Nachdem am Montag und Dienstag keine Zeugenbefragungen stattfanden, haben die Anwälte für AEG Live ihre Zeugenbefragungen am Mittwoch fortgesetzt und beendet. Ab nächstem Montag sollen die Schlussplädoyers stattfinden. Die Richterin entschied am Mittwoch, dass diese in einem grösseren Gerichtssaal, in dem statt nur 60 mehrere Hundert Leute Platz haben, stattfinden sollen. Vor den Schlussplädoyers haben die Jackson Anwälte die Möglichkeit, nochmals Zeugen zu befragen. Dies sollen die folgenden zwei Personen sein: Detective Smith von der LAPD und Dr. Allan Metzger, der Michael Jackson über fast drei Jahrezehnte hinweg behandelt hatte.
Die AEG Anwälte haben am Mittwoch als letztes die eidesstattliche Videoaussage von Dr. Metzger abgespielt. Die Jackson Anwälte wollen dem Zeugen jedoch noch einige Fragen stellen, die in der Videoaussage, die letztes Jahr aufgenommen wurde, nicht abgedeckt worden waren.
Dr. Metzger sagte in der Videozeugeneinvernahme, dass Michael Jackson „doctor shop[ing]“ machte und dass er nie sagte, welche Behandlungen er bereits von anderen Ärzten erhielt. „Michael sagte mir nie, was er machte“, so Metzger. Michael Jackson habe sich nach Leuten umgeschaut, die ihm beim (Ein-)Schlafen helfen sollten „und das war ein weiterer Aspekt seiner Verschwiegenheit. Ich wusste nie, was er machte, wenn er nicht in L.A. war“, so Metzger.
Metzger berichtete auch über ein Telefonat am 26. Februar 2009, als Michael Jackson ihn einen Monat, nachdem er den Vertrag mit AEG Live für die „This Is It“ Shows unterzeichnet hatte, angerufen hatte. Michael habe sich Sorgen gemacht „über seine Gesundheit und wie er die 30 oder 50 Shows bewältigen sollte. Ich glaube nicht, dass er damals wusste, wieviele Shows es sein würden“, so Metzger. „Er hatte Angst, weil es das war und er noch vieles perfektionieren musste. Er wollte, dass es etwas wurde, was es noch nie gegeben hatte und es musste grossartig sein; er hatte sich also sehr viel Druck gemacht“, sagte Metzger. Michael Jackson habe sich rehabilitieren wollen; und nach dem Prozess wegen Kindesmissbrauchsanschuldigungen im 2005, in dem er freigesprochen worden war, sei er „noch immer sehr verletzt“ gewesen. „Er war einer der weltweit bekanntesten Namen und er wollte, dass das so bleibt“, so Metzger.
Michael Jacksons grösste Sorge war, dass er grosse Mühe haben würde mit dem Schlafen und was er dagegen tun könnte, erzählte Metzger. Er hatte immer wieder Schlafprobleme gehabt zwischen den einzelnen Shows auf einer Tour.
Am 18. April 2009 hatte Metzger Michael zu Hause besucht gehabt, um seine schweren Schlafprobleme zu besprechen, so Metzger. Metzger schlug ihm vor, dass er in London einen Schlafexperten aufsuchen sollte. Er habe einige Ärzte in Los Angeles gefragt, ob sie Michael einen Schlafexperten empfehlen konnten, aber er hatte keinen Erfolg. Michael hatte Metzger gesagt, er habe jemanden gewollt, der ihm intravenös Medikamente verabreichen würde. „Ich sagte ihm, das wäre gefährlich und potentiell lebensgefährlich“, sagte Metzger. Er habe Michael Jackson gesagt, dass man ein solches (intravenöses) Mittel nur im Spital verwenden sollte wegen der Gefahr von Überdosierung, einer allergischen Reaktion, einem falschen Medikament oder Infektionsgefahr, so Metzger. Einen Tag nach diesem Gespräch mit Metzger, hatte Michael Jackson die Krankenschwester Cherilyn Lee gebeten, einen Narkosearzt zu finden, der ihm Propfol verabreichen könnte. Auch Cherilyn Lee hatte dies abgelehnt und Michael Jackson auf die damit verbundenen Gefahren hingewiesen (siehe hier für Cherilyn Lees Aussage).
Am Mittwochnachmittag riefen die Jackson Anwälte ihren ersten Rebuttal-Zeugen auf: Detective Scott Smith vom Los Angeles Police Department, der zum Schluss kam, dass Murrays Motiv im Rahmen von Michael Jacksons Tod sein Monatsgehalt von USD 150’000 war, das er von AEG Live erhalten würde. Informationen zufolge war Conrad Murray (wie bereits mehrfach belegt) finanziell am Ende. Die Jackson Anwälte behaupten, dass die AEG Manager mit dem Vertrag mit Murray einen Interessenskonflikt kreiert hatten, indem sie festhielten, dass Murray seine Stelle als persönlicher Arzt von Michael Jackson verlieren könnte, wenn die Konzerte verschoben oder abgesagt würden. Murray war demnach viel zu abhängig vom Gehalt, als dass er die riskanten Propofolinfusionen hätte verweigern können, von denen Michael Jackson glaubte, dass er sie für die Tourvorbereitungen brauchte.
Der Hauptgrund, weshalb die Jacksonseite Detective Smith in den Zeugenstand rief, war, um die Aussage der AEG Live Anwältin und Zeugin Kathy Jorrie zu widerlegen (siehe hier für ihre Aussage Anfang August). Sie war die Anwältin, die damals dabei geholfen hatte, den Vertrag zwischen AEG Live und Murray zu verhandeln und zu verfassen. Smith, der Jorrie im Rahmen seiner Ermittlung gegen Murray befragt hatte, hatte damals in seinem Bericht geschrieben, dass sie ihm gesagt hatte, dass die London Konzerte „nur der Anfang waren, dass Michael Jackson (nachher) auf eine zwei- bis dreijährige Welttournee gehen würde“. In ihrer Zeugenaussage im August hatte sie ausgesagt, dass sie der Polizei nie gesagt hatte, dass eine Welttournee geplant war. „Wenn Detective Smith hierher kommen würde und sagen würde, dass Sie (damals) diese Aussage machten, würde er lügen“, hatte Jackson Anwalt Brian Panish Kathy Jorrie damals gefragt. „Er würde sich irren“, so Jorrie damals.