SRF: Die Verlockung war zu gross

24. Juni 2019

Die Stellungnahme der Ombudsstelle zu den über 50 „Leaving Neverland“-Beschwerden, wurde vergangene Woche versendet. Darin wird unverständlicherweise nicht weiter kritisiert, wieso ein als seriös geltender TV-Sender eine derart umstrittene „Sensations-Doku“ ins Programm aufnimmt.

Ein Kommentar von jackson.ch-Mitgründer Tom:

Als das gebührenfinanzierte (Staatsfernsehen) SRF letzten März vor der Wahl stand, den verleumderische pseudo Dokumentarfilm „Leaving Neverland“ ins Programm aufzunehmen, scheinen bei den SRF-Journalisten die Sicherungen durchgebrannt zu sein. Die Verlockung war zu gross endlich mal wieder eine nennenswerte Resonanz mit Clicks, Aufmerksamkeit und schliesslich Einschaltquote zu generieren.

Die Rechnung ging diesbezüglich für SRF wohl auf, denn die in der Medienszene „überbezahlten“ und „hochmütigen“ bezeichnenden SRF-Journalisten wurden bereits alleine durch die Ankündigung der Film-Ausstrahlung regelrecht mit Nachrichten per E-Mail und über Social Media überschwemmt. Kurz vor der Ausstrahlung nahmen andere private Medienstationen die Geschichte auf und warben somit direkt oder indirekt für den Film. Die Kacke war also so richtig am dampfen. Weil SRF im Unterhaltungssektor, in Zeiten von Netflix und YouTube, deutlich für ihre Existenzberechtigung zu kämpfen hat, setzte der gebührenfinanzierte Sender mächtig einen drauf: Schnell wurde noch eine Diskussionssendung (Club) geplant, der Trailer zum Film wurde neu mit Rufmord ähnlichem Boulevard-Stil geschnitten („War MJ ein Monster?“) und auf dem Sender UND auf SocialMedia wie Facebook als Werbetrailer (Novum für SRF) geschaltet. Weiter wurde der Film sehr prominent und mit Boulevard-Rot umrahmt auf der Website von SRF während Wochen (!) hervorgehoben. Die wirklichen Fakten aus der Newswelt hatten keinen Stellenwert mehr. Lass uns auf Michael Jackson heftig einschlagen – egal zu welchem Preis. Er kann sich ja nicht mehr wehren und eben – Michael Jackson sells – auch 10 Jahre nach seinem Tod.

Doch dann deckten Fans weltweit Lügen aus dem Film auf und weltweit schauten renommierte Medien etwas genauer hin. SRF schwebte noch im Himmel und wollte nicht hinschauen. Der Widerstand wuchs. Nicht nur langjährige MJ Fans störten sich am Verhalten vom TV-Sender – sondern klassische SRF-Zuschauer/Innen verstanden die Welt auch nicht mehr. Als jackson.ch die Möglichkeit der Beanstandung bei der SRF-Ombudsstelle verbreitete und „20 Minuten“ online und Print zur Verbreitung der Nachricht beitrug, wurde der Ombudsmann Roger Blum mit einer nie dagewesenen Menge an Beanstandungen regelrecht überschwemmt. Der Ombudsmann konnte die vorgeschriebene Antwort-Frist bei weitem nicht einhalten. Der Schluss-Bericht von Roger Blum liegt seit dem 22. Juni 2019 vor.

Beim Lesen des mehrseitigen Berichts findet man kein Eingeständnis von einem möglichen Fehlverhalten durch SRF. Dafür versuchen sie sich hinter dem Begriff „Docutainmentzu verstecken.

S. 35 „Es handelt sich um einen Docutainment, ein Mischformat aus Unterhaltung und Dokumentation […] die Realität mit fiktionalen Elementen mischt und die vor allem stark mit Musik und Stimmungsbildern arbeitet. Das Format ähnelt Journalismus, versteht sich aber nicht als solcher.“
S. 38 Schlussfolgert also, dass „in einem fiktionalen Spielfilm ist dies (Anm. Gegendarstellung) indessen nicht nötig, in einem Dokumentarfilm hingegen schon. Die Frage ist, ob sich ein Docutainment leisten kann, Aussagen nicht zu hinterfragen und Fakten nicht zu überprüfen.“
Die PLÖTZLICHE Einordnung des „Dokumentarfilms“ als „Docutainment“ ist der Weg, den SRF wählt, damit sie den Faktencheck nicht machen müssen und diesen Film ohne Beanstandung ausstrahlen durften.
-> Fakt ist aber, ein HINWEIS oder KLARE EINORDNUNG als Docutainment „mit fiktiven Elementen“ hat klar gefehlt.
Der Weg muss also der sein, dass man sich genauer anschaut, wie Leaving Neverland und mit welcher Bezeichnung er beworben wurde.
Weitere Punkte:
b) S. 31:
Gregor Sigrist wird als Beispiel genommen, dass selbst ein kritischer Journalist sich nicht anmassen kann, die Wahrheit zu kennen. Dass hier selbst renommierte Journalisten keine klare Stellung beziehen, ist offensichtlich in der Schwere des Verbrechens zu suchen.
Man will damit auch nicht seinen eigenen Namen aufs Spiel setzen. Beruf- oder gar Existenzverlust der Beteiligten stehen auf dem Spiel. Diesem Umstand wird keine Rechnung getragen oder kritisch diskutiert.
c) S. 29:
Daniel Püntner schreibt „Im journalistischen Sinne ist diese einseitige und unausgewogene Erzählung fragwürdig…“ „…“ „Diese einseitige Perspektivenwahl […] waren für SRF zwingender Anlass, den Film mit Diskussionssendungen und einer Debatte auf digitalen Kanälen und Plattformen zu kombinieren.
Was nicht geleistet wurde, ist, diese unausgewogene Erzählung zu beleuchten, die Protagonisten und ihre Beweggründe, den Regisseur und seine Wahl zu beleuchten, dieses Vorgehen zu wählen.

jackson.ch prüft die Beanstandung weiter zu ziehen. Dafür werden mind. 20 Unterschriften benötigt.

Als Beispiel, hier eine der über 50 Beschwerden, in der nur einige der vielen Punkte beleuchtet werden, wieso die Vorwürfe in „Leaving Neverland“ höchst zweifelhaft sind:

„LN“-Beschwerde von UM (PDF)

Quelle: jackson.ch, Schlussbericht SRF Ombudsstelle

8 Kommentare zu “SRF: Die Verlockung war zu gross

  1. Marc Bohnet

    Ich habe auch Beschwerde eingereicht beim SRF. Meine Unterschrift habt Ihr!

    Danke für Euren Einsatz für MJ!

    LG MARC

  2. Claudia

    Das darf nicht wahr sein!!!!!! Ich habe noch keine Antwort auf die Beanstandung erhalten, wenn sich SRF jedoch mit dieser „ unschönen Pirouette“ mit der Unterstützung der Ombudsstelle wirklich aus der Verantwortung ziehen kann…………, das darf nicht sein!

    Also meine Unterschrift ich Euch sicher!
    Auf Wikipedia ist dieser Begriff so zusammengefasst: Dokutainment (Kofferwort aus Dokumentation und Entertainment) bezeichnet eine unterhaltsame Darbietung dokumentarischen Materials.
    1. Hat SRF klar immer von einer Doku gesprochen, nie habe ich nur Ansatzweise eine Be –oder Umschreibung von Docutainment gehört, oder gelesen.
    2. Auch die Stellungnahme von Daniel Pünter auf SRF3 lässt diese Argumentation nicht gelten: „Er ist in unseren Augen glaubwürdig.“
    3. Auch in der persönlichen Stellungnahme von D.P. auf ein E-Mail lässt diese Argumentation eher nicht zu: „SRF zeigt die vierstündige Dokumentation ab dem 6.4.2019. Seit Wochen diskutieren viele Menschen auf der ganzen Welt über den Film, über die Glaubwürdigkeit der beiden Männer, über Wahrheit und Lüge, über Michael Jackson, Missbrauch und Rufmord. Ich bin fest überzeugt, dass wir nichts erreichen würden, wenn wir den Film unserem Publikum in der Schweiz nicht zugänglich machen. Im Gegenteil. Mit dem Film will SRF dem Publikum die Möglichkeit geben, sich aus erster Hand zu informieren.“
    Liebe Grüsse Claudia

  3. Matthäus

    Meine unterschrift bekommt ihr auch, ganz klar auch wenn ich den SRF jetzt nicht mehr empfange.

  4. Gabriele Broich

    Ich habe den Abschlußbericht der OMBUDSSTELLE erhalten und bin sehr enttäuscht.
    Es darf einfach nicht wahr sein.
    Meine Unterschrift habt ihr.
    Wieso gibt es keine Möglichkeit diesen Quotenjournalisten Grenzen aufzuzeigen und zu Verantwortung zu ziehen? Warum ist es so schwer auch einmal Fehler einzugestehen und sie richtig zu stellen?

    Herzlichen Dank für Eure Bemühungen.

    Liebe Grüße Gaby

  5. Markus

    Die Glaubwürdigkeit haben sie eh schon verscheucht. Der „Spiegel“ hatte 10 Jahre lang immer wieder mit Absicht gelogen.

    Die sich selbst ernannten „seriösen“ Medien nenne ich mindestens Lückenpresse und zuweilen auch Lügenpresse.

  6. Silvio Imper

    Hallo zusammen

    Auch ich erhielt die selbe Post, und würde meine Unterschrift auch geben, falls ihr noch Leute braucht. SRF ist für mich ausgeschaltet.

  7. Pingback: jackson.ch

  8. komet13

    hi ihr lieben,

    meine unterschrift habt ihr!

    komet13
    (moni heider)

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