Diese Woche wurde die Befragung von Bodyguard LaPerruque fortgesetzt. Anschliessend waren die Vertragsvorbereitungen für die Vereinbarung mit Dr. Murray zentrales Thema. Ebenso der undurchsichtige Manager Thome Thome, von dem sich Michael Jackson mehrmals distanziert hatte, der aber trotzdem weiterhin als dessen Manager agierte. Auch AEG hatte Michaels Anweisungen diesbezüglich ignoriert.
Am Montag war Michael Jacksons frühere Sicherheitschef und ehemalige Polizist Michael La Perruque zurück im Zeugenstand. Der Jury wurden ein Musikvideo, das 2001 in den Universal Studios gedreht wurde, ein Auftritt im Apollo Theater anlässlich eines demokratischen Spendenevents, und Michaels American Bandstand Auftritt im Jahr 2002 gezeigt. Ebenso Michaels Gastauftritt in „Men In Black 2“. Die Anwälte der Jacksons wollten damit zeigen, dass Michael entgegen der Argumentation von AEG, nach der History Tournee sehr wohl noch einige namhafte Projekte umsetzte und nicht unter Medikamenten stand, oder nicht fähig gewesen wäre, aufzutreten. MJ habe keine ernsthaften Abhängigkeitsprobleme in den Jahren vor 2009 gehabt.
LaPerruque war bei den erwähnten Auftritten an der Seite des King of Pops. Letzte Woche hatte der Bodyguard ausgesagt, dass er 10 bis 15 Mal, als er an der Seite seines Chefs war, den Eindruck hatte, Michael Jackson stehe unter dem Einfluss von „stimulants“, da seine Aussprache undeutlich war. Weitere 10 bis 15 Mal habe er diesen Eindruck gehabt, als er am Telefon mit Michael sprach.
AEG zeigte am Montag eine Videoaufzeichnung von einem AEG Finanzberater, der sagte, er habe AEG beim Vorbereiten des Vertrages mit Dr. Conrad Murray geholfen. Der Vertrag sei nie vollständig ausgearbeitet worden.
Vor Gericht sagte die von AEG für den Vertrag mit Murray angestellte Juristin Kathy Jorrie aus, dass ihr der Doktor im Juni 2009 mitgeteilt habe, er schliesse zu Gunsten des This Is It Engagements vier Arztniederlassungen, mit denen er pro Monat eine Million Dolalr einnehme. Dies, um sein monatliches Gehalt von 150 000 zu rechtfertigen. Allerdings deckten Aussagen im Strafprozess gegen Murray auf, dass der Doktor damals nur zwei Kliniken hatte: Eine in Las Vegas, Nevada und eine in Houston, Texas. Ausserdem hatten Polizeiermittler zu Beginn des aktuellen Zivilprozesses ausgesagt, dass Dr. Murray zum Zeitpunkt seiner Anstellung über eine Million Schulden hatte.
Kathy Jorrie sagte am Dienstag, Conrad Murray habe eine CPR Maschine und einen Mediziner als Assistent gefordert. Sie habe, als sie im Juni von AEG mit der Vertragserstellung beauftragt wurde, zweimal mit dem Doktor telefoniert und es resultierten drei Entwürfe des Vertrages, den Murray letztendlich unterschrieben hatte. AEG sagt, es sei Michael Jackson gewesen, der Murray angestellt habe, und, dass die beabsichtigten Lohnzahlungen an Murray nur Vorauszahlungen an MJ gewesen wären.
Jorrie habe am 18. Juni erstmals mit Murray telefoniert, nachdem er den Namen seiner Firma auf dem Vertrag ergänzt haben wollte und die Möglichkeit, einen „Krankenpfleger“ beizuziehen, in einen „qualifizierten medizinischen Assistent“, ändern wollte. Murray habe auf die Flexibilität bestanden, sollte es ihm selbst einmal nicht gut gehen oder er für die Betreuung Michael Jacksons nicht verfügbar sein sollte. Die Herz-Lungen-Reanimationsmaschine habe er für alle Fälle haben wolle, da er angesichts der kräftezehrenden This Is It Konzerte kein Risiko eingehen wollte. Murray verneinte aber, dass, falls in der 02 Arena eine CPR Maschine bereit stünde, ihm das reichen würde.
Bezüglich Background-Check habe sie herausgefunden, dass Murrays Firma in Nevada ansässig sei und er in vier Bundesstaaten eine medizinische Zulassung hatte, so Kathy Jorrie. Sie habe auch 10 Minuten nach dem Doktor gegoogelt. Im Kreuzverhör mit dem Jacksons Anwalt Brian Panish, gestand sie, dass sie Murray besser überprüfen hätte können, etwa ob Murrays Anwesen mit einer verfallenen Hypothek belastet war, oder er Kinder-Unterhaltszahlungen leisten musste. Sie habe nicht herausgefunden, dass Murray schwer verschuldet war.
Nachdem Murray am 23. Juni die Zeitspanne des Vertrages statt bis im September 2009 bis März 2010 geändert haben wollte (und gesagt habe, MJ hätte zugestimmt, seinen Lohn in dieser zusätzlichen Zeitspanne zu bezahlen), habe sie ihm den angepassten Vertrag via Mail zukommen lassen. Einen Tag später, am 24. Juni, habe Murray den Vertrag unterschrieben zurück gefaxt.
Kathy Jorrie sagte aus, dass sie nie direkt mit Michael Jackson oder seinen Repräsentanten sprach und ihnen keine der Vertragsversionen zukommen liess. Diese wurden nur an AEG gesendet, so Jorries Aussage am Mittwoch. Jede Version beinhaltete den Satz, dass Murray „die zumutbaren Wünsche des Produzenten“, AEG, auszuführen habe.
Auch der mysteriöse Dr. Thome Thome war am Mittwoch erneut Thema im Gerichtssaal. Scheinbar wusste niemand, was es mit dessen angeblichen Doktor-Titel auf sich hat. Den Geschworenen wurden Briefe und Mails von Michael Jackson gezeigt, in denen er schrieb, Thome Thome sei nicht sein Repräsentant, obwohl AEG Live agierte, als wäre er Michaels Manager.
Kathy Jorrie äusserte gegenüber AEG Live schon im Janaur 2009 in einem E-Mail Bedenken bzgl. Thome Thome.
„whether or not he is the real McCoy… Nonetheless, I recommend that a background check be performed through a private investigator and/or at a minimum, that someone at AEG Live meet with Michael Jackson to make sure he understands that we are entering into a tour agreement with him that will require him to perform a worldwide tour.”
Eine Kopie der Mail ging an Peter Lopez, einer von Jacksons Anwälten, der über die Jahre oft für ihn arbeitete. Ein Privatermittler wurde von AEG nie engagiert.
Am 22. April 2009 hatte Michael Jackson Randy Phillips von AEG geschrieben: “This letter shall serve to confirm that I am not using Dr. Tohme for tour production management services and that I do not intend to use Dr. Tohme in the future for tour production management services or with respect to other event related matters.“
„Therefore, you are not authorized to pay Dr. Tohme or any of his affiliated companies for any such services in connection with my upcoming tour or any future tours or other events…“
Kathy Jorrie sagte vor Gericht, sie habe das Schreiben nie zu Gesicht bekommen.
Seltsamerweise sendete AEG drei Tage nach Michaels Tod, am 28. Juni 2009, ein Dokument an Thome Thome, das geltend machte, der Konzertpromoter habe MJ bis dahin bereits 34 Millionen vorgeschossen. Das Dokument war von Kathy Jorrie und dem Leiter der AEG Rechtsabteilung, Shwan Trell, verfasst worden. Das von Thome Thome unterschriebene Dokument weist ihn als Direktor von „Michael Jackson Co. LLP“ aus, der im Namen der Firma handeln könne.
Dies widerspricht einer Mail von einem Anwalt Michael Jacksons, Dennis Hawk, an Kathy Jorrie, in dem dieser am 14. Januar 2009 mitteilte, dass Michael Jackson der alleinige Direktor und Unterschriftenberechtigte von „Michael Jackson Co. LLP“ sei.
Die Juristin Kathy Jorrie erklärte den allfälligen Fehler damit, dass der AEG Geschäftsführer Paul Gongaware ihr eventuell mitgeteilt habe, Thome Thome sei ein bevollmächtigter Direktor der Firma Michael Jacksons.
Eine undurchsichtige Sache das Ganze. Wer hat wann und was gesagt oder unterzeichnet und wer hatte absolut keine Befugnis ?! Es sieht so aus, als ob man die Anweisungen von Michael ignoriert hat. Verträge wurden ohne sein Wissen abgeschlossen, er wurde schlecht ,oder garnicht informiert. Der heutige Stand der Dinge erlaubt die Annahme, dass AEG sehr viel Geld zahlen muss, nur leider wird Michael dadurch nicht wieder lebendig.
Die Frage bleibt nur, warum ist man so mit Michael so umgesprungen?
Spannend auch die Frage – wieso schaffen es Grössen wie etwa Prince oder Madonna, ihr Business (scheinbar) unter Kontrolle zu behalten, währenddem Michael die Kontrolle offenbar völlig entglitt. Seine Philosophie, Manager etc. auszuwechseln, wenn sie auf dem Höhepunkt waren leuchtet irgendwie ein (der Ehrgeiz könnte nachlassen, neue Leute bringen frischen Schwung etc.). Nur wurden diese Wechsel wahrscheinlich irgendwann zu häufig, geriet er an zu viele falsche Leute, die ihm das Geld aus den Taschen zogen. Von den Machtkämpfen um die Jobs rund um das „Unternehmen Michael Jackson“ hat auch Mesereau berichtet. Wem konnte Michael glauben, wenn sich seine Geschäftspartner, Berater und Angestellten gegenseitig anschwärzten? War überhaupt jemand da, dem Michael bedingungslos vertrauen konnte? Irgendwann war das finanzielle Chaos so gross, dass er letztendlich derart ausgenutzt und unter Druck gesetzt werden konnte, wie es scheinbar der Fall war.