Die BAD Entstehung lange Jahre zwischen Thriller und Bad

Ueli Meier

Noch nie wurde ein Album mit einer solchen Spannung erwartet, wie BAD. Die Jackson 5 waren bereits legendär. Mit den Jacksons hatte sich Michael als erwachsener, eigenständiger Künstler einen Namen gemacht. Off The Wall verblüffte die Welt und mit Thriller übertraf Michael Jackson alles Bisherige in der Musikgeschichte. Rund um den Globus wurden Videos vtourvon der Victory Tournee ausgestrahlt. Alle interessierten sich für Michael Jackson!

Wir blicken zurück auf die langen Jahre, in denen die Welt auf den Thriller-Nachfolger wartete und die Medien unaufhörlich über das Phänomen Michael Jackson berichteten. Vieles gehört in die Sparte Klatsch. Wir haben uns auf die spärlichen, aber umso interessanteren Meldungen konzentriert, die den Entstehungsprozess von BAD beleuchteten.

Das Jahr 1985

Michael war ein Jahr zuvor im Weissen Haus, zierte das Cover unzähliger Magazine, gewann unglaubliche acht American Music Awards und acht Grammys, gab 55 Konzerte in ausverkauften Stadien, seine revolutionären Videoclips verhalfen MTV zu neuem Schwung und seine Songs werden in den Clubs, im Radio, einfach überall rauf und runter gespielt.

Im Jahr 1985 ist Michael Jackson so Gross wie kein Künstler zuvor – Thriller gilt mit 38.5 Millionen Exemplaren als meist verkauftes Album der Welt. (Bis heute wurden 110 Millionen davon verkauft.)

So sehr Michael den Ruhm genoss, den erlangten (finanziellen) Reichtum wollte Michael nie an die grosse Glocke hängen. „Darüber zu sprechen, wie reich man ist und neben tollen Autos und so zu stehen, ist doof und mühsam… Man soll einfach sagen, dass wir viel gearbeitet haben und finanziell erfolgreich waren.. Klar sind wir Millionäre… aber wieso muss man darüber sprechen?“, sagt Michael gegenüber dem Ebony Magazin.

Nachdem Michael auf dem Victory Album 1984 nur auf ungewöhnlich wenigen Songs die Lead-Stimme übernommen hatte, wurde das Verlangen nach musikalischen Projekten Michael Jacksons unersättlich gross.

Doch We Are The World, die Erfolgs-Hymne mit der Geld für die Hungeropfer in Äthiopien gesammelt wurde, bleibt das einzige musikalische Lebenszeichen von Michael Jackson. Er ist kaum in der Öffentlichkeit zu sehen, will offensichtlich Abstand von den hysterischen Fanansammlungen nehmen. Der Affe Bubbles, den Michael aus einem Krebsforschungszentrum rettete, wird zu seinem Liebling unter den vielen Tiergefährten, mit denen sich Michael auf dem nun ihm gehörenden und für 2.5 Millionen US Dollar umgebaute Familienanwesen in Encino, Hayvenhurst, umgibt. (Michael liess Hayvenhurst als Geschenk für seine Mutter umbauen. Inspiriert vom Tudorstil, einem englischen Baustil, der die letzte Periode des gotischen Stils im Übergang zur Renaissance darstellt)

„Ich bin verrückt nach Vögeln und Hundebabies“, sagte Michael der Musikzeitschrift „Melody Maker“. „Und ich liebe exotische Sachen. Ich habe Lamas, Pfaue, einen Nandu [Strauss], der als zweitgrösster Vogel der Welt gilt, gehabt sowie einen Ara, der grösste Papagei in Südamerika, Fasana, Waschbären, Hühner… Ich habe ein wunderschönes Verhältnis zu Tieren. Sie verstehen mich wirklich. Als ich meine Lamas hatte, erfand ich diesen speziellen, verrückten Wortschatz und sie verstanden mich und rannten auf mich zu.“

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Anfang der 80er war für Michael Jackson noch klar, aus Hayvenhurst ausziehen, wie seine Brüder damals, würde er nie. „Oh nein. Ich glaube, ich würde sterben, wenn ich allein leben würde. Ich wäre so einsam. Sogar zu Hause fühle ich mich einsam. Manchmal sitze ich in meinem Zimmer und weine. Es ist so schwierig, Freundschaften zu schliessen und es gibt Dinge, über die man mit seinen Eltern oder seiner Familie nicht sprechen kann“, sagte Michael einmal der Los Angeles Times.

Die Medien, die unaufhörlich über den Thriller-Star berichten möchten, beginnen stärker denn je, über das Mysterium Michael Jackson zu spekulieren. Seine Zurückgezogenheit, die Tiere, Aufnahmen mit einem Mundschutz sind oft das Thema. Die englische Klatschzeitung „The Sun“ schreibt über „Wacko Jacko“.

Das Jahr 1986

Erstmals wird über ein neues Michael Jackson Album gesprochen. Es soll eine Doppel-CD mit Covers von Nummer-1-Hits der Beatles werden. Produziert werde die eine Seite von Quincy Jones, die andere vom Ex-Beatles Produzent George Martin, verlautet eine Zeitschrift.
Michael Jackson hat sich ein Jahr zuvor die Rechte von unter anderen 251 Beatles-Songs gesichert, als er den ATV Songkatalog für 47.5 Millionen Dollar kaufte. Und tatsächlich, nimmt Michael Jackson einige Beatles Songs auf, von denen aber nur „Come Together“ in Jacksonˈs 1988er Film „Moonwalker“ veröffentlicht wird. Ein weiterer Titel, den Michael aufnimmt ist „Strawberry Fields Forever“ (hier auf Youtube das Original der Beatles). „Strawberry Fields Forever“ wird später für ein geplantes Album „Decade 1979 – 1989“ vorgesehen, das jedoch nie realisiert wird. Gemäss dem Black + White Magazine sollen von dem Album nur drei unauffindbare Testpressungen hergestellt worden sein, die an Walter Yetnikoff, Tommy Mottola und Nancy Donald gingen.

Bislang unbekannter Fakt ist, bereits seit einem Jahr arbeitet Michael Jackson in seinem Privatstudio in Hayvenhurst an neuen Songs für ein zukünftiges Album. Als „das Labor“, habe er sein Studio bezeichnet. „Es ist Michaels Vision, eine LP zu machen, bei der er einen total neuen und frischen Sound kreiert, den man noch nie zuvor gehört hat“, erkärt Russ Ragsdale, ein assistierender Toningenieur, gegenüber Joe Vogel für dessen Buch „Man in the Music“.
Michael arbeitet in seinem eigenen Studio mit Toningenieuren wie Matt Forger, John Barnes, Chris Currell oder Bill Bottrell. Diese teils bereits bis in Details ausgearbeitete Demos, bringt Michael später ins Westlake Studio, in dem Quincy Jones und Bruce Swedien mit Michael an den Songs weiter arbeiteten werden.

Michael hat auch Filme im Kopf, sagte er doch bereits ein Jahr bevor „Thriller“ erschien, zur Los Angeles Times: „Ich finde, es ist wichtig, stetig an sich zu arbeiten und das mache ich schon seitcaptain-eo langem… Die Zeit ist nun gekommen, eine neue Richtung einzuschlagen, was Neues zu machen. Ich will noch immer Musik machen und aufnehmen, aber ich will auch Filme machen. Darauf will ich mich in den nächsten paar Jahren konzentrieren.“

Bereits Mitte 1985 stand Michael Jackson für die Hauptrolle eines 3D Science Fiction Kurzfilm vor der Kamera, der exklusiv für Disneyland und Disney World gedreht wurde: Captain EO.

Im September 1986 feiert Captain EO im Imagination! Pavilion von Epcot, dem Walt Disney Park in Orlando, Premiere. Für den von Francis Ford Coppola gedrehten 17-minütigen Musikfilm wurden diverse neu entwickelte Techniken erstmals verwendet. Das Resultat verblüfft die Besucher der Disney Parks, die den Film exklusiv zeigen. In Epcot wird er bis ins Jahr 1994 gezeigt. Disneyland in Kalifornien zeigt den Streifen bis 1997. In Tokyo läuft er bis 1996. Und Paris nimmt ihn erst 1998 aus dem Programm. (Seit Mitte 2010 ist Captain EO erneut in den Parks zu sehen). Mit geschätzten knapp 24 Millionen US Dollar Produktionskosten, gilt Captain EO bei Erscheinen als teuerster Film aller Zeiten (in Betracht der Kosten pro Minute). Michael Jackson, der immer und auf allen Gebieten Innovationen anstrebte, war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Wichtig war ihm ausserdem die Botschaft des 3D-Streifens, dass er durch Musik und Tanz Frieden ins Universum bringen konnte. Der King of Pop stellt in Captain EO zwei neue Songs mit den Titeln „We Are Here To Change The World“ und „Another Part of Me“ vor.

Mindestens einer davon sei auf Jacksonˈs neuem Album, schreiben die Medien. Auch ein Antidrogen Song mit der Rap Gruppe Run DMC sei geplant, so das Rolling Stone Magazin. Produzieren würde das Album Quincy Jones und Thomas Dolby. Mit letzterem traf sich Michael Jackson, woraus aber keine musikalische Zusammenarbeit resultierte. Dolby wurde durch dieses Treffen angeblich zu seinem Song „Hyperactive!“ inspiriert. (> Youtube-Link)

Balladen wolle Michael Jackson mit Barbara Streisand, Stevie Wonder, Siedah Garrett und Freddie Mercury aufnehmen, hiess es in den Medien. Auch Whitney Houston sei im Gespräch. Mit George Michael plane Michael Jackson ausserdem eine neue Version von „Free Nelson Mandela“ aufzunehmen. George Michael bestätigte Pläne über eine Single mit Michael Jackson. Der finanzielle Erlös soll der Hunger-Bekämpfung in Afrika zugute kommen.

badcover_origEine Single und ein neues Michael Jackson Album erscheine im Januar / Februar 1987, schreibt die englische Musikpresse. MJ habe genügend Songs für drei neue Alben. Besonders in Betracht gezogen für das Album würde ein Duett mit George Michael.

Walter Yetnikoff, Präsident von CBS, lehnt Michael Jacksons Cover-Vorschlag ab (siehe Bild).

Die Hip Hop Crew Run DMC äussert sich in den Medien abschätzig über Michael Jacksons Pläne, einen Song mit ihnen aufzunehmen. Die rebellischen Rapper legen Wert darauf, mit Worten „direkt von der Strasse“ ihre Zuhörer zu erreichen, da passte das exzentrische Image des King of Pop nicht dazu. Trotzdem treffen sich die drei jungen Männer mit Michael Jackson, und sind plötzlich einer Zusammenarbeit doch nicht mehr so abgeneigt.

Im Dezember 1986 sagt Run gegenüber dem Rolling Stone Magazin sogar: „Er ist ein unglaublicher Mensch. Letzte Nacht im Studio haben wir etwas zusammen gegessen, und es war, als ob er mit Gott in Kontakt war. Er ist so ruhig, so zufrieden und ich werde ins Studio gehen, um einen Song mit ihm aufzunehmen. Es wird ein Antidrogen Song sein.“ Das Video dazu werde vom „Mean Streets“ und „Taxi Driver“ Regisseur Martin Scorsese gedreht. „Die ganze Erfahrung war einfach fantastisch. Michael löcherte mich mit unzähligen Fragen über Rap. Ich wollte von ihm alles über Plattenverkäufe wissen. Und als das panierte Backhähnchen geliefert wurde, wusste ich, dass er ein cooler Typ ist.“

Im Jahr 2009 berichtete DMC gegenüber HipHopStan.com, wie Michael sie mit seinem Affen Bubbles empfangen habe. „Michael wusste, was er machen wollte“, sagt DMC. Er habe etwas in der Mischung zwischen den Run DMC Songs „Walk This Way“ (feat. Aerosmith) und „Peter Piper“ aufnehmen wollen.

Das Jahr 1987

Unklar ist, ob Jackson ein zweites Video mit Martin Scorsese plante, doch als Ende Januar 1987 erste Bilder vom Jackson/Scorsese Clip im Magazin „Number One“ auftauchen, handelt es sich um den 18 minütigen Kurzfilm zu Bad, in dem der damals noch unbekannte Schauspieler Wesley Snipes mitspielte.

Im November 1986 wurde während den Dreharbeiten in den Medien berichtet, dass dieses Video (lose) auf einer wahren Geschichte basiere, die in Harlem geschah: Ein junger, afroamerikanischer Mann wurde von der Polizei erschossen, da sie ihn fälschlicherweise mit einem Gewaltverbrechen in Verbindung setzten. In Wahrheit war er auf dem nach Hause Weg von der Ivy League Schule. Einer Schule, auf die es kaum jemand aus dem Ghetto in Harlem schafft.

Ebenfalls im Januar 1987 erscheinen in „Number One“ Fotos von einem neuen Pepsi Werbespot mit Michael Jackson, der pepsi87Song darin soll „The Price Of Fame“ heissen.

März 1987

Michael Jackson beginnt mit den Dreharbeiten für ein weiteres Video. Später wird bekannt: Smooth Criminal.

Das Veröffentlichungsdatum für Michaels langersehnte Singleauskopplung wird auf April festgelegt. Das folgende Album soll die Titel „Bad“ und „Pyramid Girl“ enthalten.

Die Meldungen zum neuen Alben werden konkreter, das Release rückt näher…

Die Fortsetzung dieses Artikels: Wie «Bad» zum Mega-Erfolg wurde

Quellen: jackson.ch, erwähnte Zeitungsartikel 1981-1987, „Michael Jackson“ (Gordon Matthews, 1983), Man In The Music (Joe Vogel, 2011), Moonwalk (Michael Jackson, Jacqueline Kennedy Onassis, 1988), For The Record (Chris Cadman + Craig Halstead, 2007), Black + White Magazine, The Visual Documentary (Adrian Grant, 2007), “The World of Michael Jackson” (1987)