The Jacksons vs. AEG Live – Zeugen der Jacksons, 22. Teil

13. Juni 2013

Randy Phillips versuchte am Mittwoch die Ereignisse vor der This Is It Presskonferenz in ein besseres Licht zu rücken. Und er sprach über seine positiven Erinnerungen an Michael, den er als gebildet, energisch, freundlich und zielstrebig beschrieb. Bizarr war allerdings eine Aussage Phillips, Michaels Geist habe Lionel Richies ex-Frau mitgeteilt, dass er sich aus Versehen selbst umgebracht hatte und Murray keine Schuld treffe.

 

Im Dialog mit dem Anwalt aus den eigenen Reihen, berichtete Randy Phillips von einem Treffen mit Michael Jackson, bei dem dieser in Tränen ausgebrochen sei, da er es leid war, „wie ein Vagabund zu leben“, weil er mit seiner Familie abwechselnd in einem Las Vegas Miethaus und einem Bel Air Hotel wohnte. Deshalb sei eine von Michaels grössten Motivationen der Wunsch gewesen, sich ein eigenes Haus zu kaufen. Auch er selbst habe weinen müssen, sagte Randy Phillips. In seinem Eifer habe Michael eines Tages ein riesiges Anwesen in Bel Air als sein Wunschhaus erwähnt, das 93 Millionen Dollar gekostet hätte. Phillips sagte ihm, das sei zu teuer, da er doch nicht alles Geld in ein Haus stecken sollte.

Randy Phillips berichte auch über die positiven Zeichen während den Vorbereitungen zu This Is It. Michael habe den Namen vorgeschlagen und er sei für sein Comeback sehr engagiert gewesen. „Er wusste, mit wem er zusammenarbeiten wollte und wie er es machen wollte.“

Bisher sei im Gericht über Michael gesprochen worden, als wäre er der 5 Jahre alte Sänger der Jackson 5, doch der war er nicht. „Er war ein gebildeter, sehr smarter, sich gut ausdrückender, 50 Jahre alter Mann, der Kontrolle über sein Leben hatte.“

„Er wurde als Medikamenten abhängiger 5-Jähriger präsentiert, doch das ist nicht der Mann, mit dem ich zu tun hatte. Der Mann, mit dem ich zu tun hatte war energisch, freundlich – aber zielstrebig. Und Energie. Er war Energie.“

Als Michael Jackson und die AEG Führungsleute im Holmby Hills Haus den Vertrag unterschrieben, habe Michael einige Wünsche gehabt. MJ hätte  mit seinen Anwälten doppelt geprüft, damit die Vereinbarung bis zu 31 Shows in der Londoner O2 Arena abdeckte. Prince hatte dort 20 Shows gegeben, und Michael wollte das übertreffen. Nachdem der Ticketverkauf angekündigt wurde, habe AEG realisiert, dass die Nachfrage noch viel grösser war, als angenommen.

Phillips sagt, Michael habe dann für 50 Shows zugestimmt unter folgenden Bedingungen: Er wollte ein Haus auf dem Land in der Nähe von London, damit er und seine Kinder nicht in einem Hotel leben musste. Über die Art des Hauses habe er genaue Vorstellungen gehabt. 16 Acres gross, die Umgebung mit sanft geschwungenen Hügeln, mit Bächen, Reitmöglichkeit und mit seinem separaten Gästehaus. Später habe er erfahren, dass Michael im Internet nach einem geeigneten Haus surfte und etwas Besonderes fand.

(Spannend, wie gut sich Randy Phillips auf einmal an solche Einzelheiten erinnern kann.)

Der King of Pop habe für die 50. Show auch die Anwesenheit eines Repräsentanten des Guinnes Buch der Weltrekorde gewünscht. “Er wusste, dass niemals jemand fähig sein wird, 50 Shows in einer Arena in einer Stadt zu geben.“ Bei Brainstormings sei ihm bewusst geworden, dass Michael die Tour „überlebensgross“ machen möchte. „Für Michael ging alles darum, grösser, besser und umfangreicher zu machen als alles zuvor.“

AEG Live zeigte den Geschworenen das Video der This Is It Pressekonferenz als Beweis, dass sich Michael auf die Konzerte freute. (Anmerkung von jackson.ch: niemand zweifelt daran, dass sich Michael grundsätzlich auf die Konzerte freute. Und wir alle wissen, dass Michael sein Leben lang immer alles Bisherige übertreffen wolle. In anderen Momenten wurde er wohl aber von der Realität eingeholt und war unsicher, ob er es nach dieser langen und schweren Zeit abseits von der Bühne, nochmals in diesem Ausmass schaffen werde. Es gibt Hinweise, dass MJ bereits spätestens bei der History Tour mit massiven Schlafproblemen kämpfte. Und die vielen Medikamente, die er zum Zeitpunkt seines Todes im Körper hatte, lassen die Frage aufkommen, wie sich das zu der Zeit auf ihn auswirkte, auf seine Entscheidungsfähigkeit etc. Es gibt Momente und Abschnitt im Leben, da müssen Menschen vor sich selbst geschützt werden, egal wie intelligent und erfahren diese sind.)

Randy Phillips sagte aus, dass sich Michaels Angst nicht primär um die Auftritte drehte. MJ sei besorgt gewesen, dass seine Popularität verblasst war und dass keine Leute an die Pressekonferenz kämen.

Den Tag der Pressekonferenz beschreibt Randy Phillips als „das Wunder vom 5. März.“

Gestützt auf Mails und Aussagen Phillips, habe er den „betrunkenen, mutlosen und emotional gelähmten“ Michael unter eine kalte Dusche stellen lassen und „so laut angeschrieen, dass die Wände zitterten“ und ihn geschlagen. Es habe sich dabei nur um einen Klaps auf den Po gehandelt, wie dies ein Football Trainer tun würde, relativierte Phillips zwar vor einigen Tagen.

Phillips ging mit dem AEG Anwalt die Ereignisse nochmals durch. Er habe Zweifel gehabt, ob Michael überhaupt an der Pressekonferenz auftauchte, da er ihn zuvor eine Woche lang nicht erreichen konnte. MJ habe nicht auf die Anrufe seines Managers reagiert, da er so verärgert über Thome Thome war, weil dieser eine Auktion von Besitztümern aus der Neverland Ranch angesetzt hatte. Phillips selbst konnte Michael nicht direkt kontaktieren. Er habe schon damit gerechnet, dass Michael seinen Vertrag breche, denn im späten Februar hätte er dies noch ohne grosse Konsequenzen tun können. Aber Phillips entschloss, die Konzerte auch anzukündigen, falls der Künstler  nicht persönlich auftaucht, so seine Aussage.

Schliesslich kam Michael doch noch nach London – am 4. März 2009 mit seinen Kindern, Thome, einem Bodyguard und einer Nanny, die auch sein Haar und Make-Up erledigte. Phillips selbst kam erst wenige Stunden vor der Pressekonferenz an. Er habe sich dann ins Lanesborough Hotel begeben, in dem Thome und Michael Suiten im ersten Stock belegt hatten. Er sei zunehmend nervöser geworden, während Thome nach Michael gesehen habe. Der Weg zur Pressekonferenz hätte bis zu 90 Minuten in Anspruch nehmen können.

“Wir haben ein kleines Problem“, habe Thome dann eventuell zu ihm gesagt. „Michael hat sich betrunken.“ Thome sei daraufhin in Michaels Suite zurück gekehrt und habe ihn besorgt zurückgelassen. „Ich hatte einen Hörer in meinem Ohr, ein Blackberry in meiner Hand und ich schrieb gleichzeitig Mails während ich sprach und Mails von einer Menge sehr besorgter Leute in der O2 erhielt.“

Die Zeit sei davon gerannt, während 3000 Fans und 350 Journalisten in der O2 auf Michael gewartet haben und er sei zunehmend ins Schwitzen gekommen.

Möglicherweise sei er hinter Bodyguard Alberto Alvarez in Michaels Raum gegangen, wo er eine leere Liquorflasche auf dem Boden bei seiner Couch sah. Michael habe einen Robe und Hosen getragen und ausgesehen, als habe er einen Kater. „Ich sage, Michael, bist du OK?“ Darauf habe ihm Michael gesagt, dass er wirklich besorgt sei, ob überhaupt jemand in der O2 sei und es vielleicht eine Pleite werde.

Er habe Michael dann geholfen, das schwarze Shirt auszusuchen, aber er sei an seine Grenzen gestossen, als es Michael nicht schaffte, sein Armband an den Ärmel festzumachen. Nach 10 Minuten sei ein Hoteltechniker zu Hilfe gerufen worden. Das alles sei zuviel für ihn gewesen, sagte Phillips aus.

Anschliessend gab Randy Phillips zu, dass die damals versandten Mails nicht völlig unrichtig waren.

Eine Mail an seinen damaligen Chef Leiweke lautete: „I screamed at him so loud the walls are shaking, Tohme and I have dressed him and they are finishing his hair. Then we are rushing to the O2. This is the scariest thing I have ever seen. He’s an emotionally paralyzed mess, filled with self-loathing and doubt now that it is show time. He is scared to death. Right now I just want to get through this press conference.“

Und der Person, die vor dem Hotel mit Fahrzeugen wartete, schrieb Phillips: „I just slapped him and screamed at him louder that I did with Arthur Cassell.“

Randy Phillips sagte vor Gericht, dass er Arthur Cassel einmal aufgrund eines Booking-Problems mit Lionel Richie angeschrieen habe.

Phillips nahm vor den Geschworenen die Schuld auf sich, dass die Situation ausser Kontrolle geraten sei. „Ich gebe zu, ein wenig eine Drama Queen zu sein“, sagte er. „Ich war so nervös, ich kreierte so viel Spannung im Raum, dass man die Spannung mit einem Messer hätte durchschneiden können.“

Als sie sich schliesslich auf den Weg zur O2 Arena begaben, habe er sich wieder beruhigt. Es sei sogar zu einer „sehr lustigen Fahrt“ geworden, bei der Michael Jackson Spässe gemacht habe. Michael habe ihm immer wieder gesagt „Du schaust grossartig aus, du hast eine Menge Gewicht verloren.“ Dies obwohl es damals sein schwerstes jemals gewesen sei. Nach der 10. Wiederholung habe er mit den Worten reagiert: „Michael, du hättest auch Gewicht verloren, wenn du im Hotel auf und ab gegangen wärst, auf dich wartend, um aufzubrechen.“

Letztendlich habe sich die Verspätung aber positiv ausgewirkt, da damit vor lauter Drama das Interesse an Michaels Ankündigung nur noch mehr stieg.

In der Arena realisierte Phillips dann, dass Michael kein Skript geschrieben hatte. Was Michael letztendlich vom Teleprompter ablas, habe er geschrieben, während er Michael zum Podium folgte, wo Michael dann richtig aufgetaut sei und zu „Michael Jackson“ wurde.

Michael sei nach der Ankündigung umgehend und „begeistert“ in die Staaten zurückgekehrt, um mit den Vorbereitungen für die Konzerte zu beginnen.

Ziemlich eigenartig war eine Aussage von Randy Phillips über Michaels Tod. In einer Mail vom 18. August 2009 schrieb Phillips die mysteriösen Zeilen: „Ich denke ich weiss woran MJ gestorben ist und dies würde Conrad entlasten.“

Vor Gericht erklärte er die Worte nun wie folgt: Phillips berief sich auf eine Unterhaltung mit Brenda Richie, der ex-Frau von Lionel Richie. „Brenda rief mich an um mir zu erzählen, dass sie entweder durch ein Medium oder direkt mit Michael kommuniziert habe. Sie sagte, Michael habe ihr erzählt, dass es nicht Dr. Murrays Fehler war, sondern, dass er sich selbst aus Versehen umgebracht hatte.“ Brian Panish erhob Einspruch auf die Geister-Geschichte, das sei „dreifaches Hörensagen.“ Trotz Gelächter im Gerichtsaal liess die Richterin Yvette Palazuelos die Erklärung zu.

Die E-Mail vom August 2009 wurde bereits am Montag von Brian Panish gezeigt. Damals sagte Phillips noch, dass er sich nicht erinnern könne, worüber er da geschrieben hatte beziehungsweise an was er dachte, woran Michael gestorben sei.

Quelle: jackson.ch, latimes.com, cnn.com, abclocal.go.com, nypost.com