Lebendige Erinnerungen an Michael

Ueli Meier

Den Musiker Brad Buxer verband eine intime Freundschaft und kreative Zusammenarbeit mit dem King of Pop. Steven Paul Whitsitt wurde in den 1990er-Jahren zum Vertrauensfotograf der Pop-Ikone. Und Tontechniker Michael Prince stiess für die HIStory Tour dazu, gewann Michaels Vertrauen und blieb bis This Is It an seiner Seite.

Als sie vor ein paar dutzend Fans stundenlang davon erzählen, blühen sie sichtbar auf. Die Erinnerungen an Michael werden lebendig und sie bringen uns Eigenschaften von ihm näher, die nur ganz wenige kennen lernen durften.

Der Autor Brice Najar und sein Team vom On The Line Fanclub haben die Weggefährten Michael Jacksons zu dessen 13. Todestag in Dierks Studios in Stommeln eingeladen. Der Event «Making HIStory with Michael Jackson» wird für die Fans zu einem unglaublich eindrücklichen Erlebnis.

«Sonic Fantasy»

Unser Abenteuer startet am Morgen des 25. Juni 2022 mit einer Vorführung des bisher nur an einigen Filmspielen gezeigten «Sonic Fantasy» Films von Marcos Cabotá. Der in Spanien bekannte Filmemacher hat die Entstehung des Thriller-Albums Review passieren lassen und dabei die Rolle vom kürzlich verstorbenen Toningenieur Bruce Swedien und die damalige Krise der Musikindustrie ins Zentrum gerückt. Ihm ist anhand diverser Interviews ein intimer Einblick gelungen, der dem Zuschauer die positive Atmosphäre der Thriller-Sessions näher bringt, aber auch den Druck, der auf dem Team rund um Quincy Jones und Michael Jackson lastete.

«Ich wollte einen Film machen, den sich nicht nur Michael Jackson Fans ansehen möchten», sagt Marcos Cabotá. Sein Produzent hatte im Jahr 2013 am Montreux Jazz Festival erste Kontakte geknüpft, und seither arbeiteten sie daran. Beinahe hätte die Nachlassverwaltung Michael Jacksons Musik für den Film freigegeben, doch dann hätten diese einen Rückzieher gemacht, berichtet Cabotá. Er liess sich nicht aufhalten. «Jeder Mensch auf dieser Welt kennt die Songs vom Thriller-Album!» Davon abgesehen ist Michael Jackson den ganzen Film über präsent, und dem Zuschauer wird klar, wie sehr er in sämtliche Aufnahmeprozesse involviert war. Das dürfte manchen überraschen – etwa, wenn berichtet wird, wie diszipliniert und ehrgeizig der angehende King of Pop war: Standen Gesangsaufnahmen an, so sei MJ jeweils zwei Stunden früher ins Studio gekommen, um seine Stimme aufzuwärmen.

In einem Jahr werde «Sonic Fantasy» nach den Festival-Premieren auf Streaming-Plattformen aufgeschaltet werden, kündigt Regisseur Marcos Cabotá an.

Das kreativste Jahr mit Michael

Nach einer kurzen Pause übernehmen Brad Buxer und Michael Prince, die fast immer dabei waren, wenn Michael Jackson an Musik arbeitete. Brad Buxer wurde von Stevie Wonder entdeckt und spielte anfangs in dessen Band, worauf weitere bekannte Namen auf ihn aufmerksam wurden. Im Jahr 1989 holte ihn der Black Or White Produzent Bill Bottrell zu Michael ins Studio. Der Keyboarder harmonierte auf Anhieb mit MJ und so liess ihn dieser auch an seinen Eigenkompositionen wie Heal The World oder Will You Be There mitwirken. Als Greg Phillinganes die Dangerous Tour vor der 1993er-Etappe verliess, übernahm Brad Buxer die Leitung der Band und übte den Job als Musical Director auch für die folgende HIStory Tour aus.

In Dierks Studio spielt Brad Buxer die legendären Melodien auf seinem Keyboard vor. Uns Zuhörer überkommt Gänsehaut. Er erklärt Arrangements und berichtet, wie er in Moskau während sie auf Tour waren, von Michael ins Hotelzimmer gerufen wurde und sie innert kürzester Zeit Stranger In Moscow komponierten. Später, bei den HIStory-Sessions, habe er den kompletten Rhythmus mit Beatbox-Aufnahmen Michael Jacksons rekreiert (abgesehen vom dumpfen Klang), und hat so ganz nach den Vorstellungen Michael Jacksons ein einzigartiges Drum-Programming geschaffen. Ähnliches habe er für Beautiful Girl wiederholt, das auf der Ultimate Collection veröffentlicht wurde.

«2004 war unser kreativstes Jahr», sagt Brad Buxer. Er und Michael Jackson hätten sich von Jahr zu Jahr gesteigert. 2004, vor dem Arvizo-Prozess, seien die Songs Beautiful Girl, Days In Gloucestershire, In The Back, I’m A Looser und Adore You entstanden. Dann spielt er uns Adore You vor, ein flottes Midtempo-Stück, für das Michael jedoch nur im Refrain Backgroundvocals eingesungen hat und das deshalb wahrscheinlich nie veröffentlicht wird.

Am zweiten Tag des «Making HIStory with MJ» Events werden Michael Prince und Brad Buxer auf die Nachlassverwaltung angesprochen. «Die Nachlassverwaltung hat alle Songs [die wir mit Michael aufgenommen haben] und die Multitracks», sagt Prince. Sie hätten sich nach Michaels Tod im Beisein ihrer Anwählte mit dem MJ Estate getroffen und ihnen alles ausgehändigt. «Ich übergab ihnen eine Harddrive mit ungefähr 100 Songs», erinnert sich Buxer.

Zum Erfolgsgeheimnis ihrer Zusammenarbeit sagt Brad Buxer: «Denke nicht zu viel nach!» Die besten Songs würden entstehen, «wenn du dich einfach hinsetzt und dich auf den kreativen Prozess einlässt.» Die Zusammenarbeit funktionierte wohl auch, da sich Brad Buxer und Michael Jackson über die Jahre eng angefreundet hatten, eine ähnliche Sensibilität und denselben Humor teilten.

Michael Prince hatte im Vorfeld des Events zwei Videos auf seinem Computer entdeckt, die er mit uns teilt und die vertraute Stimmung im Studio zeigt.

Michael kommt als Clown ins Studio

Die Videos aus dem Jahr 2003, die Brad Buxer genauso wie die Fans zum ersten Mal sehen, sind in schlechter Qualität, aber für uns Fans natürlich spannend. Sie zeigen, wie Michael Jackson mit Brad Buxer, Michael Prince und Toningenieur Bruce Swedien im Glenwood Studio an der Charity-Single What More Can I Give arbeitet. (Wir sehen Ausschnitte von den mehrstündigen Videos, die eine Billig-Kamera aufzeichnete.) In lockerer Atmosphäre machen die Musiker Spässe oder diskutieren über Belangloses wie Tomatensuppe, und natürlich: feilen an musikalischen Feinheiten. Als eine Assistentin auftaucht, steht Michael sofort auf, geht zu ihr. Später erscheinen Gäste, die Michael seinen Studiomitarbeitern vorstellt.

Das zweite Video ist super lustig, denn darin taucht Michael Jackson in einem Clownkostüm auf. Mit dem viel zu weiten, farbig gefleckten Ganzkörper-Umhang, der roten Nase im Gesicht und der regenbogenfarbenen Perücke, sieht er urkomisch aus. Offenbar ist Michael so unerkannt ins Studio gelangt. Die Clownnase sitzt bald in Bruce Swediens Gesicht, den Rest des Outfits inklusive Perücke behält Michael auf.

Eine gebrannte CD von What More Can I Give steckt er sich in die Socke und witzelt: «Das ist meine neue Single – in meinen Socken.» Für ein Foto vor der filmenden Kamera reissen sie Grimassen.

Richtig eindrücklich wird es, als sie ein Video zeigen, das Michael in einer Aufnahmekabine während den HIStory Sessions zeigt. Ein Fenster erlaubt ihm den Blick in den nächsten Raum, in dem ein Orchester die Melodie von Childhood spielt. Michael hört sie auf seinen Kopfhörern, und sie hören ihn. Michael beginnt zu singen – und gibt alles. Das Orchester versetzt ihn trotz des traurigen Themas in Euphorie: Er jauchzt zwischendurch und ruft begeistert: «Yeah!» Dann räuspert er sich und setzt zur nächsten Strophe an. Wir Zuschauer sind baff über die rohe und pure Energie, die Michael hier an den Tag legt. Und auch das Orchester scheint baff zu sein über die fast durchgehend perfekte Gesangsdarbietung und sein enormes Talent, von dem sie gerade Zeuge wurden.

Faszinierende Beatbox

Später spielen sie eine Sprachnachricht ab, in der Michael Jackson übers Telefon das komplette Arrangement vom Song «In The Back» vermittelt, indem er die Melodien, Effekte und Rhythmen beatboxend imitiert. Im Anschluss hören wir eine frühe Version des Songs, genau so, wie sie Michael in seinem Kopf hatte. (Die Version auf der Ultimate Collection ist nur noch etwas ausgereifter, im Grunde aber identisch.)

Zur Sprache kommt auch Michael Jacksons gekonnter Umgang mit Mikrofonen. «Das Volumen seines Gesangs mussten wir praktisch nie anpassen», sagt Michael Prince, da dieser als Profi seit jüngsten Kindheitstagen «instinktiv wusste», wann er während einer Gesangsaufnahme nahe ans Mikrofon und wann davon wegtreten musste.

Beim Film «Ghosts» waren Brad Buxer und Matt Forger für die Musik und teils neuen Arrangements verantwortlich. «Es drehte sich alles um den Song 2Bad. Da fragte [Regisseur] Stan Winston: ‚Habt ihr keinen weiteren Song‘?» Daraufhin hätten sie Is It Scary hinzugefügt und dessen Tempo an die bereits bestehenden Tanzschritte angepasst, «denn all die Choreografien wurden ursprünglich für 2Bad kreiert», so Brad Buxer.

Days In Gloucestershire: Blanket will nicht

Dann spielen sie eine Audio-Aufnahme von Michael mit seinen drei Kindern beim Frühstück. Michael möchte seinen jüngsten Sohn Blanket auf zehn zählen hören. Doch dieser kürzt immer wieder ab. «One, Two… – Ten!» Alle müssen lachen. Erfolglos geben sie schliesslich auf. Brad Buxer erklärt, dies sei für das Intro des Songs Days In Gloucestershire gedacht gewesen.

Michael Prince weist darauf hin, dass Michael Kindheitserinnerungen mit dem bisher unveröffentlichten Song verbindet, da er mit seinen Brüdern während einer Jackon 5 Tour in England zu Besuch auf der mystischen Grafschaft Gloucestershire war. «Daran zu denken, stimmte ihn glücklich. Er wollte sich glücklich fühlen», glaubt Michael Prince über die Tage im Jahr 2004 vor dem belastenden Arvizo-Prozess.

Eine weitere Aufnahme, die wir hören, stammt von 2005 und ist eine Art Meditations-Tape, in dem Michael über eine verträumte Melodie von Brad Buxer am Piano spricht. «Ich fühle mich wunderbar» oder «ich bin gesund.» Und mehrmals, jeweils zwischen den Versen: «Mir geht es jeden Tag besser, in jeder Hinsicht.» – «I feel better everyday, in every way.» Am Ende wiederholt Michael immer wieder «und ich bin glücklich.» – «And I feel happy.»

Brad Buxer – nun hauptberuflich als Pilot tätig – sagt, er habe danach erst wieder im Jahr 2007 mit MJ in Las Vegas gearbeitet. Sie hätten «merkwürdige Sachen» aufgenommen. «Michael fing an zu stampfen, Ideen zu entwickeln. Ich vermute, es war für eine Tour.»

Die Fans fragen nach einem Outtake aus den Invincible-Sessions, von dem kurze Sequenzen im Internet kursieren: Get Your Weight Off Of Me.

Get Your Weight Off Of Me

Da es ein Song von Rodney Jerkins ist, kann Brad Buxer nichts dazu sagen, doch Michael Prince kennt den Titel und hat ihn sogar dabei! Get Your Weight Off Of Me ist tatsächlich komplett eingesungen – ein gigantischer Song, der es mit den Songs Heartbreaker und Invincible aufnehmen kann. Als Tontechniker hatte Michael Prince auch bei dieser Jerkins/Jackson Co-Produktion seine Finger im Spiel.

Vom Bühnen-Techniker zum engen Mitarbeiter

Michael Prince wurde ursprünglich für die HIStory Tour als Techniker angestellt. Ein erstes Mal sei er neben Michael Jackson gestanden, als dieser anfangs der HIStory Tour 1996 einen Tour-Handwerker auf sein T-Shirt – von einer Madonna-Tour – ansprach. «Michael mochte das nicht», erinnert sich Michael Prince. Dass er dieses Madonna-Shirt nicht mehr sehen wolle, habe Michael nicht böse, sondern in einem spassenden, aber bestimmten Ton mitgeteilt. Bei einer weiteren Begegnung habe ihn Michael dann überraschend mit Namen angesprochen. Prince war MJ sympathisch und so engagierte er ihn ab den Invincible-Sessions regelmässig als Tontechniker.

Bis im Jahr 2008 habe er in diversen Studios, in Hotelzimmern und auf Neverland mit MJ aufgenommen. Ebenso sei er bei den This Is It Konzertvorbereitungen dabei gewesen, die mit Jacksons unerwarteten Tod am 25. Juni vor 13 Jahren endeten.

Mehr als ein Arbeitsverhältnis

Den zweiten Tag vom «Making HIStory with MJ» Event in Dierks Studio eröffnete Fotograf Steven Paul Whitsitt, der den King of Pop in den 1990er-Jahren ablichten durfte und zu seinem persönlichen Vertrauensfotograf wurde.

Als die Thai-Tanzszenen fürs Black Or White Video gedreht wurden, sei er das erste Mal auf den King of Pop getroffen, berichtet Steven Whitsitt. Er sei von Michael Jacksons damaligen Fotografen Sam Emerson als Assistent angeheuert worden. Weitere Engagements folgten auf Neverland, wie für das Oprah Winfrey Interview, das weltweit 90 Millionen Menschen erreichte. Steven Whitsitt assistierte zudem, als Michael in Südamerika auf Tour war und dokumentierte Auftritte wie die MTV 10th Anniversay oder die spektakuläre Super Bowl Halftime Performance 1993.

Eines Tages habe er die Jacke von Sam Emerson im Theater auf Neverland vergessen. Und da sei er auf einmal alleine mit Michael im Theater gestanden. «Ich sagte zu Michael, ’sorry, ich habe Sams Jacke vergessen’» und er habe ihm mitgeteilt, dass es ihm eine Ehre sei für ihn zu arbeiten, worauf Michael erwidert habe: «’Kein Problem, du störst mich nicht‘ und ‚es ist mir auch eine Ehre mit dir zu arbeiten, Steven‘.» Das habe ihn umgehauen: «Michael wusste meinen Namen!»

In jungen Jahren war Steven Whitsitt durch Afrika gereist. Deswegen habe er sich sofort mit Grace Rwaramba verstanden, als er das erste Mal in die Büroräumlichkeiten von MJJ Productions gerufen wurde. Die Frau, die später zu Michaels Kindermädchen und Assistentin wurde, stammt aus Uganda und so tauschten sie sich angeregt aus. «Wir wurden sofort Freunde.» Sein Abstecher ins Büro von Michael Jacksons Managementfirma erfolgte eigentlich aufgrund einer Frau aus Brasilien, die ihm ein Geschenk via MJJ Productions zugesandt hatte. Und der Besuch in Los Angeles führte zu einer weiteren Chance…

Das Test-Shooting in New York

Nachdem Michaels Fotograf Sam Emerson im Jahr 1993 entlassen wurde – und somit auch Steven Whitsitt als dessen Assistent – habe ihn der MJJ Productions Chef und ehemalige Motown Publizist Bob Jones in sein Büro in Los Angeles bestellt. Ob er sich als erster Fotograf für Michael Jackson bewerben wolle. Klar doch! Ein Test-Shooting auf der anderen Küstenseite der Vereinigten Staaten wurde in New York angesetzt. (Michael nahm zu der Zeit in den Hit Factory Studios sein HIStory Album auf.)

Die Bewerbungs-Fotosession lief gut, schliesslich kannten sich die beiden bereits flüchtig. Steven Whitsitt erinnert sich, wie eine Bemerkung als Eisbrecher diente, wonach er zu Schulzeiten ein Jahr lang mit einer Schulkameradin diskutiert habe, ob nun die Osmonds oder die Jacksons besser seien. «Ich sagte ihm, dass ich ihm schon damals den Rücken gestärkt habe, worauf Michael in Lachen ausbrach. Er fand das so lustig.»

Einige Tage später habe ihn Bob Jones angerufen: «Was auch immer du zu ihm gesagt hast, er mag dich. Du hast den Job!»

Brad Buxer, der mit uns Fans in der ersten Reihe von Dierks Studio sitzt, überrascht die Wahl nicht, Steven Whitsitt als persönlicher Fotograf einzustellen: «Du hast die perfekte Persönlichkeit für Michael», wirft er ein.

Die Beziehung mit Lisa Marie Presley

Steven Whitsitt erzählt weiter: «Einige Wochen später hat mich Bodyguard Wayne Nagin angerufen; ‚Michael möchte mit dir sprechen.’» Es stellte sich heraus, dass ihn dieser für eine Fotosession mit Ehefrau Lisa Marie Presley im Trump Tower engagieren wollte. «Lisas Fotograf war auch vor Ort, und wir durften beide Fotos machen.»

Auf die Nachfrage eines Fans, ob er denke, die Liebe zwischen Michael und Lisa sei echt gewesen, antwortet Steven ohne nachzudenken: «Das war definitiv echt. Sie hielten Händchen, er nannte sie Honey, sie waren definitiv verliebt – nur war es vorübergehend und nicht für immer bestimmt.»

Bereits am nächsten Tag seien sie gemeinsam nach Budapest geflogen, wo die Dreharbeiten zum kontroversen HIStory Teaser stattfanden.

Viele Fotoserien, darunter für die Covers der Scream, You Are Not Alone und Smile Single, hätten während den HIStory Sessions in New York stattgefunden, berichtet Steven Whitsitt. «Ich flog jeweils fürs Wochenende rüber, die meisten Aufnahmen wurden sonntags gemacht.»

Geschmeichelt habe ihn, als ihn Michael für die Fotoauswahl fürs HIStory Booklet beizog. «Evvy, Michael und ich waren in seinem Appartment und guckten uns durch Fotos, die fürs Booklet zur Auswahl standen. Michael vertraute mir, als er die Thriller-Bilder auswählte.» (Und für die Kinder-Fotos im Booklet durfte er das Jacksons-Anwesen Hayvenhurst in Encino besuchen, wo er dort aufgehängte Bilder abfotografierte.)

Die Schlussszenen von Will You Be There zu fotografieren, als Michael bei MTVs 10th Anniversay von dieser schönen Frau in Engelsgestalt umarmt wurde, das sei unglaublich berührend gewesen, schwärmt er noch immer. Das eindrücklichste Erlebnis sollte ihn aber erst noch erwarten. Während der Dangerous Tour habe er den King of Pop manchmal beim Aufwärmen der Stimme gehört, doch was dann folgte, übertraf alles…

Michael singt – direkt neben ihm!

«Michael bat mich in sein Apartment und fragte mich, ob ich den Song Smile kenne.» Als er kurz zögerte, habe ihm Michael den kompletten Song Acapella vorgesungen. «Nur Michael und ich in seinem Apartment… ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper – seine Stimme hatte eine unglaubliche Reinheit», schwärmt Steven Whitsitt noch immer spürbar beeindruckt.

In der folgenden Stunde habe Michael nur noch über Charlie Chaplin gesprochen, insbesondere über den Film The Kid. «Dann zeigte mir Michael ein Fotobuch über den Film, das ich unbedingt haben müsse», erinnert sich Steven Whitsitt. «Er gab mir eine Adresse, wo es erhältlich war.» Michael wollte den Song Smile unbedingt als Single auskoppeln und bat Steven Whitsitt, einige Fotos in Anlehnung an den The Kid Film und an bestimmte Fotos fürs Cover abzulichten. Die Charlie Chaplin Bilder wurden grandios, doch leider cancelte Sony Music das Single-Release, als Michael zwei TV-Auftritte absagte, bei denen er den Song hätte singen sollen. (Hier Infos dazu: Smile – Original und Fälschungen.)

Nach vier Jahren als Assistent und zwei Jahren als Michaels Fotograf, endete das Engagement. «Evvy Tavasci rief mich ins Büro.» Der Grund, wieso Michael nicht weiter mit ihm zusammenarbeiten wollte, sei ihm unklar. «Es wurde vielleicht hinter meinem Rücken gesprochen.»

Wer womöglich schlecht über ihn gesprochen habe, dazu äussert sich Steven Whitsitt nicht. Doch wir erinnern uns an eine Aussage von ihm. «Eine Person in Michaels Team mochte mich nicht und liess mich das deutlich spüren», so Whitsitt. Als jemand nachhackt, nennt er ihren Namen: Karen Faye. «Sie war irgendwie besessen von Michael», sagt Michael Prince über die langjährige und stets loyale Visagistin.

Dass es Spannungen zwischen Michaels Angestellten gab, das habe er rasch feststellen müssen, sagt Steven Whitsitt. (Zur Erinnerung: Nebst Beratern, Managern, Anwälten und Musikern beschäftigte Michael Jackson dutzende Mitarbeiter in Vollzeit. Darunter sein MJJ Productions Team, seine Bodyguards und die Neverland-Angestellten.)

Er habe die Kündigung mit Fassung aufgenommen. «Ich wusste, dass dieser Tag kommen wird.» Er sei kein Buddhist, habe jedoch dank des Buddhismus gelernt, Schicksale gelassen hinzunehmen. «Alles ist temporär.»

Die Erinnerungen an Michael Jackson sind geblieben und inspirieren Steven Whitsitt bis heute. So ist er nach wie vor beeindruckt davon, wie Michael auf Reisen überall Kinderheime und Spitäler besuchte und hierfür Tonnen an Spielzeug einkaufte. Es sei stets Michaels Absicht gewesen, andere Menschen aufzumuntern.


Einige der Fotos von Steven Whitsitt: spwhitsittphoto.com

Nach dem Event konnten wir ein spontanes Kurz-Interview mit Fotograf Steven Whitsitt aufzeichnen:


Ähnliche Hörerlebnisse, Storys und Videos erwarten dich am «In The Studio with MJ» Seminar von Brad Sundberg, der als technischer Direktor jahrelang mit Michael und seinen Produzenten im Studio war und die Anlagen auf Neverland installierte:

9. und 10. September 2022: Paris

22. und 23. Oktober 2022: Madrid

5. und 6. November 2022: London

10. und 11. Dezember 2022: Zürich

27. bis 29. Januar 2023: Brüssel

Tickets und weitere Informationen gibt es auf der Webseite inthestudiowithmj.com


Die Webseiten von den Organisatoren des zitierten «Making HIStory with MJ» Events:

mjmusicday.com

bricenajar.com

Links von Diter Dierks Studios:

dierks-studios.de

musicagainstwar.org


Das Video von unserem Interview mit Brad Buxer ist auch auf YouTube zu finden.


Quelle: jackson.ch, «Making HIStory With MJ» at Dierks Studios (Cologne, Germany) on Saturday, June 25th and Sunday, June 26th, 2022.

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