Goodie und Artikel: MJ meets MJ

17. März 2013

„Jam Jam, here comes the Man“: Anlässlich dem 50. Geburtstag der Basketballlegende Michael Jordan, hat „ESPN Playbook“ einen detaillierten Rückblick auf die Entstehung vom „Jam“ Video im Frühling 1992 zusammengestellt. „Als Jordan, der grösste Athlet auf dem Planet, mit dem grössten musikalischen Künstler, Michael Jackson, für das Video zu seinem Song Jam zusammenarbeitete“, so das Magazin. Für den Artikel sprachen sie mit dem Regisseur David Kellogg und dem Produzent des Videos, Phil Rose. „Wir hatten eine Menge an kreativer Freiheit“, erinnern sie sich.

 

Auch Michael Jordan kann sich gut erinnern:„Zuerst sagte ich, ‚ich weiss nicht ob ich das machen möchte, weil dieser Typ versuchen wird, mich zum Tanzen zu bringen, und das wird wirklich blamabel.‘ Aber dann sagte ich: ‚Nun, verflixt, es ist Michael Jackson. Wann wirst du je eine Chance haben, ihn ein wenig gesellschaftlich kennen zu lernen und gleichzeitig dieses Video zu machen?‘ So änderte ich meine Meinung und sagte zu.“

 

Sandy Gallin, Michael Jacksons damaliger Manager, hatte Michael Jordan kontaktiert. Auch Regisseur David Kellogg und Filmproduzent Phil Rose. „Das Budget war ziemlich gross für die Zeit. Es war kleiner [als die gewohnten] Budgets, die Michael zu der Zeit zur Verfügung standen, aber es war immer noch beträchtlich – über eine Million“, sagt Phil Rose. Da Michael Jordan im Frühling 1992 mit Basketballspielen ziemlich ausgelastet war, wurde entschieden, den Clip in Chicago zu drehen, wo Jordan lebte. „Ich glaube wir kamen buchstäblich am Donnerstag an und planten, am folgenden Donnerstag mit dem drehen zu beginnen. Und in dieser Zeit mussten wir eine Lokalität finden, diese für uns sichern und dann, natürlich, diesen surrealen Basketballboden und Hof bilden“, berichtet Phil Rose. Der Regisseur David Kellogg sieht das alte Zeughaus noch vor sich: „Es war nicht wirklich in einer besonders guten Nachbarschaft und es war wirklich in Unordnung. Ich weiss nicht, was darin vorging, aber da war einfach nur eine Schweinerei. Der Boden war wirklich schlecht und es war echt dreckig.“ Doch glücklicherweise wurden die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt, um das Bestmögliche aus der Halle zu machen.

Als der Produzent Rose unter anderem den Polizeichef von Chicago über die Dreharbeiten informierte, wurde der Clipdreh als „Hellmanns Mayonnaise Werbespot“ getarnt. Damit auch ja keine Infos an die Presse durchsickerten. Als dann am ersten Drehtag des „Mayonnaise Werbespots“ Michael Jackson mit einem Bus vorfuhr, und einige Stunden später auch noch die Basketballgrösse Michael Jordan mit seinem BMW eintraf, habe dies der Polizeichef kaum fassen können. Gleich zwei derartige Berühmtheiten am gleichen Ort vor Fans beschützen zu müssen. Umgehend organisiere er polizeiliche Verstärkung.

 

Michael Jordan und Michael Jackson verstanden sich sofort und man konnte mit den Dreharbeiten beginnen. „Da war eine Menge Improvisationen, speziell wenn du mit zwei Leuten wie ihnen arbeitest, dessen Terminpläne sind, wie sie sind“, so Phil Rose. Beide blühten in ihren Kernberufungen auf, Michael als Performer, Jordan als Sportspieler. „Es ging wirklich einfach darum, die Momente zwischen den Beiden einzufangen und dann das Material zu verwenden, das wir erfasst hatten.“

David Kellogg weiss noch, dass Michael Jackson und sein Team viel Wert auf die Belichtung legten. Wenn Jordan und Jackson zusammen vor der Kamera standen, machten sie keine Vorschriften, doch wenn nur Michael tanzte, dann gaben sie genau Anweisungen. Michael wollte kein Seitenlicht, das auf einer seiner Gesichtshälfte ein Schatten hinterlassen hätte. „Er bevorzugte eine Silhouette oder Licht direkt von vorne und schön matt, so war hinter der Kamera eine Art Lichterwand. Auf eine Weise war es Schönheitsbelichtung, wie man es in einem Make-Up Kommerzial machen würde“, sagt Kellog. Es sei zu einer Zeit gewesen, als Michael Jackson oft mit einer Chirurgenmaske gesichtet wurde. „Aber ich fand, er sah grossartig aus“, so David Kellogg.

Dem Regisseur haben die Dreharbeiten Spass gemacht: „Sie waren beide gute Personen und easy, um mit ihnen zu arbeiten. Ich denke sie mochten sich gegenseitig wirklich, und du konntest das sehen.“ Während Jordan tänzerisch nicht mit Michael Jackson mithalten konnte, ging es letzterem gleich in den Basketballduellen. „Jackson war neckisch mit Jordan und er war glücklich, mit einem Basketball herum zu rennen. Er hatte keine besonders gute Form oder sonst etwas. Es machte Spass, ihnen zuzusehen“, sagt Kellogg, „sozusagen zu sehen ‚Wow, sie beherrschen ihren Körper in einer komplett anderen Art‘.“

„Michael Jackson ist ein Kind und er brachte Wasserballone, Super Soakers [Wasserpistolen] und ferngesteuerte Autos mit zum Set“, erinnert sich Kellogg. Eine amüsante Erinnerung hat auch der Produzent Phil Rose: Nach einigen Drehtagen habe ihn jemand aus Michaels Team informiert, dass Michael erst später wieder auf dem Set zurück sei. „Um welche Zeit wird er wohl zurück sein?“ habe Rose gefragt. „Er wird möglicherweise in einigen Tagen hier sein“, antworte Michaels Teammitglied – „Warte, wir sind in Chicago. Er war erst noch gestern hier. Was ist geschehen?“ – „Er hat eine Verabredung zum Mittagessen“ – „Oh, OK, kann er es absagen, weil die [Videoeinrichtung] echt teuer ist“ – „Oh, es ist mit dem Präsident!“
George Bush war damals im Amt und es war der 1. Mai 1992, an dem er den King of Pop mit einem „Point Of Light“ Preis für seine Unterstützung benachteiligter Kinder auszeichnete.

Die Drehcrew des Jam Videos war immer wieder von Michaels Tanzeinlagen fasziniert. „Ich erinnere mich, wie Michael etwas am kränkeln war. Ich weiss nicht, ob er da die Grippe oder sonst was hatte. Michael Jackson lungerte in einer Ecke. Wir bereiteten eine Aufnahme vor und er sah schlecht aus, als wäre er nicht gesund. Aber sobald du die Musik abgespielt hast, raffte er sich auf. Wenn du 12 Fuss von ihm entfernt bist, ist es sehr beeindruckend, ihn zu sehen. Es war wirklich inspirierend. Ich denke, dass die Crew und jeder sonst dachte ‚Wie kann er sich so fokussieren und so dynamisch und so in Form sein?‘ – ist das nur Adrenalin? Woher kommt das?“, berichtet David Kellogg ehrfürchtig.

“Ich habe Musikvideos gedreht, Werbungen, TV Shows und Filme und ich kann sagen, die meiste kreative Freiheit, die ich je hatte, war in einem Musikvideo wie [Jam]“, so Produzent Phil Rose. Dem kann auch Kelloggs zustimmen: „Wir hatten eine Menge an kreativer Freiheit.“


Die USA bekam das Jam Video erstmals am 19. Juni 1992 zu sehen, als es auf Fox, BET und MTV Premiere feierte. Neben Michael Jordan sind darin auch Rapper Heavy D und das Rap-Duo Kriss Kross zu sehen. Jam war nach Black Or White, Remember The Time und In The Closet in den USA die vierte Singleauskopplung aus Dangerous und stieg in den US-Charts bis auf den 26. Platz.
In Europa war Jam die fünfte Single nach Who Is It und erschien Ende September. Jam stieg in England bis auf den 13. Platz, in Deutschland auf den 18., in Österreich auf den 28., und in der Schweiz auf den 22. Platz der Hitparade.

Im Goodie der Woche das Jam Video in voller Länge.

Der komplette Artikel von „ESPN“ mit den detaillierten Interviews, siehe hier.


Quelle: jackson.ch, espn.go.com, The Visual Documentary, hitparade.ch