Quincy: „Ich verklage nicht Michael, ich verklage euch alle!“

22. Juli 2017

Quincy Jones hat am Donnerstag vor Gericht deutliche Worte an den Anwalt vom MJ Estate gerichtet.

Im Prozess wegen seit 2009 ausstehenden Tantiemen, hat Quincy Jones am Donnerstag den Zeugenstand betreten. (Wir hatten hier berichtet.) Der 84-Jährige Produzent traf den späteren King of Pop als sie an Songs für „The Wiz“ arbeiteten. In der Folge produzierte Quincy Jones die Alben „Off The Wall“, „Thriller“ und „Bad“.

Er wisse nicht, wie viele Songs er in seiner 70-jährigen Karriere komponiert und/oder produziert habe, so seine Aussage im Zeugenstand. Als Kind hätte er ursprünglich ein Gangster werden wollen, bis ihn dann im Alter von 11 Jahren jede Zelle seines Körpers wissen lassen habe, dass seine wahre Beurufung die Musik sei.

Die wichtigste Aufgabe eines Produzenten sei, die richtigen Songs zu finden. So seien für „Thriller“ 800 Songs zur Diskussion gestanden. „Ein grossartiger Song kann den schlechtesten Künstler der Welt zu einem Star machen“, erklärt er die Wichtigkeit der Songauswahl. Jones ergänzt, dass Musik machen extreme Liebe, Respekt und Vertrauen voraussetze und stellt klar: „Nie in meinem Leben habe ich eine Aufnahme für Geld oder Ruhm gemacht.“

Zu Beginn der Verhandlung war Quincy Jones noch zu Spässen aufgelegt, wie etwa, als er gefragt wurde, ob er auf einem Vertrag Michael Jacksons Unterschrift erkenne. „Das sieht sogar Ray Charles“, so die Antwort der Produzenten-Legende. Als Jones dann aber von Howard Weitzman (MJ Estate) ins Kreuzverhör genommen wurde, kippte die Stimmung. Weitzmann provozierte mit der Aussage, ob Jones realisiere, dass er effektiv den Künstler selbst, Michael Jackson, verklage und nicht MJJ Productions. „Ich verklage nicht Michael, ich verklage euch alle!“, liess ihn Quincy Jones wissen.

Als es um die Verträge ging, wurde die Stimmung noch angespannter.

Quincy Jones Anwälte argumentieren, dass die schriftlichen Verträge zwischen MJ und Jones, dem Produzent ganz klar Lizenzeinnahmen zugestehen. Auch dann, wenn die von ihm produzierten Songs in Filmen oder anderen Projekten verwendet werden. Die Anwälte vom MJ Estate bzw. MJJ Productions sagen wiederum, die Verträge würden deutlich festhalten, dass Quincy Jones nur ein Anteil an den Verkaufseinnahmen erhalte. Alles, was ihm darüber hinaus bezahlt worden sei, sei ein (freiwilliger) Freundschaftsdienst von Seiten Michael Jackson gewesen.

Weitzmann wollte wissen, wieso er meine, dass ihm ein Anteil an Film- und Remix-Projekten zustehe, obwohl MJJ Productions die Verträge anders interpretiere. „Sofern wir die Aufnahme gemacht haben, verdienen wir es, bezahlt zu werden“, so Quincy Jones.

Jones räumte ein, dass er Verträge nicht möge und das Rechtliche meist seinen Anwälten überlasse – oft unterschreibe er Verträge, von denen er nur die Unterschriftenseite gesehen habe.

Nach einer Diskussion darüber, wie glücklich der Produzent und Michael Jackson waren, miteinander zu arbeiten, spielte Howard Weitzman der Jury einige Demos und im Anschluss die von Jones produzierten fertigen Songs vor. Darunter „Billie Jean“ und „Beat It“.

Der 84-jährige Produzent nickte zwar seinen Kopf zum Takt der Stücke, schien aber zunehmend genervt.“ Auf was willst du hinaus, Howard?“ fragte er. Der Anwalt der Nachlassverwaltung ging darauf nicht genau ein. Es scheint, dass Howard Weitzman der Jury die Ähnlichkeit der Demos mit den fertigen Songs zeigen wollte, damit diese Michael Jackson mehr kreative Anteile zugestehen, so die Einschätzung vom „Hollywood Reporter“. Dies in der Hoffnung, dass die Jury einen höheren Anteil der Kreation Michael Jackson als dem Produzent zugestehen.

Quincy Jones sagte, dass Jackson ihn kreativ „absolut“ richtig berücksichtigt habe – ob auch finanziell, das stehe zur Debatte. Als er gefragt wurde, wieso er seinen Profitanteil nicht einklagte, als Michael Jackson noch am Leben war, antwortete Jones: „Ich kümmerte mich mehr um ihn als Mensch als um das Geld.“

Die Schlussplädoyers im Prozess von Quincy Jones gegen MJJ Productions werden am Montag, 24. Juli, erwartet.

Quelle: jackson.ch, hollywoodreporter.com, billboard.com