Michael und der New Jack Swing

27. Oktober 2017

Im Spezial „Groove Me: The story of New Jack Swing“ sprechen beteiligte Musiker über die Erfolgsstory des Musikstils. Michael Jacksons Beteiligung war der absolute Höhepunkt. Teddy Riley erinnert sich an die Sessions mit dem King of Pop.

Zwischen 1986 und 1991 eroberte eine neue Musikrichtung die Tanzflächen: New Jack Swing! Das Village Voice Magazin hatte dem aufkommenden Stil bereits 1987 eine Coverstory gewidmet: “Teddy Riley’s New Jack Swing: Harlem Gangsters Raise a Genius”. Musiker wie Babyface, Antonio L.A. Reid, Jimmy Jam und Terry Lewis hatten mit ihren R&B Produktionen in den 1980er Jahren massgeblich zur Entstehung des New Jack Swing beigetragen.

Teddy Riley, der als „Godfather of New Jack Swing“ bezeichnet wird, sagt: „New Jack Swing hatte keine farbliche Linie, das bedeutete es hatte keinen Stil. Es ist ein Musikstil der sich nach dem Anlass richtet. Das selbe gilt für Janet Jackson, die New Jack Swing mit Rhythm Nation machte und mit dem Album zuvor [Control], das ist ihre Interpretation davon wie sie inspiriert wurden. Was mich betrifft, derjenige zu sein, der mit diesem vielseitigen Stil begann, der vor New Jack Swing ′heavy R&B′ genannt wurde, wir brachten das auf ein neues Level. Wir fügten dem Gesang Rap hinzu da es bisher nur Gesang beinhaltete.“

Der Sänger Keith Sweat hierzu: „Teddy wurde zum Produzent der Produzenten, da man zu der Zeit keinen anderen Produzenten finden konnte, der Hip Hop und R&B machen konnte und es so gut wie er tat, oder es genauso [genial], wie er machte.“

Teddy Riley: „Ich hatte diesen Traum davon Michael Jackson und James Brown zusammen zu bringen, Michael und Prince zusammen, oder Marvin Gaye und Luther [Vandross] und dies zu vermischen. Das war, wovon ich träumte und ich wollte meinen Traum wahr werden lassen indem ich das in meine Musik einfliessen liess.“

Als Produzent produzierte und remixte Teddy Riley für diverse Sänger und Rapper wie Bobby Brown, Doug E. Fresh, Keith Sweat oder Heavy D. 1987 gründete er zudem die Band Guy („Groove Me“) und 1992 Blackstreet („No Diggity“).

Im Jahr 1990 aber geschah, was Teddy Riley nie erwartet hätte: Michael Jackson rief ihn an und wollte mit ihm an Songs für „Dangerous“ arbeiten, das erste Album, das er ohne Quincy Jones aufnahm.

Andre Harrell (Gründer von Uptown Records): „Als Teddy mit Michael Jackson arbeitete, war das eine grosse Stellungnahme für Teddy, ein grosses Statement für New Jack Swing und ein grosses Statement für Uptown Records. Es war wie: Der grösste Star der Welt schenkt dem was wir machen Beachtung.“

Teddy Riley: „Eines Tages rief mich Michael an und sagte im Wesentlichen, dass er mich auf dem Bad Album dabei haben wollte. Er sagte zu mir, ‚wer ist dieser Typ mit der Glatze, der dein Manager war. Arbeitest du immer noch mit ihm?‘ Ich sagte ‚über wen sprichst du?‘ Er sagte, ‚ich spreche über diesen Typ namens Gene [Griffin]… wir wollten dich auf dem Bad Album dabei haben, aber er stellte so viele Bedingungen auf, dass wir ablehnen mussten.‘ Das war also der Grund wieso ich nicht auf dem Bad Album dabei war. Quincy [Jones] hatte meine Musik und mich schon damals Michael vorgestellt und Michael meinte ‚Dich auf diesem Bad Album gehabt zu haben, wäre toll gewesen.“ Aber gleich danach sagte er ‚Alles was passiert, hat einen Grund und du bist jetzt hier und ich bin so glücklich darüber.“

Kelly Griffin: „Meiner bescheidenen Meinung nach ist Michael offensichtlich der Sonderfall aller Typen von Künstler, die wir in den vergangenen 100 Jahren gesehen haben, aber er war auch ein Student vom Entertainment, von der Kultur und Kunst. Er hat sich immer wieder selbst herausgefordert und als ein Resultat davon, hat er auch immer die Leute herausgefordert, die mit ihm gearbeitet haben.“

Teddy Riley: „Bevor ich überhaupt über Druck nachdachte war ich einfach mal super nervös. An einem Punkt während der Session hat mich Michael nur gemustert und gesagt ‚Ich möchte nicht, dass du dich fürchtest mir zu sagen, ich sei daneben. Ich möchte nicht, dass du dich davor fürchtest mir irgend etwas zu sagen. Ich möchte, dass du bei dieser Session die Kontrolle übernimmst, ich möchte, dass du die Kontrolle übernimmst und so bist wie mit Guy oder [mit allen anderen, mit denen du gearbeitet hast]. Sei kritisch mit mir.‘ Also musste ich das tun.“

Kelly Griffin: „Als er entschied, sich von Quincy zu trennen für Dangerous, war es kaum deswegen, da er dachte ‚Quincy, ich rocke mit dir nicht mehr richtig‘ Er dachte sich möglicherweise eher ‚Wir machten Thriller, wir nahmen Off The Wall und Bad auf, wir erschufen fantastische Geschichte. Was ist die nächste Phase?‘ Und Michael, der ständig alle Musikrichtungen hörte, dachte sich [möglicherweise] ‚Dieses Kind Teddy macht tolle Sachen.“

Andre Harrell: „[Michael] hat ihm nicht nur Beachtung geschenkt, er wollte ein Teil [von New Jack Swing] sein und [die Musik] auf ein neues Level bringen. Die ganze Sache war eine Zustimmung auf die beste Art.“

Keith Sweat: „Wenn etwas heisses rauskommt, möchte jeder mitmachen. Das ist, wie es ist. Also war es keine Überraschung, dass MJ und andere Leute dem folgen wollten weil du, oder du versuchst, zu machen, was die Leute gerade in diesem Moment hören wollen.“

Teddy Riley: „An einem Punkt, am Anfang der ganzen Sache, gab ich keine Interviews und nichts und Michael prüfte mich erneut. Er sagte so etwas wie, ‚kann ich dir eine Frage stellen? Möchtest du kein Teil dieses Projektes sein?‘ ich sage, ‚Klar [möchte ich dabei sein], stimmt etwas nicht?‘ Er sagte, ‚ja, du sprichst nicht darüber.‘ Ich sagte, ‚Nun, du hast mich eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben lassen.‘ Und dann begann er zu lachen. Ich dachte, dass ich nicht darüber sprechen durfte, aber er meinte, ‚bei dir ist das anders, du darfst über dieses Projekt sprechen. Ich möchte, dass es da draussen gehört wird, da du eine Fanbasis hast und ich brauche diese Fanbasis. Ich möchte, dass die Leute wissen, dass du an dieser Platte mitarbeitest.“

Kelly Griffin: „Wann immer du mit Teddy sprichst, er wird dir sagen, dass ihn Michael angespornt hat.“

Teddy Riley: „Am Anfang der Sessions nahm er diese Kreidetafel hervor, die er ‚Projekt-Tafel“ nannte, und die ich seither immer in meinem Studio habe, mit all den Songs: Den Songs die wir mochten, den Songs die wir mässig mochten und den Songs, die wir überhaupt nicht mochten. Er nahm sie hervor und ich sah meine Songs ganz oben auf der Liste. Es waren ungefähr 40 Songs und ich sehe ‚Black or White‘, ‚In The Closet‘. Wir hatten noch nicht mal die Musik aufgenommen und er sagte ‚[Dies] sind die Songs, die du übernehmen wirst.‘ Er machte die Titel, bevor er die Songs aufnahm.“

Kelly Griffin: „Wenn du genau hinhörst, was Michael getan hat, die Sounds dort klangen einfach nur verrückt. Sein ‚Warum‘ war sehr klar und bestimmt.“

Teddy Riley: „Er kam mit ‚In The Closet‘, und ich kam mit ‚Can’t Let Her Get Away.‘ Ich hatte das Stück und alles bereits gemacht und er fand, ‚das wird auf dem Album sein.‘ Er hatte noch nicht mal die Worte dazu geschrieben. Wenn es darum geht, Aufnahmen zu machen, ist er begeistert. Er macht es zu einem Ereignis. Jede Aufnahme ist ein Ereignis. Wir nahmen uns die Zeit um [die Aufnahme] an einen Punkt zu bringen, an dem es die Leute umhaut, wenn es darauf ankommt.“

Das ganze Interview über den New Jack Swing mit Hörbeispielen gibt es hier: Groove Me: The story of New Jack Swing

„Mit der Unterstützung von Andre Harrell und Uptwon Records, inklusive der Talente von Keith Sweat, Al B Sure!, Guy und Michael Jackson, hat Teddy’s Jam eine Generation unter dem Groove vereint.“

Quelle: jackson.ch, revolt.tv