Boulevardmeldungen: Hintergründe, Fakten und ein Statement des Estate – UPDATE

2. Juli 2013

Wer die ausländische Presse in den letzten Tagen etwas verfolgt hat, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die Berichte der englischen Tabloid Presse mit neuen Anschuldigungen gegen Michael Jackson gestossen. Die irreführenden und verleumderischen Berichte sind bereits in der Schweizer Presse angekommen. Der Estate sowie Thomas Meserau haben sich nun dazu geäussert. Ebenso hat der Kolumnist Roger Friedman einen spannenden und klärenden Artikel bezüglich der absurden Anschuldigungen veröffentlicht.

Gemäss den Anschuldigungen der britischen Presse, soll Michael Jackson 24 Familien ausbezahlt haben, deren Kinder er belästigt haben soll. In seinem Blog vermerkt Roger Friedman zu Beginn: „Die Geschichte ist nicht wahr.“ Die Meldung sei auf Akten aufgebaut, die der Reporter Jim Mitteager dem `National Enquirer` hinterliess, Mitteager ist inzwischen verstorben. Mitteager, der zu einem späteren Zeitpunkt wegen sexueller Belästigung von der Berichterstattung abgezogen wurde, wollte im Jahr 1992/1993 beweisen, dass es einen Jungen gegeben haben soll, der vor dem Fall Jordy Chandler eine Abfindung von Michael Jackson erhalten haben soll. Dies hat sich jedoch später als unwahr herausgestellt. Weiter habe Mitteager keine Moral oder Seriosität an den Tag gelegt, er soll oft den befragten Personen Geld bezahlt haben, damit diese Geschichten über berühmte Persönlichkeiten erfinden. Wer gerne detailliertere Informationen haben möchte, ist mit dem Bericht von Roger Friedman gut bedient, dieser kann hier nachgelesen werden.

Ein weiterer sehr interessanter und gut recherchierter Bericht den wir hier erwähnen möchten, stammt von Charles Thomson, einem freien Journalisten. Er führt ganz klar auf, dass es doch sehr zu denken gebe, dass seit Beginn des Prozesses der Jackson Familie gegen die AEG Live, viele Zeitungen, welche auffällige und lukrative Werbungen für die Events der AEG drucken, nun mehr denn je bedacht sind, den Namen Michael Jackson zu beschmutzen. Allen voran `The Mirror UK` welcher von AEG gesponsert wird. Genau dieses Magazin hat die irreführende Geschichte über die angeblichen `FBI Akten` veröffentlicht, die zeigen sollen, wie mehrere Mitarbeiter auf Neverland bezeugt haben sollen, dass Michael Kinder belästigt haben soll. Die angeblichen Anschuldigungen der Neverland Angestellten kommen von ein und demselben Dokument, und nicht wie in der Presse dargestellt, von mehreren Quellen und Dokumenten. Die Abschrift enthält ein Interview eines Paares mit dem Namen LeMarques, sie arbeiteten in den späten 80ern und den frühen 90ern auf Neverland. Das Paar habe nie die Polizei bei ihren angeblichen Beobachtungen hinzugezogen. Stattdessen haben sie Deals mit Boulevardzeitungen abgeschlossen, `The Mirror` inklusive. Die Polizei, die den Fall später untersuchte, kam zu dem Schluss, dass das Paar keine Glaubwürdigkeit habe und es keine Hinweise auf Missbrauch gebe. Und diese  `FBI Akten` sollen ebenfalls die im Bericht von Roger Friedman erwähnte Auszahlung eines Jungen vor dem Fall Chandler beweisen. Die sogenannten `FBI Akten` sind jedoch keine FBI Akten. Es sind gemäss Thomson Abschriften von Interviews die von dem Journalisten Mitteager zusammengestellt wurden, der wie bereits oben erwähnt, seine Quellen bezahlte. Die Polizei fand später heraus, dass es diesen Jungen sowie die Auszahlung nie gegeben habe. Thomsons lesenswerten Bericht gibt es hier.

Weiter ein kurzes Statement von Thomas Mesereau, welcher Michael im Prozess 2005 erfolgreich verteidigte: „Das FBI hatte nie irgendwelche Akten, welche behaupten sollen, das Michael Jackson 24 Jungen missbraucht haben soll, weil es nie passierte. Glauben Sie mir, wenn sie solche Informationen gehabt hätten, wären diese bei der Gerichtsverhandlung präsentiert worden.“

UPDATE: Mesereau sagte gegenüber RadarOnline.com weiter: „Erinnern wir uns, 2009 veröffentlichte das FBI ihre Michael Jackson Akten, und obwohl einiges editiert war, waren da absolut keine Ergebnisse über irgendein Fehlverhalten seitens meines Klienten. Im Vorfeld des Belästigungsprozesses 2005 arbeitete der Staatsanwalt von Santa Barbara mit dem FBI und Interpol und sie kamen mit keinen Beweisen bezüglich jeglichem sexuellen Missbrauch.“ Thomas Mesereau sagte, dass der zuständige Staatsanwalt regelmässig ins Hauptquartier des FBI in Quantico, VA, geflogen sei, um an Hinweise gegen Michael zu kommen. Mesereau findet es widerlich, dass Michael selbst als Toter von gewissen Leuten ausgebeutet wird. Und bezüglich AEG Verfahren sieht Mesereau, obwohl er es nicht beweisen könne, „wahrscheinlich einen Zusammenhang.“

Auch eine der Jackson Familie nahe stehende, ungenannte Quelle äusserte gegenüber Radar Online Zweifel  gegenüber dem verleumderischen Bericht der englischen Boulevardzeitung. Michael und seine Kinder hätten bei mehreren Untersuchungen des „Los Angeles Department of Children & Family Services“ kooperiert. „Michael wurde für Stunden ohne seinen Anwalt interviewt. Er verbarg nichts. Er konnte nicht verstehen, wieso diese Anschuldigungen gegen ihn erhoben wurden. Das DCFS entlastete ihn hinsichtlich jeglichem Fehlverhalten in allen ihren Untersuchungen.“

Übrigens entlarvte sogar die bei den MJ Fans verhasste Diane Dimond in einem Bericht auf „The Daily Beast“ die angeblichen „FBI Akten“, die gar keine sind. Wie auch die Journalisten Roger Friedman oder Charles Thomson schreibt sie, dass sich die Berichte der englischen Klatschzeitungen in Wahrheit auf Berichte des Boulevard Journalisten Jim Mitteager beziehen.

Jackson.ch hatte über die von Thomas Mesereau erwähnten im Jahr 2009 veröffentlichten FBI Akten berichtet. Wir können bestätigen, dass die Akten Michael Jackson NICHT belasteten.

Zum Schluss noch das Statement des MJ Estates bezüglich der ganzen verwirrenden Meldungen in der Presse: „Wie MJ sagte, nur weil ihr es in Magazinen lest, ist es noch lange nicht wahr… wir persönlich verabscheuen diese angeblichen News Organisationen, die auf Michaels Kosten profitieren wollen. Wir hoffen, die Fans bleiben mit uns wachsam dabei, Michaels Vermächtnis zu schützen. Wir hoffen, jeder wird die Möglichkeit haben, die MJ ONE Show zu sehen… das ist der wahre Michael.“

Dem können wir uns nur anschliessen. Leider gibt es immer wieder Leute und sogar Journalisten, die diesen Boulevardmagazinen einfach Glauben schenken, ohne selber nachzuforschen. Wir sind froh, Leser wie euch zu haben, die sich für die Fakten hinter diesen geldmachenden Berichten interessieren.

Quellen: jackson.ch, showbiz411.com, charlesthomsonjournalist.blogspot.ch, radaronline.com, The Official Online Team of the Michael Jackson Estate

7 Kommentare zu “Boulevardmeldungen: Hintergründe, Fakten und ein Statement des Estate – UPDATE

  1. Jutta Müller

    Friedlich beim Frühstücken höre ich heute Morgen von Radio 1, dass erneute Anschuldigungen wegen Kindsmissbrauch durch Michael Jackson im Raum stehen. Gestützt durch angebliche FBI-Akten. Es handele sich um 35 Missbrauchsfälle. MJ habe dafür $ 35 Millionen Schweigegeld entrichtet. 20minuten berichtet von 25 Fällen.
    Jackson.ch stellt richtig. Und berichtet, wer dahinter steckt. „The National Enquirer“ und „The Mirror UK“. The National Enquirer stützt sich u.a. auf Philipp LeMarque ab. Der zehn Monate lang als Chefkoch auf Neverland tätig war. Und dann von MJ gefeuert wurde. LeMarque eröffnete dann in Encino ein Restaurant. Wegen Überschuldung mit $ 455‘000 wurde das Restaurant geschlossen. LeMarque verkaufte dann die Culkin-Story (MJ habe Macaulay Culkin in die Unterhose gegriffen. Von Culkin bestritten) 1993 an den National Enquirer, Globe Inside Edition und Splash newsservice. 1997 startete LeMarque seine Website „Virtual Sin“. Dabei handelte es sich um Hardcore Pornoseiten.
    The National Enquirer selber war Bankrott. Und wurde dann vom Hedge fund „Avenue Capital Group/Marc Lasry“ übernommen. Ansässig in New York. Büros in London und München. Dieser Hedge fund handelt mit allem was distressed ist. Was ist heute nicht distressed! Lasry wird als „big gambler in golf and poker“ beschrieben. Und als „close friend“ von Bill Clinton. Ich gehe davon aus, dass sich Lasry und John Branca kennen. Und Verbindungen zu Ziffren Brittenham LLP bestehen. Auf der anderen Seite dann Anschutz mit seinem The Mirror. Tim Leiweke bezeichnet seinen ehemaligen Boss so: „Er ist ein paranoider Geizkragen“ (Los Angeles Times/11. Juni 2013).
    Man muss es sich immer wieder in Erinnerung rufen. Im November 2003 wurde Neverland zwölf Stunden von der Polizei und dem FBI durchsucht. Im Dezember 2004 ein zweites Mal acht Stunden. MJ wurde eine Speichelprobe abgenommen. Bereits am 9. Dezember 2003 wurde bekannt, dass die Vorwürfe gegen MJ von Ermittlern der Los Angeles Jugendbehörde als unbegründet zurückgewiesen wurden. Es ging dabei auch um den weiteren Aufenthalt seiner Kinder. Trotz dieser eindeutigen Vorgaben wurde MJ von Tom Sneddon unter Anklage gestellt. Es ist bis jetzt unfassbar, dass dieser irregulär verlaufene Prozess eines korrupten Staatsanwaltes von der Aufsichtsbehörde bisher nicht geahndet wurde. Anzumerken ist, dass die Speichelprobe keine DNA-Spuren enthielt, die mit den angeblichen Kindsmissbräuchen in Verbindung gebracht werden können. Die FBI-Akten, in die ich Einsicht nehmen konnte, brachten überhaupt nichts an Erkenntnissen. Aufgefallen ist mir, dass auch dem Vermögen von MJ hinterher geschnüffelt wurde. Michael Jackson verliess als „freier Mann und nicht schuldig“ den Gerichtssaal. Ich gehe davon aus, dass er, trotz vielen Enttäuschungen, nie an einen Verrat von Wade Robson gedacht hat. Sehr empfehlenswert ist der Bericht von Joseph Vogel. „Michael Jackson , Delayed Allegations and Witch Hunts“ vom 17. Mai 2013. Und von Charles Thomson „The sworn testimony that will come back to haunt Wade Robson“ vom 19. Mai 2013.
    Die Ankündigungen durch die oben erwähnten Zeitungen mit ihren Falschmeldungen zeigen auf, dass Kathrine Jackson vs. AEG Live und die Klage von Wade Robson zusammenhängen. Ich vermute, dass AEG Live in Panik ist. Es findet ein Kampf auf Biegen und Brechen statt. Versucht wird, die Jackson-Familie mürbe zu machen. Ihre Anwälte mürbe zu machen. The Michael Jackson Estate mürbe zu machen. Die Fans mürbe zu machen. Mit dem Ziel, vom jetzt laufenden Prozess abzulenken.

  2. denise

    R. I. P. Michael, jetzt kann Dich niemand mehr vor ein Gericht zerren und Dich verletzen, aber wir Fans und der Rest der Familie wird mit diesen schmutzigen Berichten verletzt. Ich möchte in die Welt schreien:“ lasst Michael und seine Familie endlich in Ruhe. Was die Geldgier alles für Blüten hervorbringt, unglaublich. Ich bin erschüttert !!!

  3. Marion Scharf

    schließe mich Denise an – glaube aber als Hintergrund nicht nur an Geldgier – was sich da noch perfides vebirgt – ich weiß nicht, ob ich das wirklich wissen will…bin aber sonst hart im nehmen

  4. Marion Scharf

    Heute ein kleiner Erfolg: nachdem ich bei „promicabana-online“ per Leserbrief auf eure Seite und oben stehenden Bericht hinwies, hat promicabana in einem weiteren Artikel mit eigenen Worten eingelenkt. Es ist also nicht alles vergebens…

  5. Marion Scharf

    Mein Kommentar vom 4. Juli? What about?

  6. claudia

    Hallo Marion, dein Kommentar vom 4. Juli ist beim Freischalten bei mir leider untergegangen. Bitte entschuldige! Und danke dir vielmals für deinen Einsatz bezüglich deinem Leserbrief, es ist toll von solchen Erfolgen zu lesen!

  7. Marion Scharf

    Danke! Ich kann mich auch täuschen, aber sind die Medien vorsichtiger geworden? Es wundert mich etwas, daß nicht noch mehr Mist über das Thema Wade Robson verbreitet wird….Oder ist das nur die Ruhe vor dem Sturm? Kommt da noch etwas auf uns zu?

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