Prozess: 8. Tag — 2. Teil

7. Oktober 2011

In der gestrigen Nachmittagssession wurde wie angedeutet mit der Befragung des Toxikologen und Kriminalisten Dan Anderson fortgefahren. Die toxikologische Analyse bezog sich auf Untersuchungen von Proben der folgenden Bereiche:
Blut Herz / Blut Spital / Blut Oberschenkel / Glas* / Leber / Mageninhalt / Urin / Urin (von Katheter im Schlafzimmer) / Spritze, Schläuche, Infusionsbeutel. *Bemerkung jackson.ch: Hier ist nicht klar, was damit gemeint ist (z.B. Reagenzglas, Glas aus Schlafzimmer).

Die folgenden starken rezeptpflichtigen Medikamente wurden dabei in Michael Jackson gefunden:
– Propofol (Diprivan)
– Lidocain
– Diazepam (Valium)
– Lorazepam (Ativan)
– Midazolam (Versed)
– Ephedrine

Propofol wurde in allen acht Proben von Michael Jacksons Körper und Körperflüssigkeiten sowie dem Infusionsset gefunden. Da die Verteidigung von Anfang an mit der Theorie argumentiert hat, dass Michael Jackson sich die fatale Dosis Propofol selbst zugeführt hatte, in dem er sie trank, als Dr. Murray nicht im Raum war, war es der Staatsanwaltschaft wichtig mit dem Experten zu klären, dass die Menge an Propofol, die im Mageninhalt von Michael Jackson gefunden wurde, im Vergleich zu den anderen Bereichen äusserst gering war. Der Toxikologie veranschaulichte dies den Geschworenen wie folgt: 1 Pack Zucker oder Süssstoff, wie es sie in den Restaurants gibt, wiegt 1 g, was 1000 mg entspricht. Und die Menge Propofol, die in Michael Jacksons Magen gefunden wurde, entspricht einem sehr kleinen Teil eines Milligramms (und ist somit ca. 1 Millionstel eines Gramms). Das heisst, die Menge ist sehr, sehr gering, insbesondere im Vergleich zu den im Blut und in der Leber festgestellten Mengen an Propofol. Für die einzelnen Resultate sowie die Gesamtübersicht am Ende des Berichts (zweitletzte Seite) siehe hier für eine Kopie des toxikologischen Berichts. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass bei Michael Jacksons Proben keine illegalen Drogen gefunden wurden.

Im Kreuzverhör bezweckte die Verteidigung, Unterstützung für ihre Strategie, dass Michael Jackson allein, in der Abwesenheit von Murray, acht Tabletten Lorazepam und Propofol geschluckt und somit seinen Tod verursacht hatte. Die Verteidigung betonte, dass im Magen eine höhere Dosis an Lorazepam, einem Medikament, das der Beseitigung von Angst- und Beklemmungszustände dient, gefunden wurde als im Blut von Michaels Herz und Bein. Als Flanagan, Anwalt der Verteidigung, den Experten fragte, ob er finde, dass es wichtig sei, dass die Konzentration dieses Medikaments im Magen ca. viermal höher sei als im Blut, meinte Dan Anderson: „Nicht wirklich. Das bedeutet nicht unbedingt, dass [die Tabletten] oral eingenommen worden waren.“ Ferner wollte die Verteidigung aufzeigen, dass bei der toxikologischen Untersuchung kein Demerol in Michael Jacksons Blut gefunden wurde, weil die Verteidigung im Eröffnungsplädoyer argumentierte, dass Michael Jackson nicht schlafen konnte, da er unter Demerolentzug litt, weil er die Tage vor seinem Tod Dr. Klein nicht besucht hatte, der Michael, so die Verteidigung, in den Wochen vor seinem Tod abhängig von diesem morphiumähnlichen Schmerzmittel gemacht hatte und dies ohne Mitwissen von Dr. Murray.

Mit der Befragung von Dan Anderson wird heute Vormittag fortgefahren. Für beide Parteien ist der toxikologische Bericht und die daraus folgenden Aussagen von grösster Wichtigkeit für ihre Gesamtstrategie.

Quellen: jackson.ch, abclocal.go.com (ab Live-Stream), cnn.com