Am 7. September 1997, einen Tag nach seinem letzten History Konzert der Europa-Tournee in
Spanien, war Michael in Paris. In einem Salon des Hotel George V fand ein
Exklusivinterview mit Barbara Walters, einer berühmten Journalistin des amerikanischen
Fernsehsenders ABC, statt.
Eine Woche nach dem Tod von Lady Diana.
Michael hatte zuvor, wenige Tage nach Lady Dianas Tod folgende Presseerklärung abgegeben:
"Der plötzliche Tod von Diana, Prinzessin von Wales, ist eine der grössten
Tragödien dieses Jahrtausend. Diana war ein Freund der Welt und setzte sich für Kranke
und Schwache ein.
Da ich fast mein ganzes Leben über im Rampenlicht gestanden habe, weiss ich wovon ich
spreche, wenn ich von der Tatsache geschockt bin, dass Paparazis - mit der Unterstützung
von bestialischen Klatschblättern - von der Öffentlichkeit unterstützt werden. Sie
sollten in einer zivilisierten Gesellschaft keine Existenzberechtigung haben.
Wenn die Öffentlichkeit weiterhin ein derartiges Verhalten toleriert, werden sich andere
Tragödien dieser Art wiederholen. Ich drücke der Familie von Ladi Di mein tiefes Beileid
aus, besonders den Kindern, die ihre Mutter verloren haben."
Michael Jackson
Prime
Time Magazine: Interview with Barbara Walters |
Barbara Walters: Bis zur letzten Wochen
waren Lady Di und Michael Jackson die am häufigsten fotografierten Persönlichkeiten der
Welt. Um uns heute zu erklären wie man sich fühlt, wenn man ständig im Rampenlicht
steht, bleibt nur noch Michael Jackson. Seit den Anschuldigungen, die man vor vier Jahren
gegen ihn vorgebracht hat, lastet ein noch grösserer Druck der Medien auf ihn. Übrigens
haben wir uns in eben angesprochener Angelegenheit bei den Staatsanwälten von Los Angeles
und Santa Barbara rückversichert, zur Stunde liegen gegen Michael Jackson weder
Anschuldigungen noch ein Verfahren vor.
Michael, können sie uns schildern, unter welchen Umständen sie Lady Di
kennengelernt haben?
Michael Jackson: Ich habe sie in London getroffen
bei einem Konzert. Sie war aussergewöhnlich leibenswürdig, nett und sanft.
Worüber haben sie gesprochen?
Ich habe einen Song mit dem Titel Dirty Diana geschrieben. Das ist kein Song, der auf Lady
Di anspielt, sondern ein Stück über Mädels, die ständig Tourneen folgen und in Diskos
rumhängen. Man nennt sie auch Groupies....
Ja, Groupies...
Das ist ein Thema, das ich gut kenne. Diese Mädchen sind zu allem bereit mit den Musikern
und den Tänzern der Gruppe, wirklich zu allem... . Aus diesem Grund habe ich den Song
Dirty Diana geschrieben. Aber vor meinem Konzert (Michael meint die Konzerte in London
während der Bad Tournee), habe ich beschlossen, den Song aus dem Programm zu nehmen,
um die königliche Hoheit nicht zu beleidigen. Aber als ich sie zum ersten Mal getroffen
habe, hat sie mich zur Seite genommen und mich gefragt (Michael beginnt zu flüstern,
um Diana zu imitieren): "Werden sie Dirty Diana singen?" Ich habe
geantwortet: "Ich habe den Song ihnen zuliebe aus dem Programm genommen."
Daraufhin hat sie aufgeschrien: "Nein! Ich möchte unbedingt, dass sie den Song
singen, bitte, Singen sie ihn!"
Sie verfügte folglich über eine ganze Menge Humor!
Ja, natürlich. Und sie hat mir gesagt, dass es für sie eine Ehre war, meine
Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich habe das Kompliment zurückgegeben.
Wie haben sie von ihrem Tod erfahren?
(Mit tiefer, trauriger Stimme) Ich bin aufgewacht und habe die Nachricht durch meinen Arzt
erfahren. Ich war zutiefst erschüttert, von Trauer ergriffen und habe geweint. Ich habe
einen inneren Schmerz verspürt, in meinem Bauch, in meiner Brust. Dann habe ich mir
gesagt: "Ich kann es wirklich nicht ertragen, das ist zu schwer..." Diese
Nachricht, die Tatsache, dass ich sie persönlich gekannt habe. Das war zuviel. Ausserdem
habe ich gedacht: "Jemand anderes wird in allernächster Zeit vom gleichen Schicksal
ereilt werden, sehr bald schon... Ich fühle es. Jemand anderes wird vom gleichen
Schicksal ereilt werden und ich bete, dass nicht ich das sein werde (Michael schliesst
seine Hände zum gebet zusammen). Ich bete, dass nicht ich es sein werde." Und
einige Tage später der Tod von Mutter Theresa...
Glauben sie, dass sie ein Medium sind?
Ich will das nicht behaupten, aber ich habe hereits ähnliche Vorahnungen gehabt.
Haben sie geglaubt, dass sie der nächste sein können?
Ja, ich habe mein ganzes Leben über wie Lady Di gelebt, Ich habe die Boulevardpresse und
die Paparazzis an den Fersen gehabt. Ich habe stets die Flucht ergriffen, um mein
Privatleben zu schützen, genau wie sie. Ich habe mich versteckt und bin geflohen. (Michael
tut so, als wenn er verfolgt werden würde). Unmöglich in die Richtung zu gehen,
weil sie dort warten, dann tut man halt so, als würde man dort hingehen und im letzten
Moment ändert man dann doch noch die Richtung. Wenn man an diesen Punkt gelangt, müsste
eigentlich jemand sagen: " Wartet! Stop! Diese Person hat ein Recht auf ein
Privatleben. Sie haben micht das Recht, dort hinzugehen!" Überall wo ich hingehe,
muss ich weglaufen oder mich verstecken. Ich kann nicht in einem Park spazieren gehen oder
in Geschäften bummeln. Ich muss in meinem Zimmer bleiben. Unter diesen Bedingungen fühlt
man sich wie ein Gefangener.
Welches war das schlimmste Eindringen in Ihr Privatleben?
Es hat stets welche gegeben... Sie haben sich sogar an einigen Orten versteckt. Sie haben
einen Fotoapparat unter der Toillettentür durchgeschoben, während ich dort war! (Michael
imitiert das Geräusch eines Auslösers). Und wenn man das dann beobachtet, dagt man
sich: "Mein Gott!" Sie schrecken vor nichts zurück.
Als sie in das Hotel gegangen sind, in dem wir uns jetzt befinden, sind sie durch
die Küche hereingekommen, zumindest hatten sie den Eindruck, dass das
unumgänglich war.
Das mache ich jetzt schon seit Jahren so. Von vielen Hotels kenne ich nicht einmal den
Haupteingang...
Haben sie bereits versucht, die Paparazzis an der Nase herumzuführen?
Ihnen zu entkommen?
Ja....
Sie verfolgen uns... sie verfolgen uns auf Scootern (Michael ahmt den Fahrer eines
Scooters nach, der einen Lenker hält).
Versuchen sie auch, ihnen den Weg abzuschneiden?
Ja... Und ich muss den Fahrer auffordern langsamer zu fahren. Ich sage: "Langsamer!
Sie werden uns noch umbringen!" Das ist mir schon häufig passiert. Dann steigt der
Fahrer aus dem Fahrzeug aus und schreit die Paparazzi an.
Aber sie wissen ja, was man ihnen vorwirft. Sie benutzen die Werbung, um ihre
Alben zu verkaufen und ihre Konzerte anzukündigen. Das tun sie doch...
Wenn ich über etwas sprechen will, dann benutze ich die Werbung, das stimmt.
Aber man kann die Pressse nich immr kontrollieren. Sie können nicht kontrolieren,
was die Leute sagen werden. Sie können nicht von den Journalisten verlangen, immer über
sie zu sprechen und wenn es ihnen reicht aufzuhören.
Doch, das ist möglich.
Also, wie wollen sie denn das bewerkstelligen? Wo sind ihre Grenzen?
Auf der einen Seite kann man einige Dinge tun, muss andererseits aber auch Menschen
respektieren. Man sollte nicht sagen: "Diese Person ist ein Tier." Man sollte
auch nicht sagen dürfen: "Das ist Jacko." Ich heisse nicht "Jacko",
ich heisse "Jackson".
Was fühlen sie, wenn man sie "Jacko" nennt?
Ja... "Wacko Jacko" (Verrückter Jacko) Woher kommt dieser Name? Mal
wieder von der englischen Boulevardpresse... Ich habe ein Herz und Gefühle. Ich leide,
wenn man mich so nennt. Das ist unangenehm. Macht das nicht. Ich bin kein
"Verrückter".
Einige meinen, dass sie versuchen, absichtlich Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen...
Nein, das stimmt nicht.
Trotzdem, ihre Maske, ihre Geheimnisstuerei...
Es gibt keine Geheimnisstuerei. In ganz bestimmten Momenten, wenn ich zum Beispiel ein
Konzert gebe, dann möchte ich, dass möglichst viele Leute etwas davon sehen. Aber in
anderen Augenblicken möchte ich mein Privatleben geniessen. Wenn man im Pyjama ist und zu
Bett geht, macht man das Licht aus (Michael tut so, als würde er das Licht ausmachen)
und legt sich hin. Das heisst Privatleben. Ich kann nicht in einem Park spazieren
gehen, deshalb habe ich in Neverland meinen eigenen gegründet, mit einem See, einem Kino
und einem Vergnügungspark. Das ist die einzige Möglichkeit für mich, das Leben zu
geniessen.
Ich will nicht unhöflich, aber doch offen zu ihnen sein. Es ist sicherlich nicht
übertrieben, wenn man sie als exzentrisch beschreiben würde. Ihre Art sich zu kleiden,
ihre Erscheinung... Das zieht einfach Blicke an. Die Veränderung, die man im Laufe der
Jahre an ihnen hat feststellen können. Glauben sie denn nicht, dass das erst recht die
Paparazzis anzieht?
Aber nein. Und wenn ich halt gerne so leben möchte? Und Lust habe mich so anzuziehen? Ich
möchte einfach nicht immer mit den Paparazzis leben, aber wenn sie dann schon einmal da
sind, möchte ich, dass sie zumindest freundlich sind und wahre und angenehme Dinge
schreiben.
Michael, galuben sie wirklich, dass es die Rolle eines Journalisten oder der
Presse ist, nett zu sein...
(Michael lacht bitter und ironisch) Sie haben gesehen, was Lady Di passiert ist,
können sie mir erklären, worin die Rolle der Presse besteht... Es müsste ganz einfach
Grenzen geben. Auch bekannte Persönlichkeiten benötigen einen gewissen Freiraum, müssen
ausspannen können. Sie haben ein Herz, es handelt sich um Menschen.
Sie haben ein Konzert abgesagt, als sie von Dianas Tod erfahren haben. Ja. Und als
sie schliesslich doch das Konzert gegeben haben, haben sie es ihr gewidmet. Was haben sie
gesagt?
Tief in meinem Innersten habe ich mir gesagt: "Ich liebe dich Diana. Glänze weiter
so, für immer, denn du bist eine wahre Volksprinzessin." Ich habe diese Worte nicht
ausgesprochen, aber diese Message weitergegeben, indem ich drei Minuten lang auf ein
grosses Foto von Diana auf den Riesenbildschirmen gezeigt habe (während Heal The
World, Red.). Ihr Portrait wurde von Tausenden von Lichtern erhellt. Die Menge war
ausser Rand und Band. Ich habe gleichzeitig Smile und Gone Too Soon abgespielt. (Vor
den beiden letzten Konzerten der Europatournee in Ostende und Valladolid)
Können sie uns einige Passagen des letztens Songs zitieren?
"Shiny and sparkly and splendidly bright, here one day, gone one night. Gone too
soon..." ("Glänzend, strahlend und zauberhaft... Hier und heute, und dann
einfach nicht mehr da. Zu schnell verschwunden...")
Sie haben kürzlich erklärt, dass sie ihn ihrer Jugend in einem Glashaus
abgetrennt von der übrigen Welt gelebt haben und dass sie das ihrem Sohn ersparen
möchten. Als ihr Sohn dann allerdings geboren wurde, haben sie seine Fotos an den
National Enquirer (amerik. Bildzeitung, Red.) verkauft und an andere
europäiscche Skandalblätter. Warum haben sie das gemacht?
Warum?
Ja, warum?
Ganz einfach, weil das ein Rennen gegen die Zeit war. Illegale Fotos waren im Umlauf.
Jemand hatte verbotene Fotos eines Babys gemacht und diese dann für viel Geld zum Verkauf
angeboten. Die Zeitungen schrieben dann: "Hier die Fotos von Michaels Sohn!"
Wenn ich mich recht erinnere, dann war das nicht richtig...
Stimmt, das war nicht wahr. Daraufhin habe ich beschlossen, Fotos des Babys zu machen. Sie
haben mich regelrecht dazu gezwungen. Hubschrauber verfolgten uns, über dem Haus und dem
Krankenhaus. Selbst die Ärzte haben gesagt: "Michael, wir haben bereits sehr hohe
Persönlichkeiten hier gehabt, allerdings noch nie Vergleichbares erlebt, das ist einfach
unglaublich!" Daraufhin habe ich gesagt: "Hier sind die Fotos, nehmt sie."
Und das Geld dafür habe ich wohltätigen Organisationen gespendet.
Sie wollen also damit sagen, dass sie das getan haben, um sie loszuwerden?
Ja. Und jetzt geht das wieder von vorn los, denn sie wollen andere Fotos. Aber ich bin
damit nicht einverstanden. Ich habe das Recht, meinen Sohn davor zu schützen. Ich
möchte, dass er über Freiraum verfügt und zur Schule gehen kann. Ich wil nicht, dass
man ihn "Wacko Jacko" nennt, Das ist alles andere als nett. So haben sie bereits
den Vater genannt. Das reicht. Habe ich nicht recht?
Sie sagen, dass sie nicht möchten, dass man ihren Sohn "Wacko Jacko"
nennt. Aber wie kann man sie daran hindern?
Gute Frage. Das ist mein Problem. Vielleicht hätten sie da eine Idee
Sie sind sein Vater...
Das stimmt... Diese Leute haben mir allerdings den Spitznamen "Wacko Jacko"
aufgedrückt. Als sie das machten, haben sie wahrscheinlich kaum daran gedacht, dass ich
eines Tages ein Kind haben würde. Haben sie daran gedacht, dass ich ein Herz habe? Das
tut weh, das verletzt mich. Muss mein Kind wirklich das gleiche durchmachen?
Heute sind sie Vater. Erfüllt sie das?
(Michael hat ein breites Lächeln auf dem Gesciht) Ich bin der glücklichste
Mensch der Welt!
Kümmern sie sich oft um ihren Sohn?
Ja! (er lacht)
Möchten sie noch mehr Kinder?
Ja!
Sie stehen seit ihrem frühesten Kinderjahren auf der Bühne. Wenn ihr Sohn über
Talent verfügt... Weist er mit 9 Monaten schon besondere Talente auf?
Ich sage nur eines: Wenn er weint, dann hilft nur eins...
Was?
Ich muss singen und tanzen!
Wirklich?
Ja. Und sofort hört er auf. Sein Weinen wird zum Lachen und er ist glücklich. Er
lächelt dann!
Machen sei den Moonwalk für ihn?
Ja... Ich mache alle möglichen Tanzschritte. (Michael macht einige typische
Tanzbewegungen)
Und sofort weint er nicht mehr?
Sofort.
Michael, wenn ihr Sohn ihnen eines Tages sagt: "Papa, ich will Sänger
werden." Was wäre ihre Antwort, nach all dem, was sie durchgemacht haben?
(Lachen) Ich würde ihm sagen: " Warte mal! Wenn du das willst, musst du auf
dieses und jenes gefasst sein. (Michael zält an seinen Fingern ab.)
Das würden sie ihm wirklich sagen?
Ja, ich würde ihm alles sagen: "Du musst damit leben (Michael zeigt auf eine
Kamera) und damit (Michael zeigt auf eine andere Kamera) und damit (Michael
zeigt auf eine dritte Kamera). Bist du bereit, damit zu leben?" Wenn er
sagt: "Ja, ich will das!", dann würde ich sagen: "OK, aber mach es besser
als ich."
Aber sie würden ihm sagen: "Du weisst, was dich erwartet..."
Ja, "Du weisst, was dich erwartet."
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