Am Dienstag und Mittwoch wurde Kai Chase, die persönliche Köchin von Michael Jackson und seinen drei Kindern während den Vorbereitungen der „This Is It“ Tour, befragt. Sie beschrieb, wie aktiv und gesund Michael im April 2009 noch war, er im Juni jedoch so schwach war, dass ihm sein Sohn Prince, damals 12 Jahre alt, helfen musste, die Treppe raufzugehen. Sie wiederholte auch ihre Aussage vom Prozess gegen Conrad Murray. Kai Chase, die von Katherine Jackson auf Wunsch der drei Kinder seit vergangenem Juli wieder als Köchin eingestellt wurde, sprach auch darüber, wie sehr der Tod ihres Vaters die drei Kinder betroffen hat. „Sie sprechen oft über ihren Vater. Es ist etwas, über das sie nie hinweg kommen werden — die Liebe und wie sehr sie ihren Vater vermissen“.
Am Dienstagnachmittag zeigte AEG Live Auszüge von der eidesstattlichen Befragung von Paris Jackson vom März 2013, um Aussagen von Kai Chase zu widerlegen. AEG Live plante zunächst, Paris vor Gericht zu befragen — dies hatten sie sogar an dem Tag nochmals bestätigt, als bekannt wurde, dass Paris einen Suizidversuch unternommen hatte. Die Jackson Anwälte machten jedoch am Dienstag der Richterin gegenüber klar, dass Paris noch immer im Spital behandelt werde und sie nicht persönlich vor Gericht erscheinen könne.
In der ersten Videoaufnahme wurde Paris von AEG Anwalt Marvin Putnam zum Kindermädchen Grace Rwaramba befragt, die zwei Monate vor Michael Jacksons Tod entlassen worden war. „Mein Vater hat sie nicht gemocht. Und so hat er versucht, sie von uns fern zu halten. Er schickte sie oft zum Einkaufen“, so Paris. Michael habe jedoch gezögert, sie zu entlassen, weil er sich nicht wohl dabei fühlte, da sie nicht viel Geld hatte. Zudem, sagte Paris: „[Daddy] sagte sie war hinterhältig und sie war keine ehrliche Person und sie log oft“. Als Putnam Paris fragte, warum ihr Vater nicht sicherstellte, dass Grace wegbliebe, antwortete Paris, dass er sie nach Indien geschickt hatte, um ein paar Sachen zu besorgen, aber sie immer wieder zurückkam.
AEG Live hatte diese Videoclips von Paris gezeigt, um Aussagen von Kai Chase über Grace Rwaramba zu widerlegen. Rwarama soll zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Prozess noch für die Jackson Seite aussagen.
Als die Zeugenbefragung von Kai Chase am Mittwoch fortgesetzt wurde, meinte diese betreffend Paris‘ Aussage, dass Michaels Tochter so reagiert hatte, weil sie sich von ihrem Kindermädchen verlassen gefühlt hatte, und das nur kurz vor dem Tod ihres Vaters. „Die Kinder fühlten sich verlassen. Sie waren nicht glücklich. Dies war die Mutter, die sie kannten. Sie war da, als sie geboren wurden“, so Chase. Nachdem Paris am 4. Juni ins Spital eingeliefert worden war, habe sich Paris an ihre Grossmutter, an Grace und an ihre biologische Mutter, Debbie Rowe, gewandt. Grace sei seither wieder zurück in Paris‘ Leben.
Kai Chase war seit Paris Suizidversuch jeden Tag mit Paris zusammen. „Sie war Daddys kleines Mädchen, sie war am Boden zerstört – am Boden zerstört und verloren. Sie ist auf der Suche, da zwischen ihr und ihrem Vater soviel Liebe war. Sie ist verloren. Sie ist auf der Suche. Sie ist traurig“. Der ganze Haushalt sei besorgt, wie Paris mit dem Verlust ihres Vaters umgehe. „Jedes Mädchen braucht ihren Vater. Ich wäre auch am Boden zerstört, wenn mir das passiert wäre. [Paris] bricht zusammen; sie weint. Sie spricht von ihm“, so Chase. „Sie versucht, sich zu finden; herauszufinden, wer sie ist und es braucht sehr viel Liebe und Verständnis, sie zu beruhigen“. Chase erzählte dann von Paris‘ Geburtstagsparty für ihren 11. Geburtstag im April 2009. Michael hatte gesagt, sie dürften essen, was immer sie wollten, was selten vorkam. Auf dem Menüplan standen dann Käsepizza, Hot Wings und Bananenspilt. Das Esszimmer war mit Michael Jackson Poster und Albumcovers dekoriert und Michaels Musik wurde gespielt, weil Paris sich das gewünscht hatte. Sie war hin und weg. Aber damit nicht genug: Michael führte seine Kinder in den Garten hinaus, wo er eine Cirque du Soleil-ähnliche Show für sie geplant hatte. „Männer auf Stelzen, Frauen in grossen Ballonen und sonstige Zirkusattraktionen. „Ich hatte Tränen in den Augen… Es war der schönste Ausdruck von Liebe, den ich jemals gesehen hatte“, so Chase. Seit jenem Geburtstag habe Paris keine Geburtstagsparty mehr gehabt. „Sie will keine mehr. [Paris] hat die Daddys Days und ihren Geburtstag in Erinnerung“, so Chase.
Am Dienstag zeigten die AEG Anwälte auch einen Videoclip der eidesstattlichen Aussage von Prince Jackson, um Kai Chase Aussage zu widerlegen, dass Michael so schwach war im Juni 2009, dass ihm Prince die Treffe raufhelfen musste. Als Putnam Prince in dem Clip fragte, ob sein Vater nach den Proben je so müde war, dass er ihm die Treffe raufhelfen musste, antwortete Prince, nein, das hätte er auch nicht gekonnt.
Kai Chase sagte auch zur Beziehung zwischen Prince und seinem Vater aus. Prince habe immer gewollt, dass sein Vater sehr stolz auf ihn sei, was Michael auch war. Prince trage die Welt „auf seinen Schultern; der älteste, grosse Bruder und die Vaterfigur gegenüber seinen Geschwistern. Es ist viel für ihn, erwachsen zu werden, sich für die Mädchen interessieren. Er wünschte sein Vater wäre hier, um ihm Rat zu geben.“
Über Blanket, Michaels jüngsten Sohn, der nun 11 Jahre alt ist, sagte Kai Chase: „Ich denke manchmal, dass er älter ist weil er so klug ist. Als der Jüngste hat er seine zwei älteren Geschwister, die ihn beschützen, aber ich glaube immer noch, dass das jüngste Kind dasjenige ist, das am meisten betroffen sein wird. Er ist das Baby und so erinnert er sich an vieles, was sein Daddy gemacht hat. Er spricht non-stop von ihm und über ihre Beziehung“, so Chase. Blanket wird noch zu Hause unterrichtet. Dennoch muss er sich jeden Tag schick anziehen. Am Freitag kann er jedoch anziehen, was er möchte. Meistens ist dies ein T-Shirt von der „Immortal“ Show. „Das trägt er ständig“. Chase hat auch betont, dass Blanket einige Tanzschritte wie sein Vater macht.
Chase erzählte dann, dass es damals, im 2009, Michaels drei Kinder waren, die sie eingestellt hatten. Die Kinder hatten sie über alles, von Essen bis Video Games, interviewt. Die Kinder hätten ihr gesagt, dass sie sich gesund ernähren. „Wir essen kein Rind- oder Schweinefleisch. Daddy mag Aprikosen. Wir mögen Früchte und Blanket mag Mangos“, so Chase. Beim Essen hatte die Familie Zeit füreinander. Für jedes Mittagessen deckte Chase den Tisch speziell, je nachdem, was sie assen. Es gab immer etwas von einem anderen Land, so dass die Kinder auch etwas über das betreffende Land und die Kultur lernen konnten. Sie freuten sich aber alle auch auf die „Comfort Food“ Samstage, an denen Sachen wie Fried Chicken gegessen worden. Michael liebte mexikanisches Essen und sein Lieblingsessen waren vegane Tacos.
Die Ambience in Michaels letztem Zuhause am Carolwood Drive im April war schön und heimelig. Man hörte Musik von Disney, den Rollings Stones, David Bowie sowie klassische Musik. Die Cheminées brannten, obwohl es draussen warm war. Sie hatten verschiedene Haustiere: einen Hund (Kenya), zwei Katzen (Katie und Thriller) und einen sprechenden Vogel, der pfiff, wenn Mädchen vorbei gingen. Prince hatte zudem noch eine Hausratte und Paris hielt im Garten Teeparties für die Haustiere. „Wenn Michael von den Proben nach Hause kam, rannten die Kinder auf ihn zu. Sie hingen sich an ihn ran. Mir kamen jeweils die Tränen“, so Chase. Michael spielte Spiele mit seinen Kindern und las ihnen vor dem Zubettgehen vor. Er war ein warmer und liebevoller Vater. Michael war aber auch streng, wenn es sein musste. So mussten die Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt im Bett sein und der Schulunterricht musste immer pünktlich anfangen. Michael war es wichtig, dass der Unterricht für seine Kinder interaktiv sei. Ein Beispiel war ein wissenschaftliches Projekt, bei dem Paris in der Nacht nach Schnecken suchen musste. Paris hatte Kai Chase damals gesagt, sie haben bisher eine Vaterschnecke, aber noch keine Mutter- und Babyschnecke. So gingen Paris und sie eines Nachts auf Schneckensuche. Michael habe dann mitgemacht, als sie auf der Küchenablage eine Schneckenfarm in gläsernen Vasen bauten.
Im Mai 2009 informierte sie einer von Michaels Assistentin dann plötzlich über eine „Änderung des Managements“ und dass sie entlassen sei. Von den Kindern durfte sie sich nicht mehr verabschieden. Der Assistent rief sie einen Monat später an und bat sie, ihre Stelle wieder aufzunehmen, was sie drei Wochen vor Michaels Tod tat. Ihr Gehalt wurde neu von AEG Live gezahlt, so Chase. Das glückliche Zuhause, dass sie im April verlassen hatte, hatte sich bei ihrer Rückkehr verändert gehabt. Die Vorratsschränke in der Küche waren leer. Im Kühlschrank gab es nur Coca Colas, Red Bull und Starbucks Kaffees, „von denen ich wusste, dass Mr. Jackson sie nicht trank“, so Chase. Als Kai Chase für Lebensmittel einkaufen ging, wurde die Kreditkarte von Michael Jackson abgelehnt. Michael selbst habe sehr schwach ausgesehen. „Er sah dünner und unterernährt aus“. Sie habe sich grosse Sorgen gemacht, wie er in so kurzer Zeit so dünn und schwach geworden sein konnte. Chase sagte aus, Michael habe sie zur Seite genommen und sie gefragt, wo wie geblieben sei. „Ich hatte keine Ahnung, dass du weggegangen warst. Du musst mich (und die Kinder) gesund halten. Ich arbeite hart. Die bringen mich um“, soll Michael gemäss Kai Chase ihr gesagt haben. Eine weitere Änderung im Haus war die Anwesenheit von Conrad Murray. Im April war er einige Mal auf Visite im Haus, aber im Juni war er fast jeden Tag da. Murray habe jeden Morgen leere Sauerstoffflaschen von Michaels Schlafzimmer runtergebracht. „Ich war besorgt. Ich hatte keine Ahnung, wofür die gebracht wurden. Ich habe nicht gefragt, aber es war merkwürdig“, so Chase. Im Laufe des Strafprozesses gegen Conrad Murray erfuhren wir, dass Murray den Sauerstoff jeweils verwendet hatte, als er Michael Propofol verabreicht hatte.
Vor dem bereits oftmals erwähnten (Krisen-)Meeting mit Randy Phillips, Paul Gongaware, Conrad Murray und Frank DiLeo bei Michael zu Hause, trug Michael eine OP-Maske, war dick eingepackt und er erschien beängstigt, als er die Treppe herunter kam. „Ich hörte sofort einen lauten Aufprall. Eine ganz, ganz teure Vase neben Michaels Stuhl ging zu Bruch“, so Chase. Michael Jackson sei sehr bestimmt gewesen mit den andern. Auf Geheiss der Richterin durfte Kai Chase den Geschworenen gegenüber jedoch nicht wiederholen, was Michael den AEG Leuten damals gesagt hatte, aber die Stimmen waren laut und alle redeten zugleich. Michael Jackson verliess dann das Meeting, gefolgt von Conrad Murray, der sehr verärgert schien. „Ich kann diese Sch–sse nicht ertragen“, so Murray gemäss Kai Chase. Als Chase später Michael sah, schien er die ganze Last auf seinen Schultern zu tragen. Er war „besorgt, beängstig; viele Gefühle“.
Am Ende ihrer Aussage berichtete Kai Chase über die Ereignisse am Todestag von Michael Jackson, die sich mit ihren Aussagen im Rahmen des Prozesses gegen Conrad Murray deckten. Für diejenigen von Euch, die dies gern nachlesen möchten, siehe hier.