„Wieso wir Fan sind“ / Gedanken zu den Medien

17. März 2019

The MJ Cast präsentiert ein MJ-Mixtape mit tollen Remixes und schrieb dazu: „Lasst uns erinnern, wieso wir Fan sind!“

Der Medien-Tenor zeichnet ein vernichtendes und trauriges Bild von der Medienbranche. Der Umgang mit dem Thema MJ war aber bereits im Jahr 2003 bis 2005 derselbe und mitunter ein Grund, wieso viele auf den Freispruch Michael Jacksons mit Unverständnis reagiert hatten.

In ihrer neusten Episode sprach The MJ Cast mit Michaels Bodyguard Bill Whitfield, der nach dem Freispruch an Michael Jacksons Seite war und erlebte, wie er sich vom Prozess zu erholen versuchte.

Episode 097 – Bill Whitfield Special

Diverse seiner Erinnerungen an die Zeit mit dem King of Pop sind im Buch „Remember The Time: Protecting Michael Jackson in His Final Days“ nachzulesen. Hier unser Review dazu. Bei Amazon.de gibt es das Buch hier auf deutsch und hier im Original.

Brad Sundberg spricht über seine Erinnerungen

Von den Leuten, die lange Jahre eng an Michael Jacksons Seite waren, hat nun auch Brad Sundberg den Darstellungen in „Leaving Neverland“ widersprochen. Sundberg war ein Studiotechniker Michael Jacksons seit 1984 und während den jahrelangen Dangerous- und HIStory-Sessions als technische Direktor involviert. Auch auf Neverland wurde er für die Installation von Soundanlagen regelmässig engagiert. Seit einigen Jahren berichtet er an „In The Studio with Michael Jackson“ Seminaren über seine einmaligen Einblicke in die kreativen Prozesse und die Erinnerungen an Neverland.

Brad Sundberg spricht im The Hustle Podcast über sein Bild von Michael Jackson.

Einige Gedanken zu den Medien und was das mit den Fans bewirkt;

Im beim „Bund“ und „Tages Anzeiger“ veröffentlichten Artikel „MJ oder die Leere danach“ schreibt der Autor Jean-Martin Büttner einleitend: „Der Star, die Opfer, die Medien, die Fans: Alle haben Schaden genommen. Von Michael Jackson bleibt seine Kunst – als Musiker und Tänzer.“ Er schreibt sachlich und bedenkt sogar die Fans. Der Text entspricht seiner ehrlichen Meinung. Offenbar hat er aber wie so viele, die derzeit darüber schreiben, keine oder kaum Ahnung vom Chandler-Skandal 1993 und vom Prozess 2005. Auch die Hintergründe zu den posthumen Vorwürfe von Wade Robson und James Safechuck scheinen ihm unbekannt. Da auch andere seriösen Medien den Film „Leaving Neverland“ unkritisch aufgriffen und oft nicht einmal die bisher zweimal abgewiesenen Klagen gegen die Nachlassverwaltung erwähnen, fühlt sich der Autor offenbar dazu berufen, über den Fall schreiben zu können und die Vorwürfe als Tatsache hinzustellen. Ob er den voreiligen Artikel je peinlich berührt bereuen wird, bleibt abzuwarten. Taj Jackson wies in einem seiner kürzlichen Interviews darauf hin, dass auch die Medienschaffenden „nach einer ersten Schockreaktion“ langsam erwachen und näher hinschauen würden. Tatsächlich nehmen kritische Artikel auch in den Mainstreammedien zu.

Büttners Hinweis auf die Fans – was der Film mit ihnen bewirke – ist wohl ebenso ehrlich gemeint, zielt aber an der tatsächlichen Situation vorbei. Tatsächlich wissen wir von mehreren eingefleischten Fans, die Angst vor der Vorstellung hatten: „Was, wenn es doch wahr ist!?“ Wir mussten MJ deswegen schon so oft verteidigen und waren eigentlich der Meinung, uns sicher zu sein. Doch obwohl die Vorwürfe der angeblichen Opfer in „Leaving Neverland“ bereits seit 2013 respektive 2014 diskutiert und beleuchtet wurden, hat der Medien-Tenor und da die beiden angeblichen Opfer ihre Behauptungen nun vor aller Öffentlichkeit so detailliert beschreiben, auch die Fans eingeschüchtert. Nach einem anfänglichen Schock, dürften die Zweifel wieder verfolgen sein. Denn: Selbst wenn nur die Hälfte von dem wahr wäre, was in Fan-Foren kursiert, so bleiben immer noch starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit von „Leaving Neverland“.

Die Frage stellt sich eher, wie sehr diese erneute Schlammschlacht der Medien das Vermächtnis Michael Jacksons nachhaltig überschatten wird. Und dies bereitet uns insbesondere Sorgen und stachelt wie schon so oft in der Vergangenheit an, Michael Jacksons Ruf zu verteidigen. Denn je genauer man hinschaut, je fragwürdiger werden die Behauptungen in „Leaving Neverland“. Ganz zu schweigen von den in Gerichtsprotokollen nachprüfbaren Hinweisen, die den Verdacht erhärten, dass die Sex-Behauptungen in „Leaving Neverland“ nicht der Wahrheit entsprechen. Hier unser News-Eintrag dazu: Die „Leaving Neverland“-Lügen (Charles Thomson hatte seine „Fact-Bomb“ am 12 März aktualisiert. Biograf Mike Smallcombe sprach einige dieser Punkte in kürzlichen Interviews ebenfalls an.)

„Wie die Medien mit Leaving Neverland umgehen zeigt, wie kaputt die Branche tatsächlich ist“ schreibt John Ziegler bei mediaite.com. Viele mögen dies in Zusammenhang mit Michael Jackson als nicht tragisch sehen. Gefährlich wird die Tatsache aber, dass gut recherchierter Journalismus in der mit Geldsorgen kämpfenden Medienbranche immer seltener wird, wenn dadurch ganze Volksmeinungen beeinflusst werden und Politiker damit gar Waffenlieferungen und Kriege rechtfertigen. Und da wären wir wieder bei Michael Jackson, der in diversen Songs Themen in den Mainstream brachte, die sonst meist nur von halbwegs unbekannten Musikern angesprochen oder vermittelt werden. Seine Musik und die vermittelten Botschaften haben so viel Menschen rund um die Erde berührt und beeinflusst, dass der Eifer mancher Fans, ihn und sein Vermächtnis zu verteidigen, nichts mit blindem Fanatismus zu tun hat.

Wie viele Journalisten sich auf das Thema stürzen, ohne sich je länger damit beschäftigt zu haben, zeigte neulich ein deutscher Beitrag in besonders peinlicher Art. Der Autor hatte den grandiosen Einfall, den Artikel mit einem Zitat vom Westernhagen-Song, „Es geht mir gut“, zu beginnen. Es sei, als ob der Sänger damals im Jahr 1994 eine Ahnung gehabt hätte. (Westernhagen singt darin „Michael Jackson geht mit kleinen Jungs ins Bett“.) Eine einfache Google-Suche hätte dem Journalisten gezeigt, dass die Missbrauchsvorwürfe damals aufgrund vom Chandler-Skandal in aller Munde waren.

Mittel zum Zweck

Die weiteren sich alle ähnelnden „copy & paste“ Artikel sind ein effektives Mittel, möglichst viele Leser auf die entsprechenden Webseiten zu locken und so wiederum teurere Werbeanzeigen verkaufen zu können. Dies offenbart sich beispielsweise, wenn offensichtlich fragwürdige Aussagen von der seit 1994 diesbezüglich bekannten „Neverland-Putzfrau“ Adrian McManus oder neuerliche Aussagen vom Münchner Michael Jacobshagen vorbehaltslos geteilt werden.

Auch für die seriösen Medien oder deren Besitzer, im Fall vom Tages Anzeiger die Tamedia Mediengruppe, ist es offenbar ein notwendiges Mittel geworden, um Leserzahlen zu generieren. Es entsteht der Eindruck, es handle sich um eine Meinung der Allgemeinheit und das kann letztendlich manipulativ wirken: Auf uninformierten Leute, oder besser formuliert, auf die seit Jahrzehnten über MJ fehlinformierten Personen, ebenso auf die mehrheitlich gut informierten Fans.

Die NZZ ging das Thema vorbildlicher an: Michael Jackson steht nochmals vor Gericht

Die NZZ am Sonntag löste es noch eleganter, in dem sie erst gar nicht auf die Frage eingingen, ob „Leaving Neverland“ glaubwürdig sei oder nicht: Michael Jackson lässt sich nicht aus der Geschichte tilgen

Die hinterlassenen Kommentare zeigen sowohl in der NZZ wie auch beim Tages Anzeiger, dass die Leser durchaus noch fähig sind, das Thema zumindest neutral oder gar „pro-MJ“ zu sehen. Auch in den USA werden selbst die noch so verleumderischen Artikel nicht einfach so akzeptiert. Schliesst doch die Kolumnistin Andrea Peyser ihr Statement für die „NY Post“ mit den Worten, „Recognize him for what he was: pure evil.“ Sie braucht sich über aufgebrachte Reaktionen nicht zu wundern. Selbst wenn die Sex-Vorwürfe stimmen würden und ihr Endsatz diesbezüglich gerechtfertigt wäre, widersprich die Äusserung trotzdem all den Schilderungen von Michael Jacksons restlichen Wegbegleitern, die ihn einstimmig als grosszügig, gutmütig und amüsant beschreiben. Ganz zu schweigen von seinem positiven Einfluss, den er mit seiner Kunst weltweit ausübte.)

Melde dich bei den fehlbaren Autoren

Die vielen Artikel zum Thema sind immer wieder mit Fehlern gespickt oder gar verleumderisch. Darauf zu reagieren ist wichtig, egal ob mit der Kommentarfunktion oder einer Nachricht an die Redaktion. Denkt einfach daran, freundlich aber bestimmt zu bleiben. Unsere Freunde vom „1. Österreichischen MJ Fanclub“ versenden demnächst ein Schreiben mit Unterschriften diverser Fan-Aktivisten, Webmastern und Organisatoren. Jackson.ch möchte die Medien vor der Pro7-Ausstrahlung des umstrittenen Filmes ebenfalls mit einem ausführlichen Artikel zum Thema beliefern. (in Arbeit.) Hilfe ist erwünscht: Gerne könnt ihr uns Mailadressen der Medien zustellen, oder auch direkte Kontakte zu fehlbaren Autoren. (gerne per Mail an info (at) jackson.ch)

Mehr zum Fall 1993 erfährt man auch hier; Ein Auszug vo einer Biografie von Jochen Ebmeier, dessen Erstauflage in den 1990er Jahren erschienen war: Der Fall, der keiner wurde

Der englische Jouranlist Charles Thomson sprach im Radio über die tatsächlichen Vorgänge, die dazu führten, dass sich Michael Jackson in Sache Zivilklage aussergerichtlich einigte. Der Strafprozess war damals noch im Gange und wurde erst im Herbst 1994 eingestellt.: Omny-Podcast mit Charles Thomson.

Viele Hintergründe zum Fall 1993 sowie 2005 ist auch im Buch „Make That Change“ zu finden. Hier unser Review. Die deutsche Biografie ist hier bei Amazon.de oder bei CeDe.ch erhältlich.

Fans tauschen sich aus

In unserer Facebook-Diskussionsgruppe wird die aktuelle Verleumdung wie in den vielen weiteren Foren diskutiert. Ebenso auf Twitter und Instagram. Während sich die einen von der aktiven Fan-Szene derzeit lieber zurückziehen, ist es für andere wichtig, austauschen zu können. Wir möchten hier auch auf den seit über 30 Jahren aktiven Malibu-Fanclub verweisen, das Jacksonvillage-Forum, das „Ghosts of Neverland„-Forum, MJackson.net und den 1. Österreichischen MJ Fanclub. Gerne nehmen wir weitere Links in der Kommentarfunktion entgegen.

Bei „All4Michael“ wurde soeben die deutsche Übersetzung eines Artikel von Joe Vogel aufgeschaltet: Was Sie über die neue Michael Jackson Dokumentation wissen sollten

Bei der folgenden Petition kann eine Unterschrift hinterlassen werden: Stoppen Sie den Film „Leaving Neverland“ im ProSieben!

„Man hat sich gefragt, was das überhaupt soll 10 Jahre nach seinem Ableben“, schrieb die Betreiberin der FB-Gruppe MJs Army of Love, Chantal. „Aber mir ist nun klar: dies ist die Wahrheit, die sich da abzeichnet. Die Antwort auf einige Fragezeichen seit 2 Dekaden. Die Demaskierung der involvierten Protagonisten und die totale Offenbarung des Boulevardjournalismus. Wir sind so beschäftigt damit zu kämpfen. Seinen Namen reinzuwaschen. Details zu finden. Aber nehmt mal Abstand, atmet durch und betrachtet die Gesamtsituation. Für mich erklärt es Tag für Tag Stück für Stück was Michael Jackson 30 Jahre lang erleiden musste. Eine Erkenntnis, die bei jedem Zeitungsartikel, den ich in Zukunft lesen werde, nie mehr abschütteln werden kann.“ Als MJ im Jahr 2005 vor Gericht stand, studierte sie diverse Transkripte der eidesstattlichen Zeugenaussagen und war bei der Juryauswahl gar persönlich im Gerichtssaal. Chantal kann bestätigen, dass keine Kinderpornografie bei MJ und Leuten aus seinem Umfeld gefunden wurde. Das hatte auch der Bezirksstaatsanwalt Ron Zonen, Santa Barbara County District Attorney, als Reaktion auf einen verleumderischen Medienbericht bestätigt, der vor einigen Jahren (wiederholt) die Runde machte.

Als Teil vom Anklageteam, das seit Jahren gegen den mutmasslichen Betrüger Michael Jacobshagen vorzugehen versucht, spricht Chantal in einem neuen Video ausführlich über den Münchner: Michael Jacobshagen EXPOSED (YouTube-Link)

Was bleibt?

Wohl oder übel wirft die aktuelle Verleumdung einen weiteren Schatten über das Vermächtnis von Michael Jackson. Dr. Firpo Carr verglich in seinem Statemen die einer Hexenjagd gleichende Hetze mit einem Vorfall aus dem 14. Jahrhundert, als man einen toten Mann ein zweites Mal „umgebracht“ hatte. Damals war der europäische Bibel-Übersetzer John Wycliffe so sehr in Verruf geraten, dass 40 Jahre nach seinem Tod dessen Knochen ausgegraben und verbrannt wurden. Die Asche des Philosophen, Theologen und Kirchenreformer sei anschliessend in den Fluss Swift geworfen. (Hier der deutsche Wikipedia-Eintrag über John Wycliffe.)

Auch wenn wir Michael Jackson nicht mit dem Theologen vergleiche möchten, so gleicht die aktuelle Hysterie der Medien durchaus dem damaligen Vorfall. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass der Schaden am Vermächtnis Michael Jacksons geringer ist, als einige befürchten. Und selbst wenn es nervt, Michael Jackson hinsichtlich dieser furchtbaren Vorwürfe verteidigen zu müssen, so bleibt immerhin die Hauptsache, dass wir Michael Jacksons Kunst weiterhin vorbehaltslos geniessen können.

 

3 Kommentare zu “„Wieso wir Fan sind“ / Gedanken zu den Medien

  1. Fabian S.

    Jetzt habe ich gelesen, dass ein 2. Teil über Neverland des asozialen Regisseurs Reed geplant ist und dass er dazu Chandler und Arvizo interviewen will.

  2. Pingback: jackson.ch

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