30. Mai 2005: Freispruch erwartet
Nicht 300, sondern „nur“ 50 Zeugen rief die Verteidigung von Michael Jackson auf. Dennoch rechnen die Anwälte des Popstars mit Freispruch – während der Sänger bereits für die Zeit nach dem Prozess plant. Bereits diese Woche könnten sowohl Anklage als auch Verteidigung ihre Schlussplädoyers im Missbrauchprozess gegen Michael Jackson halten. In Aussicht gestellt hatte das Juristen-Team rund um Thomas Mesereau zuvor immerhin 300 mögliche Entlastungszeugen. Dass man nun glaubt, auf sie verzichten zu können, zeigt auch, wie selbstbewusst die Verteidigung ist. So wurde auch auf einen Zeugen-Auftritt des Sängers verzichtet.
Ein Freispruch des Angeklagten ist, so glauben mittlerweile viele Prozessbeobachter in Santa Maria, in greifbare Nähe gerückt. Die Taktik der Anwälte, die Glaubwürdigkeit des angeblichen Jackson-Opfers, das als Beschuldiger auftritt, und dessen Mutter in Zweifel zu ziehen, sei aufgegangen. „Er wird nicht schuldig gesprochen“, ist sich „Fox News“-Kommentator Roger Friedman nun sogar sicher. Es gebe einfach zu viele Zweifel an Jacksons Schuld. „Spätestens in zwei Wochen haben wir ein Urteil“, glaubt auch Mike Taibbi vom Sender MSNBC. Nach den Schlussplädoyers könnten die Geschworenen – acht Frauen und vier Männer – schon Ende dieser Woche über Jacksons Schicksal entscheiden. Sollten sie dem Star eine Freiheitsstrafe ersparen, werde der dennoch aus dem Blickfeld der US-Öffentlichkeit verschwinden: Der Popstar plane einen Umzug nach Europa oder Afrika, will Roger Friedman erfahren haben. [Joseph Jackson hatte das aber im Gespräch mit Jackson.ch verneint.]
Quellen: Netzeitung, Jackson IFC
26. Mai 2005: Chris Tucker als Zeuge
Schauspieler Chris Tucker begann seine Aussage als letzter Zeuge der Verteidigung am Dienstag um 14 Uhr. Im Gegensatz zu seinem überdrehten Verhalten in „Rush Hour“ und anderen Filmen war er im Zeugenstand völlig ruhig und ernsthaft. Er sagte, er habe den Ankläger getroffen, nachdem dessen Vater sich ihm bei der Laugh Factory [Jackson.ch berichtete] vorgestellt und ihn um Unterstützung gebeten hatte.
Er hatte der Familie 1.500 US-$ gegeben, nachdem der Junge zu ihm nach Hause gekommen sei und traurig berichtet habe, eine Comedy-Aktion habe nicht genug Geld eingebracht. Verteidiger Thomas Mesereau Jr. fragte, ob er misstrauisch geworden sei, weil er doch viele Menschen bei dieser Veranstaltung gesehen habe. „Ja, aber ich habe die ganze Zeit gedacht, ich helfe ihm, darum habe ich das einfach getan.“
Tucker berichtete den Geschworenen, dass der Junge ihn immer wieder um Geschenke gebeten habe, dass er ihm aber sein Verhalten nachgesehen habe, weil er wusste, dass der Kleine den Krebs besiegt und Familienprobleme hatte. „Er sagt immer: Chris, kauf mir das … mir geht es nicht so gut.“
Tucker sagte außerdem aus, der Junge sei normalerweise raffiniert und gerissen gewesen, wenn er Geld von dem Comedian wollte. Die Familie sei ihm suspekt geworden, als sie am Set eines Films auftauchte, den er in Las Vegas drehte, und sich dann weigerte, wieder zu gehen. Tucker sagte, er habe dann die Spesen und Hotelkosten der Familie gezahlt, aber sie seien auch nach mehreren Wochen noch da gewesen. „Er war wirklich schlau und manchmal gerissen. Die Mutter wiederholte wie verrückt, ich sei ihr Bruder und sie liebten mich. Ich wurde langsam nervös. Ich dachte „Ich muss auf mich aufpassen“, denn ich bin berühmt; und manchmal versuchen die Leute einen Vorteil daraus zu ziehen, wenn sie sehen, was man hat. Ich musste mich zurück ziehen.“Aber die Familie kam weiter zu ihm nach Hause und rief ihn an.
Er beschrieb die Mutter außerdem als seltsam, als er einmal zustimmte, der Familie einen 14.000 US-$-Truck zu kaufen, wozu sie ihn gedrängt hatten. „Sie fing an, wie verrückt zu weinen. Ich hatte das Gefühl, dass bei ihr etwas psychisch nicht stimmte. Sie fing an, wie verrückt zu weinen. „Chris, du bist wie ein Bruder.“ Dieses Bruder-Ding immer wieder. Ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.“ Die Frau habe auch gesagt, Michael sei wie ein Vater, und habe sich „verhalten, als sei sie besessen“.
Tucker sagte, die Forderungen hielten an, als er unter dem Druck der Familie zugesagt habe, ihnen einen Flug nach Miami zu buchen, nachdem sie herausgefunden hatten, dass Michael dort war. Seine Aussage griff den Teil der Anklage an, der behauptete, es sei Michaels Idee gewesen, die Familie nach Miami zu holen, weil er angeblich nicht wollte, dass sie die US-Ausstrahlung des Bashir-Films sehen. Tucker sagte aus, die Familie habe ihn überredet, sie nach Miami mitzunehmen, „denn sie suchten nach Michael“, und sie seien weder zu der Reise gezwungen noch gegen ihren Willen dort festgehalten worden.
Als sie an michael jacksons hotelzimmer ankamen, versuchte tucker, michael zu warnen, aber die mutter kam dazwischen. sie zog michael am arm in einen raum und warnte ihn „achte auf uns“, er solle vorsichtig sein mit der familie. er sagte, seine sorge habe sich während der reise gesteigert, weil die mutter michael jackson so überschwänglich gepriesen habe. „Verzweifelt erklärte sie, Michael sei der Vater und ich der Bruder. Deswegen nahm ich ihn beiseite und sagte: „michael, da stimmt was nicht.“ Sie sagte Vater und [der Ankläger] sagte Bruder, und das war alles ein bisschen zu viel.“
Der Ankläger hatte ausgesagt, Jay Leno sei sein Lieblings-Comedian, und Leno hat das vor Gericht wiederholt. [Leno sagte, der Junge sei ihm suspekt geworden, als er ihn in Nachrichten auf dem Anrufbeantworter mit Bewunderung überschüttete, die auswendig gelernt klangen. Er sagte, er finde es komisch, dass ein Teenager Fan eines Comedians im mittleren Alter sein sollte.] Tucker sagte, der Junge habe nie andere Berühmtheiten erwähnt und der Vater habe ihm erzählt, er sei der Lieblings-Comedian des Jungen.
Der Schauspieler nahm die Familie außerdem mit in einen Freizeitpark und zum Einkaufszentrum.
Im Kreuzverhör unterstellte Sneddon, Tucker habe die Vertrautheit gefördert, indem er die Familie zur Hochzeit seines Bruders eingeladen habe. Tucker sagte, sie haben sich selbst eingeladen. Sneddon zeigte ein Foto der Familie mit Tucker auf der Hochzeit. Tucker witzelte: „Das ist ein nettes Foto. Kann ich das haben?“ Sneddon schnappte zurück: „Das hängt davon ab, ob du ein braver Junge bist.“
Quellen: AP, Fox News, MJFC
21. Mai 2005: Schauspielerin und Michaels Verwandte sagten aus
Im Prozess gegen Michael Jackson hat ein Kusin (12) von MJ gegen den Ankläger ausgesagt. Der Junge, der Jackson sexuellen Missbrauch vorwirft, habe auf der Neverland-Ranch Wein und Geld gestohlen, heimlich einen Porno-Kanal geschaut und dabei masturbiert.
Den Diebstahl will auch die vier Jahre ältere Schwester gesehen haben. Den Wein hätten der Kläger und sein Bruder an sich genommen, als Jackson gerade im Bad war und ein Angestellter eine Flasche in sein Zimmer brachte, sagte der Kusin. Als er die Flasche das nächste Mal gesehen habe, sei sie angebrochen gewesen.
Der Kusin sagte weiter aus, er habe gesehen, wie die Besucher mehrere Schubladen durchwühlten und Geld herausnahmen. Er selbst habe an diesem Abend in Jacksons Bett übernachtet. Auf Nachfrage des Staatsanwalts bestätigte der Zwölfjährige, dass er dies öfter getan habe.
Neben Jacksons Verwandten trat die Schauspielerin Vernee Watson Johnson in den Zeugenstand, die vor fünf Jahren von der Familie des damals krebskranken Hauptbelastungszeugen um Hilfe gebeten worden war. Johnson erklärte, die Mutter des Jungen habe sie gebeten, Spenden zur Behandlung seiner Krankheit einzutreiben. Ein Sonderkonto habe die Frau dafür aber nicht einrichten wollen, vielmehr habe sie erklärt, die Spenden sollten auf ihr eigenes Konto fließen. Johnson sagte, sie habe der Sache daraufhin nicht mehr getraut und ihre Unterstützung beendet.
Quellen: Spiegel Online, Jackson IFC
21. Mai 2005: Sozialarbeiterin hilft Verteidigung
Im Missbrauchsprozess gegen Michael Jackson hat eine Sozialarbeiterin den King of Pop mit ihrer Aussage entlastet. Als Mitarbeiterin das Jugendamtes von Los Angeles habe sie im Jahr 2003 ein Gespräch mit dem damals 13jährigen Kläger geführt, sagte Irene Peters am vergangenen Dienstag vor dem Gericht im kalifornischen Santa Maria. Der Junge habe seinerzeit beteuert, Michael Jackson habe ihn „nie angefasst“, sagte die Zeugin. Er habe sogar erklärt, nie mit dem Popstar im selben Bett geschlafen zu haben.
Peters sagte weiter aus, auch die Mutter des angeblichen Missbrauchsopfers habe sich seinerzeit nur lobend über Jackson geäußert und betont, zwischen ihrem Sohn und dem Musiker sei nichts „Ungehöriges“ vorgefallen. „Sie sagte immer, Michael sei für ihre Kinder wie ein Vater“, sagte Peters dem Gericht. Die Frau habe den Sozialarbeitern Videos gezeigt, auf denen Jackson und ihre Kinder gemeinsam Schwäne anschauten. „Sie sagte damals, sie wolle uns zeigen, wie umsichtig und liebevoll Michael ist.“
In ihren Bericht habe sie damals geschrieben, aufgrund der vorliegenden Informationen entbehrten die Missbrauchsvorwürfe gegen Jackson jeder Grundlage, sagte Peters weiter. Die Mutter des inzwischen 15jährigen Klägers hatte in ihrer Aussage angegeben, sie sei vor dem Gespräch mit den Sozialarbeitern von Mitarbeitern des Sängers zum Lügen gezwungen worden.
Quellen: FAZ.net, AFP, Jackson IFC
21. Mai 2005: Weitere Aussagen für Michael
Zwei Hausangestellte von Michael Jackson haben den Aussagen des Jungen widersprochen, der den Popsänger des Missbrauchs bezichtigt. Sie warfen der Familie des angeblichen Opfers vor, selbst Alkohol und Sexmagazine in die Jackson-Villa eingeschmuggelt zu haben. Ein Wachmann erklärte, er habe den Bruder des mutmaßlichen Opfers mit einer Flasche Wein im Rucksack erwischt. Ein Dienstmädchen sagte aus, dass sie im Rucksack des Bruders Sexmagazine gesehen habe.
Die Zeugen wurden auf Antrag der Verteidigung verhört. Außerdem versuchten die Anwälte Jacksons, die Aussage der Familie des möglichen Opfers zu erschüttern, sie sei gegen ihren Willen auf Jacksons Neverland-Ranch festgehalten worden. Eine Kieferorthopädin erklärte, bei einem Termin der Familie des Jungen in ihrer Praxis habe es dafür keine Anzeichen gegeben. Während eines Behandlungstermins der Mutter zu dem Zeitpunkt, als sie angeblich von Jackson festgesetzt worden sei, habe sie keineswegs einen verängstigten Eindruck gemacht. Gelegenheit, um Hilfe zu bitten, habe es durchaus gegeben. Sie hätte die Praxis außerdem problemlos aus freien Stücken verlassen können. Dies habe sie aber nicht in Anspruch genommen.
Quellen: FAZ.net, AFP, Jackson IFC
21. Mai 2005: Kings und Viners Aussage nicht zugelassen
Als nicht für den Prozess relevant hat Richter Melville am vergangenen Donnerstag die geplante Aussage von Late-Night-Talker Larry King zurückgewiesen. Der hatte über den Ex-Anwalt der Klägerfamilie sprechen wollen. Richter Rodney Melville entschied nach einer ersten Anhörung, dass Kings Aussage nicht prozessrelevant sei. Der Late-Night-Talker wollte für die Verteidigung in den Zeugenstand treten.
Melville hörte sich zunächst Kings Beschreibung einer Unterhaltung mit einem früheren Anwalt der Klägerfamilie an. Dabei waren die Geschworenen nicht zugegen. Der CNN-Talk-Master („Larry King Live“) sagte dabei, der Anwalt Larry Feldman habe ihm mitgeteilt, der Mutter des gegen Jackson klagenden Jungen gehe es nur ums Geld, und habe die Frau als „Spinnerin“ bezeichnet.
Feldman hatte in einer Aussage für die Anklage bereits Anfang April erklärt, er habe niemals mit irgendjemandem über seine Mandanten gesprochen. Im Anschluss an Melvilles Entscheidung, die Aussage nicht zuzulassen, verließ King das Gerichtsgebäude im kalifornischen Santa Maria. Der Richter ließ auch die Aussage des Fernsehproduzenten Michael Viner nicht zu, der bei dem Gespräch zwischen King und Feldman dabei war. Laut King wollten beide den Anwalt bei dem Treffen dazu bewegen, in Kings Fernsehshow aufzutreten.
Quellen: Netzeitung, Jackson IFC
16. Mai 2005: Michaels Aussagen auf dem Video
In den Ausschnitten aus Martin Bashirs Material, die vor Gericht gezeigt wurden [Jakcson.ch berichtete] erklärte Michael Jackson, er sei nicht „seltsam“, und sagt, er fühle sich Kindern näher, denn Erwachsene hätten ihn im Stich gelassen. „Von Kindern wurde ich nicht betrogen oder hintergangen“, sagte er. „Erwachsene haben mich im Stich gelassen.“
Die Verteidigung zeigte den Geschworenen das Video nach der Aussage von Macaulay Culkin. Es zeigte Michaels Erklärung, warum er die Neverland Ranch gebaut hat; ein Ort, an dem er sich mit Kindern sicherer fühlte als mit Erwachsenen.
„Ich bin nicht verrückt“, sagte Michael. „Ich bin sehr gewieft. Man kommt nicht so weit, wenn man verrückt ist. Michael zählte außerdem zehn Dinge auf, die er am meisten liebt:
„Ich liebe Unschuld.“ Michael sprach von seiner reinen Liebe gegenüber Kindern und sagte, dass er sich lieber die Pulsadern aufschneiden würde als ein Kind zu verletzen.
„Ich liebe es aufzutreten.“ Michael sagte, er fühle sich in der Öffentlichkeit nur richtig wohl, wenn er auf der Bühne steht.
„Ich liebe alle Leute.“ Michael fügte hinzu, es mache es schmerzhafter, wenn die Leute Lügen weiter verbreiten.
„Ich liebe den blauen Himmel.“
„Ich liebe Züge.“ Ein schöner Mini-Zug fährt um Neverland herum, und eine normal große Dampfeisenbahn fährt die weiteren Strecken.
„Ich liebe Kunst.“ Diejenigen, die das Glück hatten, Neverland besuchen zu dürfen, waren wohl überwältigt von der reichhaltigen Auswahl an Kunstwerken.
„Ich liebe es zu lesen.“ Michael sagte, seine Lieblingsautoren schließen William Wordsworth, Hemingway und Tennessee Williams ein. Die Geschworenen hatten schon früher gehört, dass Michael eine große Büchersammlung in seiner Bibliothek habe.
„Ich liebe Weisheit.“ Michael sagte, dass er viel aus Büchern aufnehme und oft nachdenke, wenn er sich in seinem Lieblingsbaum – dem „Giving Tree“ – auf Neverland ausruhe.
„Ich liebe Italiener.“
„Ich liebe Silberrückengorillas.“ Michael erwähnte sie, als er von seinem Besuch im Berliner Zoo vor ein paar Jahren berichtete und fügte hinzu: „Ich könnte ihnen den ganzen Tag lang zusehen.“
Quellen: abcnews.go.com, MJFC
16. Mai 2005: Auskunft von Raymone Bane
Jacksons Sprecherin Raymone Bane sagte vor dem Gerichtsgebäude, die Zeugenvernehmung von Seiten der Verteidigung werde voraussichtlich noch etwa acht bis zehn Wochen in Anspruch nehmen. Der Popstar leide sehr darunter, als Verbrecher dargestellt zu werden; der Prozess habe seinem Ansehen bereits geschadet. Zudem sei Jackson gesundheitlich sehr angeschlagen. Er habe Rückenschmerzen und sei „körperlich sehr ermüdet“. Er wünsche sich, dass der Prozess bald zu Ende sei, damit er sein normales Leben wieder aufnehmen könne. „Er will wieder tun, was er immer getan hat: Die Menschen glücklich machen“, sagte Bane.
Quellen: Welt, Jackson IFC
16. Mai 2005: Mac sagte aus
Der einstige Kinderfilmstar Macaulay Culkin hat am Mittwoch die gegen Michael Jackson erhobenen sexuellen Missbrauchsvorwürfe als „absolut lächerlich“ bezeichnet. Der Pop-Star habe ihn „niemals“ belästigt, betonte der Hauptdarsteller aus dem Kino-Hit „Kevin – Allein zu Haus“ vor Gericht. Bei seinen zahlreichen Besuchen auf Jacksons Neverland-Ranch hätten sich die beiden gelegentlich ein Bett geteilt. Der Sänger habe ihn aber nie in einer sexuellen Weise berührt. Auch habe er nie gesehen, dass Jackson mit anderen Jungen „irgendetwas Unanständiges“ angestellt habe, fügte der inzwischen 24-Jährige hinzu.
„Wir hatten eine wirklich enge Beziehung“, sagte Culkin. Jackson habe den Druck nachvollziehen können, dem ein Kinderstar ausgesetzt sei. „Wir haben uns irgendwie verstanden“, sagte Culkin, der gerade mal mit neun und zehn Jahren durch seine Filme zu einem der reichsten und berühmtesten Prominenten avancierte. (Jackson startete seine Pop-Star-Karriere mit fünf Jahren.) Nach Culkin werden noch eine Reihe weiterer Prominente im Zeugenstand erwartet, die zu Gunsten des Musikers aussagen sollen.
Quellen: Netzeitung, Jackson IFC
16. Mai 2005: Geragos sagt für Michael aus
Der bekannte amerikanische Anwalt Geragos hat Michael Jackson vor Gericht entlastet. Er bescheinigte ihm eine „fast kindliche Liebe“ zu kleinen Jungen. Im Missbrauchsprozess gegen Popstar Michael Jackson ist der amerikanische Staranwalt Mark Geragos als Zeuge aufgetreten. Jackson sei eine leichte Beute für Erpresser geworden, sagte der Jurist, der den Sänger fast ein Jahr lang vertreten hatte. Der Star habe ihm versichert, dass er mit Kindern, die in seinem Bett schliefen, keinen Sex gehabt habe, sagte Geragos. Nach Ermittlungen über die Familie des Jungen, der den Sänger jetzt des Missbrauchs beschuldigt, sei er aber beunruhigt gewesen, so der Anwalt. Laut Geragos sei die „Katastrophe“ absehbar gewesen. Jackson hätte sich von der Familie fernhalten sollen. „Ich sah einen Mann, der in seiner Liebe zu Kindern fast kindlich war“, erklärte Geragos. Dadurch sei der Sänger eine leichte Zielscheibe für Anschuldigungen geworden. Geragos konnte seine Aussage am Wochenende nicht zu Ende führen. Er wird am 20. Mai erneut vor Gericht auftreten.
Quellen: Netzeitung, Jackson IFC
16. Mai 2005: Neverland-Manager und Sicherheits-Koordinatorin nehmen Michael in Schutz
Michael Jackson ist von dem langjährigen Manager seiner Neverland-Ranch in Schutz genommen worden. Er habe keine Anweisungen erhalten, die Familie des angeblichen Missbrauchopfers auf dem Anwesen gegen deren Willen festzuhalten, gab Joe Marcus vor dern Geschworenen in Santa Maria, Kalifornien, zu Protokoll. Die Mutter des heute 15-jährigen Beschuldigers hatte als Zeugin aussagt, sie seien von Jackson und dessen Helfern quasi gefangen gehalten worden.
Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrer Beweisführung eine schriftliche Anweisung für die Neverland-Wachleute präsentiert, wonach der Junge und sein Bruder die Ranch nicht alleine verlassen sollten. Dies sei zum Schutz der Jugendlichen erfolgt, sagte Marcus nach Angaben der Los Angeles Times. Die minderjährigen Brüder wären zuvor durch ihr wildes Verhalten und unerlaubte Fahrten in Ranch-Fahrzeugen aufgefallen. Er habe mit der Anweisung verhindern wollen, dass sie möglicherweise auf die Straße gelangten.
Im Kreuzverhör mit der Staatsanwaltschaft räumte der Manager ein, dass Jackson mit einigen Jungen, darunter seinem Beschuldiger und Ex- Kinderstar Macaulay Culkin, eine besonders enge Beziehung entwickelt habe. Er habe aber auch weibliche Freunde gehabt, fügte Marcus hinzu. Auf Nachfrage der Anklage nannte er zögerlich Schauspielerin Elizabeth Taylor und Sängerin Liza Minnelli. Marcus gab auch zu, dass er bei einer Razzia auf Neverland in 2003 nicht die Wahrheit gesagt habe, als ihn Polizisten danach fragten, ob Kinder in Jacksons Schlafzimmer übernachten würden. Er hatte dies damals verneint.
Jacksons Sicherheitskoordinatorin auf der Neverland-Ranch, Violet Silva, beschrieb das angebliche Missbrauchsopfer des Sängers und dessen Bruder als missratene Kinder, die ohne Erlaubnis wild mit Golfwagen auf der Ranch herumgekurvt seien und überall Müll wegwarfen. Auch sie widersprach der Darstellung der Anklage, die Familie des angeblichen Opfers sei gegen ihren Willen auf der Ranch festgehalten worden.
Quellen: dpa, Welt, Jackson IFC
16. Mai 2005: Bashirs Material hilft Michael
Michael Jackson ist von dem britischen Journalisten Martin Bashir in Videoaufnahmen als guter Vater mit einer „unglaublichen“ Beziehung zu Kindern gepriesen worden. Wie der amerikanische Sender CNN am Donnerstag berichtete, wurden der Jury in Santa Maria,Kalifornien, ein drei Stunden langes bisher nicht veröffentlichtes Interview gezeigt, die im Rahmen einer Aufsehen erregenden britischen Dokumentation in den Jahren 2002 und 2003 entstanden waren. Jacksons Verteidiger werfen Bashir vor, er habe den Sänger in dem langen Gespräch Sympathie vorgegaukelt, ihn dann aber in der fertigen Sendung in ein schlechtes Licht gerückt.
Während des langen Interviews spricht Jackson über seine „reine“ Liebe für Kinder und sein humanitäres Engagement für bedürftige und kranke Kinder. „Ich würde mir eher die Pulsadern aufschneiden, als einem Kind Schaden zuzufügen“, antwortet der Sänger auf die Frage, ob er je ein Kind belästigt habe. Richter Rodney Melville hatte der Verteidigung gegen den Einspruch der Staatsanwaltschaft grünes Licht gegeben, der Jury das Interview zu zeigen. Prozessbeobachter sehen darin Jacksons Chance, sich im positiven Licht vor der Jury zu präsentieren, ohne notwendigerweise in den Zeugenstand zu treten.
Quellen: FAZ.net, Jackson IFC
16. Mai 2005: Geld-Betrug und die angebliche Freiheitsberaubung
Michael Jackson wurde nach Aussage eines Zeugen von seinen Mitarbeitern um fast eine Million Dollar betrogen. David LeGrand sagte am Donnerstag vor Gericht, zwei Angestellte auf der Neverland-Ranch, die gemeinsam die Familie eines angeblich missbrauchten Jungen auf dem Gelände festgehalten haben sollen, hätten Zugriff auf Jacksons Konten gehabt. „Ich habe jeden verdächtigt“, sagte LeGrand, ein Anwalt aus Las Vegas. „Es schien, als wollte jeder auf die eine oder andere Art von Michael Jackson profitieren.“ Er sei gerufen worden, um Ordnung in Jacksons Finanzen zu bringen. Von Jacksons Mitarbeiter Ronald Konitzer habe er in einem Brief Informationen über den Verbleib von 965.000 Dollar (755.000 €uro) gefordert. Kurz danach sei er entlassen worden.
LeGrand sagte, er habe auch die Mutter des Anklägers auf Neverland getroffen. Sie habe zufrieden gewirkt und gesagt, ihre Kinder hätten viel Spaß. LeGrand räumte ein, Jackson sei besorgt über die Fernsehdokumentation gewesen, allerdings nicht wegen möglicher Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen ihn. „Er wollte die Bilder seiner Kinder unkenntlich machen, bevor der Film gesendet wurde“, sagte LeGrand.
Die Verteidigung bemühte sich unterdessen, einen nicht angeklagten Mitarbeiter Jacksons als Zeugen zu hören, der die Familie des möglicherweise missbrauchten Jungen auf der Ranch festgehalten haben soll. Die Anwälte Jacksons erklärten dem Gericht schriftlich, die Staatsanwaltschaft wolle Vincent Amen nicht mehr als Zeugen hören, weil er der Familie des Jungen widerspreche. Amen ist einer von fünf Mitarbeitern Jacksons, die die Familie auf der Ranch bedrängt haben sollen.
Quellen: AP, Jackson IFC
10. Mai 2005: Michael wird verteidigt
Michael Jackson ist von je zwei Müttern und Schwestern angeblicher Opfer in Schutz genommen worden: Der Popstar verfüge über eine „sehr reine Liebe für Kinder“, sagte eine der Zeuginnen. Joy Robson und Marie Lizbeth Barnes unterstrichen die Aussagen ihrer inzwischen erwachsenen Söhne, dass die Jungen bei ihren Besuchen auf Jacksons Neverland-Ranch nicht belästigt wurden. Sie habe gleich „Vertrauen“ zu Jackson gehabt, sagte Joy Robson gestern vor der Jury im Gericht von Santa Maria in Kalifornien. Die Schwestern der Männer hatten Jackson ebenfalls entlastet. Sie habe häufig mit dem Sänger und ihrem Bruder im Bett des Popstars gespielt, ohne dass dabei etwas Unanständiges passierte, wurde Chantal Robson in der Los Angeles Times zitiert.
Karlee Barnes bezeichnete frühere Jackson-Mitarbeiter, die für die Anklage angebliche Belästigungen beschrieben hatten, als „Lügner“. Jackson habe in den 90er Jahren viele Nächte allein mit den Jungen in einem Bett geschlafen, sagten die vier Frauen gestern vor Gericht. Übereinstimmend erklärten sie, sein Verhalten dabei niemals als unangebracht empfunden zu haben. „Seine Liebe zu Kindern ist sehr rein“, sagte eine der Mütter. „Ihn zu kennen heißt, ihn zu lieben und ihm zu vertrauen.“
Die Anklage deutete an, die Zeugen könnten durch Jacksons Reichtum und Ruhm geblendet sein. Beide Familien wohnen während der Verhandlungen auf Jacksons Neverland-Ranch. Wade Robson, 22, und der eigens aus Australien angereiste Brett Barnes, 23, hatten bereits zuvor jedwede Belästigung durch den King of Pop vehement abgestritten. Die Anklage hatte beide als Missbrauchsopfer des Sängers dargestellt.
Eine frühere Haushälterin gab an, den Popstar und den jungen Robson beim gemeinsamen Duschen gesehen zu haben. Er habe bei seinen mehr als 20 Besuchen auf Neverland nie mit dem Popstar geduscht, konterte der Tänzer und Choreograf, der als Kind in einigen Jackson-Musikvideos mitwirkte. Ex-Kinderstar Macaulay Culkin, der Augenzeugen zufolge von Jackson unsittlich berührt wurde, wird in der kommenden Woche im Zeugenstand erwartet. Prozessbeobachter rechnen damit, dass er – wie in früheren Fernsehinterviews – seine Freundschaft mit Jackson als harmlose Beziehung darstellen wird.
Quellen: Spiegel Online, Jackson IFC
10. Mai 2005: Zeugen der Verteidigung
Mit zwei jungen Männern im Zeugenstand, die jede Belästigung durch Michael Jackson vehement zurückwiesen, hat die Verteidigung ihre Beweisaufnahme eröffnet. Er sei zu keinem Zeitpunkt von Jackson unsittlich berührt worden, gab der 22 Jahre alte Wade Robson vor den Geschworenen im kalifornischen Santa Maria zu Protokoll. Auch Brett Barnes (23), der aus Australien als Zeuge angereist war, wies nach Angaben der Los Angeles Times sexuellen Mißbrauch durch den Sänger zurück. Die Anklage hatte in der vergangenen Woche diese beiden Männer als Belästigungs-Opfer dargestellt, als sie im Kindesalter häufig auf Jacksons Neverland-Ranch zu Gast waren. Als weiterer Zeuge wird der frühere Kinderstar Macaulay Culkin im Missbrauchprozess gegen Jackson erwartet. Zeugen der Anklage hatten von unsittlichen Handlungen zwischen Jackson und dem Schauspieler in den 90er Jahren berichtet.
Thomas Mesereau präsentierte die ersten Zeugen, nachdem sein Antrag auf Einstellung des Verfahrens am Vortag erwartungsgemäß gescheitert war. Die Verteidigung hatte beim Gericht beantragt, Jackson aus Mangel an Beweisen freizusprechen. Sein angebliches Missbrauchsopfer habe keine glaubwürdige Aussage geliefert, um die Vorwürfe gegen den Sänger zu unterstützen, zitierte die Los Angeles Times aus dem Antrag der Verteidigung. Die Mutter des Teenagers wurde als „bizarre“ Zeugin beschrieben.
Andere wichtige Zeugen der Anklage, darunter Jacksons frühere Ehefrau Debbie Rowe, hätten „selbstzerstörerische“ Aussagen gemacht, hieß es weiter. Richter Rodney Melville argumentierte, dass die Geschworenen am Ende über die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu entscheiden haben. Nach zehnwöchigen Zeugenvernehmungen hatte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch ihre Beweisführung abgeschlossen. Viele Justizexperten sprachen von einem schwachen Finale einer von Problemen gekennzeichneten Beweisführung seitens der Anklage.
Quellen: FAZ, Jackson IFC
10. Mai 2005: Letzte Zeugen der Anklage
Im Missbrauchsprozess gegen Michael Jackson hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag in letzter Minute einen neuen Zeugen präsentiert. Von der Vernehmung des früheren künstlerischen Assistenten von Jackson, Rudy Provencio, erhofft sich die Anklage offenbar neue wichtige Aussagen, nachdem sie einige Rückschläge hinnehmen musste. Ursprünglich sollte die Beweisaufnahme der Anklage am Dienstag beendet werden. Zuvor hatte ein Buchhaltungsexperte vor dem Gericht im kalifornischen Santa Maria erklärt, Jackson sei zur Zeit des angeblichen Mißbrauchs eines 13 Jahre alten Jungen hoch verschuldet gewesen. Ein weiterer Zeuge der Anklage rückte zudem die Aussage von Jacksons Ex-Frau Debbie Rowe in ein kritisches Licht: Rowe habe den Sänger bei einer Polizeivernehmung zu den Missbrauchsvorwürfen im vergangenen März als „Soziopathen“ bezeichnet, sagte der Polizist Steve Robel am Dienstag aus. Rowe habe im Laufe der Vernehmung gesagt, Jackson betrachte seine Kinder als „Besitztümer“. Zu keinem Zeitpunkt der Vernehmung habe Rowe den Popstar als großzügigen oder guten Vater dargestellt, sagte Robel.
Provencio erschien braun gebrannt und gelassen vor Gericht. Mit teilweise launigen Bemerkungen brachte er die Geschworenen und den Vorsitzenden Richter Rodney Melville zum Schmunzeln. Seine Befragung sollte am Mittwoch fortgesetzt werden. Amerikanischen Medien zufolge weiß Provencio, der von 2001 bis 2003 für den Popstar arbeitete, viel über dessen Umgebung und könnte die Strategie der Staatsanwaltschaft stützen. Der Buchhaltungsexperte John Duross O’Bryan erklärte, Jackson habe zwischen 1999 und 2003 weit über seine Verhältnisse gelebt. Insgesamt seien die Schulden des King of Pop auf rund 224 Millionen Dollar gestiegen. Jackson habe jährlich „20 bis 30 Millionen Dollar“ mehr ausgegeben als er verdient habe.
Die Staatsanwaltschaft will damit die These untermauern, dass Jackson auch wegen seiner verzweifelten Finanzlage die Entführung des Jungen und seiner Familie geplant habe. Er sei in Panik gewesen, weil gerade eine TV-Dokumentation ausgestrahlt worden war, in der er zugab, mit Jungen in einem Bett zu schlafen. Jacksons Verteidiger betonte dagegen, der Popsänger hätte einfach auf Konzerttournee gehen können, um seine Schulden zu begleichen. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, neue Produkte unter seinem Namen oder seinen Anteil an dem Unternehmen Sony zu verkaufen. Ein Prozessbeobachter, der frühere Staatsanwalt Craig Smith, sagte anschließend, die Verbindung zwischen Jacksons Finanzproblemen und einer geplanten Entführung sei ein zu „großer Sprung in der Logik“.
Quellen: FAZ, Jackson IFC
10. Mai 2005: Den Geschworenen wurden alte Foto-Bände vorgelegt
Im Prozess gegen Michael Jackson sind den Geschworenen zwei Bücher mit Fotos von spielenden nackten Jungen gezeigt worden. Die Bücher waren 1993 von der Polizei in Los Angeles im Schlafzimmer des King of Pop beschlagnahmt worden. Richter Rodney Melville erlaubte der Anklage, die Bücher als Beweismittel geltend zu machen. Die Verteidigung hatte zuvor Einspruch eingelegt. Die Verteidigung hatte geltend gemacht, dass der Fund der Bücher zu lange her sei, um für den Fall Bedeutung zu haben. Die Gesetze in Kalifornien lassen derartige Beweismittel zu, wenn sie auf eine Neigung des Anklagten zu Kindesmissbrauch hindeuten können.
Den Geschworenen wurden die Einbände der beiden Bücher gezeigt, während die Polizistin Rosibel Smith im Zeugenstand aussagte. Sie hatte die Bildbände in einem verschlossenen Aktenschrank im Schlafzimmer Jacksons gefunden. Eines der Bücher zeigte ein Bild hellhaariger Jungen in Badekleidung, die ins Wasser springen. Auf das Buch hatte Jackson geschrieben:
„Schaut euch den wahren Geist von Glück und Freude in den Gesichtern dieser Jungen an, das ist der Geist der Kindheit, ein Leben, das ich nie hatte und von dem ich immer träumen werde. Das ist das Leben, das ich für meine Kinder will.“
Den Geschworenen wurde auch der Einband des zweiten Buchs mit dem Titel „The Boy: A Photographic Essay“ [Der Junge: Ein fotografischer Aufsatz] gezeigt. Eine Aufschrift lautete: „Für Michael von deinem [Herzsymbol] Fan, XXXOOO Rhonda“. Sie war auf das Jahr 1983 datiert.
Die Polizeibeamte Smith sagte, in beiden Büchern seien „spielende, schwimmende, springende“ Jungen zu sehen. Richter Melville erklärte, einige Bilder in den Büchern könnten als pornografisch interpretiert werden. Staatsanwalt Ron Zonen sagte, das eine Buch bestehe zu rund 90 Prozent aus Bildern von nackten Jungen, das andere zu 10 Prozent.
Quellen: Spiegel Online, Jackson IFC
10. Mai 2005: Brasilien-Flug geplant
Eine Reisebüromitarbeiterin hat im Kindesmissbrauchsprozess gegen Michael Jackson bestätigt, dass die Familie des Hauptbelastungszeugen nach Brasilien geflogen werden sollte. Sie habe von Jacksons Mitarbeitern den Auftrag erhalten, Tickets für einen Hinflug am 1. März 2003 für den Jungen und seine Familie zu buchen, sagte die Frau vor Gericht. Die Reise sei jedoch kurz vorher ohne Angabe von Gründen abgesagt worden. Die Reiseverkehrskauffrau erklärte weiter, sie habe die Familie des Jungen nie persönlich getroffen und sich im Auftrag von Jacksons Mitarbeiter Marc Schaffel um die Flugreise gekümmert.
Mit der Aussage der Zeugin wollten die Ankläger ihren Vorwurf untermauern, Jackson habe den Jungen und seine Familie entführen und für unbestimmte Zeit nach Brasilien bringen wollen. Am 6. Februar 2003 war die TV-Dokumentation ausgestrahlt worden, in der Jackson erstmals öffentlich eingeräumt hatte, häufig mit Kindern in einem Bett zu schlafen.
Quellen: AFP, Jackson IFC
10. Mai 2005: Michael als Zeuge?
Michael Jackson könnte in dem Prozess gegen ihn möglicherweise selbst als Zeuge aufgerufen werden. Jacksons Anwalt Thomas Mesereau sei dafür bekannt, seinen Mandanten Gelegenheit zu geben, sich selbst zu verteidigen, sagte die zu Jacksons Anwältsteam zählende Debra Opri am Mittwoch im US-Fernsehsender Fox News. „Ich glaube wirklich, Michael Jackson wird diese Chance ergreifen, um seinen in dem Verfahren beschädigten Ruf wiederherzustellen“, sagte Opri.
Quellen: AFP, Jackson IFC
10. Mai 2005: Debbie preist Michael vor Gericht
Den mit Spannung erwarteten Auftritt von Debbie Rowe als Zeugin im Prozess gegen Michael Jackson hatte sich die Staatsanwaltschaft anders vorgestellt. „Debbie Rowe wird Ihnen sagen, dass auch ihr Interview völlig vorgegeben war, so wie das der Mutter des Klägers“, hatte sich Staatsanwalt Tom Sneddon vor Beginn der Aussage zitieren lassen. Er ging davon aus, die Aussage von Jacksons Ex-Frau würde bestätigen, dass Jackson und seine Mitarbeiter nach Ausstrahlung der umstrittenen Dokumentation „Living With Michael Jackson“ Interviews erzwungen hatten, die das Image des Sängers retten sollten.
Doch es kam anders: „Ich wollte verhindern, dass irgendjemand zu mir kommt und sagt, das Interview war geprobt. Und wie Mr. Jackson weiß, lasse ich mir von niemandem vorschreiben, was ich sagen soll“, sagte Rowe im Zeugenstand. Sie sagte weiter, dass ihr zwar eine Liste mit Fragen zur Vorbereitung angeboten worden sei, doch dass sie vorgezogen habe, diese gar nicht erst anzusehen. Sneddons Mitarbeiter Ron Zonen fragte Rowe daraufhin, was sie sich davon versprochen habe, das Interview überhaupt zu geben. Rowe antwortete unter Tränen: „Wieder mit meinen Kindern zusammen zu sein und mit ihrem Vater wieder Kontakt aufzunehmen.“
Rowe räumte allerdings ein, sie habe teilweise gelogen, als sie in dem Video Jackson als einen hervorragenden Vater pries. Dem US-Sender CNN zufolge bezeichnete sie Jackson unter Tränen als ihren „Freund“. Der Popstar habe sie im Frühjahr 2003 am Telefon persönlich darum gebeten, an einem Entlastungs-Video mitzuwirken, sagte die 46-jährige Mutter seiner beiden Kinder Paris und Prince Michael vor dem Gericht von Santa Maria. Sie habe dafür weder Geld erhalten, noch seien ihr konkrete Versprechungen gemacht worden. Prozessbeobachtern zufolge wirkte die Frau anfangs nervös und vermied zunächst jeden Blickkontakt mit Jackson. Der Popstar soll ihre Ausführungen regungslos verfolgt haben.
Auch ein früherer Video-Produzent Jacksons widersprach als Zeuge der Behauptung der Anklage, dass die Mutter des mutmaßlichen Jackson-Opfers bei den Aufnahmen für das Entlastungsvideo unter den wachsamen Augen von Jacksons Helfern bereits fertige Texte ablesen musste. Die Frau habe bei den Dreharbeiten ohne Skript geredet, zitierte der US-Sender FoxNews den Produzenten. Rowe führte weiter aus, dass sie „nie zusammen lebten“. Nach ihrer Trennung habe sie sich mit Jackson zunächst darauf geeinigt, dass sie ihre Kinder alle 45 Tage für acht Stunden sehen dürfe. Wegen häufiger Reisen der Kinder mit dem Vater sei dies aber oft nicht möglich gewesen.
Unter Tränen kritisierte die 46-Jährige jedoch am Tag darauf Jacksons Umfeld. Vor dem Gericht im kalifornischen Santa Maria bezeichnete Rowe Jacksons Helfer als „opportunistische Geier“, die den Popstar ausnutzen würden. Rowe bekräftigte ihre überraschende Aussage vom Vortag, dass sie von Jackson nicht gedrängt worden sei, sich positiv über den Popstar zu äußern. In einem Entlastungsvideo habe sie aus freien Stücken gut über Jackson geredet. Rowe räumte jedoch ein, dass sie Jackson einen Gefallen tun wollte und darauf hoffte, ihre Kinder wiederzusehen.
Zum Zeitpunkt des Interviews im Frühjahr 2003 hatte sie die gemeinsamen Kinder Paris und Prince Michael schon zweieinhalb Jahre nicht mehr besuchen dürfen. Rowe hatte 2001 das Sorgerecht für die jetzt sieben und acht Jahre alten Kinder an den Sänger abgetreten.
Quellen: N24, dpa, Spiegel Online, Jackson IFC
05. Mai 2005: Befragung zu Ende
Die Anklage ist nun am Ende ihrer Zeugenbefragung angelangt. Daraufhin hat die Verteidigung einen Antrag eingereicht, den Fall wegen Mangel an Beweisen fallen zu lassen. Der Richter wird heute darüber entscheiden. Experten erwarten allerdings einen ablehnenden Bescheid.
Quelle: ZDF