösen Gründen Schaden zufügt. Das ist ein Beweis für Ignoranz. Es handelt sich um
Völkermord und ethnische Reinigung, das ist undenkbar. Das dürfte nicht existieren.
Was Prince und Paris angeht...
Die Kinder haben mein Leben total verändert! Sie haben mich und meine Lebensweise
verändert. Es ist einfach unglaublich, wenn ich sehe wie sie zu der Musik meiner
Schwester Janet durchs Zimmer hüpfen! Das füllt mein Herz mit Freude. Sobald sie Janets
sehr rhythmische Songs wie "The Knowlwdge" oder "Rhythm Nation"
hören, flippen sie regelrecht aus! Man könnte fast glauben, dass eine Maschine sie in
bewegung setzt. Und sobald ich zu singen anfange, schreien sie so laut, dass man sie im
ganzen Haus hört! Wenn ich tanze, versucht Prince es mir gleichzutun!
Ich habe ihnen noch nicht meine Songs vorgespielt; ich werde sie damit überraschen,
sobald sie ein bisschen grösser sind. Natürlich würde ich es gutheissen, wenn sie
später einen künstlerischen Beruf ausüben würden; ich könnte ihnen das Singen und
Tanzen beibringen. Aber sie müssen diese Entscheidung schon selbst treffen, ohne dass ich
sie dazu zwinge. Das wird schwer für sie sein... Wenn Lisa Marie singen will, vergleichen
alle sie mit ihrem Vater, das ist derartig schwer.
Zur Zeit sind beide Kinder bei einem meiner Schulfreunde. Wir kennen uns folglich schon
sehr lange. Meine Kinder sind mit seinen Kindern zusammen und amüsieren sich. Das ist
eine wirklich wunderbare Sache. Ich rufe sie ständig an und wir haben unglaubliche
Gespräche. Es ist so schön das Wort "Papa! Papa!" aus ihrem Mund zu hören.
Was Mohamed Al Fayed anbetrifft...
Mohamed ist ein liebenswerter Familienvater. Er hat mir gesagt, dass man Liebe geben und
Zeit mit seinen Kindern verbringen muss, sie nicht anderen überlassen sollte und sooft
wie möglich mit ihnen zusammen sein muss. Er hat mir gesagt, dass man ihnen helfen muss,
erwachsen zu werden und dabei immer wieder zeigen muss, dass man sie liebt. man muss ihnen
in die Augen schauen und sahen "ich liebe dich". Und spielen, spielen, immer
wieder mit ihnen spielen!
Mohamed ist sehr stark kritisiert worden und das zu Unrecht. Er ist einer der
talentiertesten und grosszügigsten Menschen, die es gibt. Viele Menschen haben aber
Vorurteile ohne die Menschen zu kennen, die sie verurteilen. Für mich ist Mohamed wie ein
Weihnachtsmann. Er gibt gern; er ist weise und kreativ, hat Talent und ein grosses Herz.
Er ist sehr grosszügig. Er hat mir viel beigebracht und ich liebe seine Lektionen.
Was die Medien betrifft...
Ich wünschte, man würde mich in Ruhe lassen, so dass ich in Frieden leben könnte. Ich
bin ganz einfach jemand, der versucht ehrlich zu sein und seine Sache gutzumachen. Ich
versuche, andere glücklich zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, einige
Augenblicke der Realität zu entfliehen. Das ist, was ich fühle. Nichts anderes. Dass man
mich teilen und geben lässt, die Leute zum Lächeln bringt und ihnen Freude macht. Die
Presse behandelt mich ziemlich schlecht, besonders in England. Das ist schade, weil ich
dieses Land mag und hier gerne eines Tages leben würde. Um ihnen ein Beispiel zu geben:
als ich das letzte Mal gekommen bin, habe ich Mickey und Minnie aus Eurodisney
mitgebracht, damit sie die kranken Kinder eines Londoner Krankenhauses besuchen. Ich habe
ihnen auch Spielzeug mitgebracht, um ihre Laune aufzubessern. Am nächsten Tag stand in
der Zeitung: "Wacko Jackson will nichts mit kranken Kindern zu tun haben." Das
war wirklich grausam. Ich war verletzt. Ich habe versucht, Menschen zu helfen und sie
haben sich über mich lustig gemacht. Das war grausam und gemein.
Was Debbie betrifft...
Ich liebe meine Frau und wir führen eine gute Ehe. Debbie ist eine Krankenschwester, die
ihre Arbeit liebt und gerne Menschen versorgt. Sie möchte jeden Tag aufstehen, um anderen
Menschen zu helfen, sie zu pflegen und ihre Situation zu verbessern. Aus diesem Grund
liebe ich sie und das ist für sie wirklich wichtig. Gott schütze sie.
Was Prinzessin Diana betrifft...
An dem Tag, an dem die Nachricht von ihrem Tod bekannt gegeben wurde, sollte ich ein
Konzert geben. Mein Arzt hat mich geweckt, um mir zu sagen, dass sie tot ist. Ich bin
regelrecht zusammengebrochen und ihn Ohnmacht gefallen. Man musste mir Riechsalz unter die
Nase halten, damit ich wieder zu mir komme. Ich habe mein Konzert abgesagt, da ich
unmöglich ein Konzert geben konnte. Ich bin total zusammengebrochen und habe in den
Wochen danach nur geweint. Diana und Dodi waren wie füreinander geschaffen. Sie passten
wirklich gut zueinander. Es war einfach fantastisch, sie beide zu sehen. Diana war ein
wunderbarer Mensch mit einem grossen Herz. Sie hat die Welt wie ein Philantrop, ähnlich
wie Mutter Theresa, durchquert. Sie hat bewiesen, dass sie ihre Mitmenschen wirklich
liebte und vor allem Kinder. Genau wie ich.
Sie hat sich mir häufig anvertraut. Sie hat mich angerufen und wir haben am Telefon über
ihr Leben gesprochen. Die Presse war auch hart zu ihr; man behandelte sie so wie man mich
behandelt. Sie musste sich mit jemanden aussprechen, der genau nachvollziehen konnte, was
sie durchmachte. Sie fühlte sich verfolgt, so wie ich mich verfolgt fühle. Man könnte
fast sagen reingelegt. man kann darüber nicht mit seinem Nachbarn sprechen, weil der
einen nicht verstehen kann. Man kann kaum nachvollziehen, was es bedeutet, ein derartiges
Leben zu führen. Ich lebe seit meiner Kindheit im Licht der Öffentlichkeit. Bei Diana
hat das alles ganz plötzlich mit 19 begonnen. Da ich mein ganzes Leben lang so gelebt
habe, konnte ich ihr sagen, wie man ein derartiges Leben in den Griff bekommen kann. Ich
habe ihr ganz einfach gesagt: "Setz dich darüber hinweg." Ich habe ihr
erzählt, wie es mir gelungen ist, mit heftigen seelischen oder körperlichen Schmerzen -
die wie eine Wurzelentzündung schmerzen - auf die Bühne zu gehen. Ich habe alles auf die
Seite gelegt und einfach mein Konzert gegeben. Ich habe ihr gesagt: "Sei stark und
lass dich nicht angreifen. Du allein kannst dir weh tun, halt den Kopf hoch." Ich
glaube, das hat ihr gut getan.
Ich liebte Diana. Wir haben oft miteinander gesprochen, öfter als man denkt. Als ich
gehört habe, dass Paparazzi hinter ihr hergefahren sind, dachte ich, dass ich bisher
Glück gehabt habe. Ich bin schon so häufig verfolgt worden, aber nie ist etwas
passiert...
Ich war noch nie so betrübt wie zu Dianas Tod. Ich musste an den Tag denken, als Kennedy
umgebracht wurde. Das hat mir das Herz gebrochen; ich weinte pausenlos.
Diana wollte unbedingt, dass ich ihre Kinder kennenlerne; wir haben oft darüber
gesprochen, aber ich habe nie das Glück gehabt. Mohamed saht viel Gutes über die Kinder.
Er sagt, dass sie wunderbar sind und er schöne Tage mit Diana und ihnen in den Ferien
verbracht hat. Es wäre schön, sie eines Tages kennenzulernen.
Ich habe Dodi mehrmals in Los Angeles getroffen. Er war wunderbar, ganz einfach wunderbar.
Ein intelligenter und charmanter Mann. Es ist eine wirkliche Tragödie für Mohamed, er
und seine Familie haben mein Mitgefühl.
Was Fussball betrifft...
Ich hatte überhaupt keine Ahnung vom Fussball und bin noch nie zu einer
Sportveranstaltung gegangen. Folglich war das Spiel am Samstag ein wirklich tolles
Erlebnis für mich. Ich finde Fussball wirklich toll. Ich bin ein echter Fan geworden. Die
Zuschauer waren wie die Fans bei meinen Konzerten. Sie schrieen, kreischten und
feuerten die Mannschaft an. Ich fand das toll. Ich wollte in die Luft springen und zu
tanzen anfangen, denn das mache ich, wenn ich auf der Bühne stehe und die gleichen
Geräusche höre! Die Zuschauer waren prima, obwohl sie überrascht schienen, mich dort
vorzufinden. Ich bin davon überzeugt, dass Fulham, die Mannschaft von Mohamed, aufsteigen
wird, Es scheint ein gutes Team mit Teamgeist zu sein. Ich habe alle Spieler gesehen und
sie waren sehr nett zu mir.
Ich habe viel über Manchester United gehört, kenne die Mannschaft aber nicht. Ich würde
mich gerne für eine grössere Mannschaft interessieren, weiss aber nicht, ob das eine
gute Idee ist.
-Wieviel sind die wert? (fragt Michael den Journalisten)
-Ungefähr 600 Millionen.
-Dollar oder Sterling?
-Sterling
-Interessant, sehr interessant. Ich werde darüber nachdenken, Eine ganz neue Idee. Auf
alle Fälle bin ich überrascht, wie sehr mir Fussball gefällt!
Was das neue Album betrifft...
Ich werde für das neue Jahrtausend ein neues Album herausbringen.
Es ist halb fertig. Das wird das beste sein, was ich je gemacht habe. Ich habe mich
mit Leib und Seele in die Realisierung des Albums gestürzt, denn ich bin mir nicht
sicher, ob ich danach noch ein weiteres machen werde. Es wird vielleicht mein Letztes
sein. Ich werde noch Filmmusik schreiben, aber dies wird sicherlich mein letztes Album
sein.
Ich will, dass die Platte die Herzen und Gefühle der ganzen Welt bewegt. Kinder,
Erwachsene, irländische Bauern und sogar die Toilettenfrauen in Harlem sollen sich davon
angesprochen fühlen. Ich will alle Altersklassen durch die Liebe, Freude und Einfachheit
der Musik ansprechen.
Was seine Brüder betrifft...
Wir sind dabei, ein neues Album zu erstellen. Wir müssen das einfach machen und ich
beteilige mich daran. Ich werde auf drei Songs spielen und den Rest des Albums
produzieren. Das wird bestimmt amüsant.
Was seine Freizeit betrifft...
Ich lebe nicht mehr so zurückgezogen wie früher. Meine Freundin Elizabeth Taylor hat das
geändert. Donnerstags gehen wir immer zusammen ins Kino. Ich habe ihr gesagt, dass ich
dafür sorgen kann, dass Warner Brothers uns jede Woche einen Kinosaal reserviert, so dass
wir die Filme unter Ausschluss der Öffentlichkeit sehen können. Sie hat aber darauf
bestanden, auszugehen. Sie ist die einzige, mit der ich das mache. Wir gehen in ein Kino,
schauen einen Film und gehen wieder. Und immer wenn wir das Kino verlassen, stehen die
Zuschauer auf und applaudieren. Das ist ziemlich amüsant.
Zuletzt haben wir "Doctor Patch" gesehen, wir beide haben den Film gemocht. Das
war ziemlich mitreissend und ich habe geweint. Es ist die wahre Geschichte eines Mannes,
der sich die Zeit nimmt, Kinder glücklich zu machen. Ich hätte es gerne, dass die
Menschen mich aus so sehen würden. Elizabeth ist die Patentante meines Sohnes Prince. Wir
verstehen uns beide bestens.
Was die Zukunft betrifft...
Ein neues Jahrtausend ist ein guter Zeitpunkt, um eine neue Richtung einzuschlagen. Ich
würde in der Zukunft gerne mehr ins Filmgeschäft einsteigen. Mohamed und ich werden
zusammen eine Filmgesellschaft gründen. Das wird bestimmt eine wunderbare Sache...