Prozess: 7. Tag — 2. Teil

6. Oktober 2011

In Ergänzung zum 1. Teil des 7. Prozesstags (siehe unten) und der im Gerichtssaal abgespielten Audioaufnahme von Michael Jackson hat HLNs juristischer Analyst B.J. Bernstein geschrieben, dass jene 4 Minuten und 12 Sekunden jeden bewegen und zeigen, wie tragisch Michael Jacksons Tod war. Die Aufnahme lasse auch verschiedene Interpretationen offen: „Zeigt es Dr. Murrays mangelhafte Betreuung oder Michaels Verzweiflung, um mit der Tour Erfolg zu haben und alles mögliche dafür zu tun, dass er für die Performance genügend ausgeruht ist? Das können wir jetzt noch nicht wissen. Was man aber bereits feststellen kann, ist dass die Aufnahme offenbart, wie tief der Schmerz war, den Michael Jackson [für die Kinder und Zukunft dieser Welt] fühlte und sein Wunsch, mit seiner Musik etwas zu verändern“, so Bernstein.

Fortsetzung zu Stephen Marx Aussagen betreffend der elektronischen Dokumente, die er auf Murrays iPhone gefunden hat: Die Staatsanwaltschaft lies neben dem Audiotape von Michael Jackson auch eine Voicemail von Frank Dileo, Michaels Manager, vom 20. Juni 2009, abspielen, in der Dileo sagte: „Bitte ruf mich an… Ich bin sicher, Du weiss [Michael] hatte letzte Nacht [bei den Proben] einen Anfall. Er ist krank… Ich glaube, Du musst bei ihm eine Blutuntersuchung vornehmen. Wir müssen nachsehen, was er macht.“ Dies deckt sich mit einer E-Mail, die Kenny Ortega, der am ersten Prozesstag im Zeugenstand war, zur gleichen Zeit an Conrad Murray geschickt hatte. In Bezug auf die gestern erwähnten E-Mails von Murrays iPhone sei ergänzt, dass die Versicherer besorgt waren, nachdem sie in den Medien über ernsthafte gesundheitliche Probleme von Michael gelesen hatten (dass er manchmal im Rollstuhl sei, und er unter Rückenproblemen, Lupus, Emphysem und Krebs leide) und sie deshalb auf den Unterlagen von Michaels Krankengeschichte bestanden, diese jedoch noch immer nicht erhalten hatten. Murray antwortete darauf, dass Michael Jackson sich weigere, die Freigabe der Unterlagen an die Versicherungsgesellschaft zu genehmigen. „Ich sprach mit Mr. Jackson und habe ihn gebeten, die Freigabe seiner medizinischen Unterlagen zu bewilligen, um Sie bei der Erstellung der Versicherungspolice für den Fall von Absagen seiner Shows zu unterstützen, aber er hat diese nicht erteilt. Ich schlage deshalb vor, dass jemand von AEG höflich mit Mr. Jackson sprechen sollte, um ihm die Relevanz dieser Unterlagen aufzuzeigen, da er der Meinung ist, dass eine derartige Versicherungspolice bereits besteht“, so Murray. Betreffend die Medienmeldungen über Michaels Krankheit schrieb er, etwas weniger als eine Stunde vor dem 911 Notruf: „[L]assen Sie mich sagen, dass diese [Medien]berichte nach meinem Wissen allesamt falsch sind.“ Die Unterlagen vom iPhone, so die Staatsanwaltschaft, sollen zeigen, dass Dr. Murray kurz vor Michaels Tod mit diversen E-Mails und Telefonaten beschäftigt war und er daher seinen Patienten vernachlässigt hatte, als dessen Atem stillstand und er starb.

Die Unterlagen zeigten auch, dass Dr. Murray in den letzten Tagen vor Michaels Tod mit seinen eigenen Vertragsverhandlungen beschäftig war. Zwar hatte Murray den Vertrag, um für USD 150’000 pro Monat während der Tour Michaels Leibarzt zu sein, unterzeichnet, aber weder Michael Jackson noch AEG hatten den Anstellungsvertrag gegengezeichnet. Eine frühere Zeugin hatte ausgesagt, dass sie mehr Informationen über Michaels Gesundheitszustand benötigte, inklusive Unterlagen, die Murray selbst über Michael Jackson hatte. Dr. Murray bestand jedoch darauf, dass Michael ein gesunder Mann war und sein File über ihn sehr dünn sei, weil Michael in so einem guten Gesundheitszustand sei.

Nach Stephen Marx trat Elissa Fleak, Ermittlerin für das Gerichtsmedizinische Institut von Los Angeles County, in den Zeugenstand. Sie sagte aus, dass sie Schwierigkeiten hatte, die Todesursache von Michael Jackson festzustellen. Rein vom gerichtsmedizinischen Bericht her, schien es sich bei Michael um einen gesunden 50-jährigen Mann zu handeln. Die merkwürdigen Umstände seine Todes veranlassten das gerichtsmedizinische Institut jedoch eine genauere Untersuchung der Todesumstände zu eröffnen. Entsprechend ging Elissa Fleak die Crime Scene in Michael Jacksons damaligem Zuhause, am Carolwood Drive, untersuchen. Bei ihrem ersten Besuch beschrieb Elissa Fleak unter Staatsanwalt Walgrens Leitung genau, welche medizinischen Flaschen und Tablettendosen sie im Schlafzimmer auf dem Nachttisch, auf einem Tisch neben dem Nachttisch und am Boden unter dem Nachttisch gefunden hatte. Die Liste schloss ein: 12 Flaschen Propofol (1 leeres Fläschchen war am Boden neben dem Bett gefunden wordden), eine Flasche des Beruhigungsmittels Lorazapam und Flumazenil, ein Medikament, das die Nebenwirkungen von Lorazapam bekämpft. Hinzu kam ein ärztliches Rezept für Tizanidine, einem Muskelentspannungsmittel, welches von Dr. Klein an Omar Arnold, einem von mehrern Aliasnamen von Michael Jackson, verschrieben hatte. Die übrigen Medikamente wurden von Dr. Murray verschrieben. Bei ihren zweiten Besuch von Michaels Zuhause fand Elissa Fleak den Sack von Medikamenten, die Dr. Murray in Panik versteckt hatte, als Michael aufgehört hatte zu atmen. Zum Teil hatte er dafür Michaels Security Guard Alberto Alvarez instruriert gehabt, der dies am 3. Prozesstag mit seiner Aussage bereits bestätigt hatte. In diesem Sack wurden Fläschchen von Lidocain, Propofol, Lorzapam und Midazolam gefunden. Die Verteidigung argumentiert, dass Michael Jackson seinen eigenen Tod verursachte hatte, indem er acht Lorazepam Pillen geschluckt und Propofol (ebenfalls oral) eingenommen hatte.

Die Befragung von Elissa Fleak wird heute, am 8. Prozesstag, fortgesetzt.

Quellen: jackson.ch, cnn.com, abcnews.go.com