Die Freundschaft mit Diana / Reue von Martin Bashir

12. April 2019

„Biography.com“ berichtet: Inside MJ’s Close Friendship With Princess Diana.

Da der Journalist Martin Bashir in Michael Jacksons Augen ein grossartiges Interview mit „Lady Diana“ geführt hatte, erhielt dieser exklusiven Zutritt in das Privatleben des „King of Pop“. Das Resultat war der verhängnisvolle Film „Living with Michael Jackson“. Erst nach Jacksons Tod zeigte Martin Bashir Reue, MJ damals als Pädophilen dargestellt zu haben.

MJ sei im Jahr 2005 nur seiner Macht und seines Geldes wegen nicht im Gefängnis gelandet, ist oft zu lesen. Das Beispiel „Living with MJ“ zeigt, wie unsinnig diese Behauptung ist.

Update: „Eine Neverland-Ausstellung mit ‘gestohlenen’ Andenken“

Nach Ausstrahlung von „Living with Michael Jackson“ überschlugen sich die Medienberichte zu Michael Jacksons Verhältnis zu Kindern. Der Auslöser: Eine kurze Szene, in der sich MJ händchenhaltend mit dem sich soeben vom Krebs erholten Gavin Arvizo zeigt. Die Szene sei vom Reporter Martin Bashir gestellt worden, hiess es danach. Und Michael Jacksons Fans sahen sich bestätigt, dass MJ bei aller Naivität niemals derart naiv wäre, sich so vor einer Kamera zu zeigen, wenn er tatsächlich ein sexuelles Interesse an Kindern hätte. Schliesslich muss ihm spätestens seit 1993 bewusst gewesen sein, wie ernst die Beschuldigungen gegen ihn waren. (Damals war seine Ranch von der Polizei durchsucht worden und er musste sich einer Leibesvisitation stellen, bei der er sich nackt fotografieren liess.)

„Living with Michael Jackson“ kann hier bei YouTube angesehen werden.

Beim letzten Gespräch zwischen Martin Bashir und MJ kam auch die unbekannte Mutter von Michaels dritten Kind sowie die Missbrauchsvorwürfe zur Sprache. (Ab 01:20:00).

Das Versagen von MJs Management

Dass die Dokumentation im Februar 2003 ausgestrahlt werden durfte, ohne, dass jemand aus Michael Jacksons Umfeld diese hätte absegnen können, spricht Bände. Michael Jackson hatte sich offenbar ein weiteres Mal gegen den mutmasslichen Rat seiner Manager und Berater durchgesetzt, dies mit einem Vertrag zu regeln. Es schien, dass er in Martin Bashir 100-prozentiges Vertrauen hatte.

Michael Jackson war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer verschuldet, obwohl er das gegenüber Martin Bashir in „Living with Michael Jackson“ anders darzustellen versuchte. Zwar war sein Marktwert nach wie vor hoch und, wenn er Besitztümer wie sein 50-prozentiger Anteil am Musikkatalog „Sony/ATV“ verkauft hätte, so wäre er seine Schulden auf einen Schlag los gewesen. Doch da MJ immer wieder von Managern, Anwälten und Geschäftspartnern umgarnt wurde, die ihm Bargeld verschafften und seine Gunst dank Erfolgsversprechen erschlichen, schien ihm seine finanzielle Lage womöglich tatsächlich nicht wirklich bewusst.

Wieso Michael Jackson an seinen Besitztümern festhielt? Darüber kann nur spekuliert werden. Wahrscheinlich werte sich sein Stolz. Noch nie vor ihm besass ein Afroamerikaner derart viel. Auch seine eigenen Kompositionen waren seit 1978 zu 100-Prozent in seinem Besitz. („Mijac Music“.)

Die Geldforderungen an die Nachlassverwaltung nach Michael Jacksons Tod offenbarten, wie viele Leute für ihre Dienstleistungen nie oder zumindest nicht vollständig bezahlt wurden. Auch die Bodyguards Bill Whitfield und Javon Beard berichten in ihrem Buch „Remember The Time“ von ausstehenden Gehaltszahlungen (hier bei Amazon.de). Es schien, dass, je nachdem wer gerade das Sagen betreffend Michael Jacksons Finanzen hatte, nur die diesen Personen wohlgesinnten Leute bezahlt wurden, oder nur diese Leute, die „unbedingt bezahlt werden mussten.“  (Sofern jemand überhaupt je den Überblick über Michael Jackons Finanzen hatte.)

Spannendes dazu ist auch im Buch „Make That Change“ zu erfahren. (Hier bei Amazon.de oder bei CeDe.ch)

Die Gegendarstellung wirft ein schlechtes Licht auf Martin Bashir

Michael Jackson liess bald darauf eine Gegendarstellung veröffentlichen, da sein privater Kameramann von MJJ Productions einige der Interviews von Martin Bashir mitgefilmt hatte. Die Outtakes sollten zeigen, wie der Journalist absichtlich nur gewisse Aussagen verwendete, und, wie er in den „Living with MJ“-Kommentaren eine ganz andere Meinung vertrat, als er gegenüber Michael Jackson äusserte.

Michael Jackson ~ The Footage You Were Never Meant To See

Gavin Arvizo wurde nach Ausstrahlung von „Living with Michael Jackson“ an seiner Schule gehänselt. Der persönliche Kontakt zu Michael Jackson war längst nicht mehr so intensiv oder gar abgebrochen. Doch Zutritt zur Neverland-Ranch hatte die Familie trotzdem weiterhin. Mitarbeiter Michael Jacksons versuchten gar, die Familie vor den Reportern zu schützen.

Eine Familien- und Kinderaufsichtsbehörde hatte nach Ausstrahlung von Bashirs Dokumentation Untersuchungen aufgenommen. Doch die Akte wurde nach einigen Monaten mit dem Ergebnis geschlossen, dass wohl tatsächlich kein sexueller Missbrauch vorgefallen sei.

Etwa ein halbes Jahr später wandte sich die Mutter von Gavin Arvizo an den Anwalt Barry Rothman, der bereits im Jahr 1993 die aussergerichtliche Einigung mit der Chandler-Familie ausgehandelt hatte. (Mehr zu den Polizeiermittlungen, die erst ein halbes Jahr später eingestellt wurden, in diesem Newseintrag.) Sie gingen anschliessend zur Polizei, woraus der mit einem Freispruch in allen Anklagepunkten endende Prozess im Jahr 2005 resultierte.

Die Tore zu Neverland standen vielen offen

In einigen Szenen der Gegendarstellung und in „Living with Michael Jackson“ ist zu sehen, wie Michael Jackson einen Bus mit Kindern empfängt. Diese Kinder hatten tatsächlich doppeltes Glück, da sie den Besitzer der Ranch persönlich trafen. Dies war in der Regel selten bis nie der Fall, obwohl ständig Busse voll mit Kindern auf der Neverland-Ranch empfangen wurden. Die Kinder stammten aus armen Verhältnissen oder waren krank. (Im Theater auf Neverland wurden sogar Krankenbetten eingerichtet.) Die Kinder durften sich jeweils kostenlos im „Wunderland“ vergnügen und wurden von Michael Jacksons Angestellten verköstigt. Gemäss Kindermädchen Grace Rwaramba waren zeitweise bis zu 100 Angestellte auf Neverland beschäftigt.

Aufgrund von Michael Jacksons Geldproblemen, musste die Ranch den Betrieb nach und nach einstellen. Da „Neverland“ als Sicherheit für die Refinanzierung eines Kredites hinterlegt war, verlor Michael Jackson das Anwesen. Ein Deal verhalf ihm zwar zu etwas Geld und sprach ihm eine kleine Minderheitsbeteiligung zu, doch was mit der Ranch passierte, konnte er längst nicht mehr entscheiden. Die Tiere vom Zoo mussten umplatziert werden, da das Geld für ihre Nahrung ebenso wie für den Lohn der Tierpfleger ausblieb. Gegen den Willen von Michael Jacksons wurde diverse seiner früheren Besitztümer inklusive privater Andenken von der Ranch weggekarrt.

Eine Ausstellung mit „gestohlenen“ Andenken

Im Frühjahr 2009 kündigte „Juliens Auction“ eine grosse Versteigerung an: „The Collection of the King Of Pop“. Die Auktion wurde mit Videos und einer Ausstellung beworben. Die Organisatoren taten so, als würden sie MJ einen Gefallen tun: Michael Jackson Exhibition By Julien’s Auctions – Pt. 1

Tatsächlich war Michael Jackson  aber alles andere als begeistert. In letzter Minute konnte er die Auktion doch noch verbieten. Dies dank dem „This Is It“-Konzertdeal – den er jedoch tragischerweise zwei Monate später mit seinem Leben bezahlte, da er bereits während den Proben mit massiven Schlafstörungen zu kämpfen hatte.

«Neverland Lost: A Portrait of Michael Jackson»

Der Schweizer Fotograf Henry Leutwyler konnte die „Neverland-Sammlung“ fotografieren und hat ein Buch veröffentlicht: «Neverland Lost: A Portrait of Michael Jackson.» Der Fotoband kann hier bei CeDe.ch oder bei Amazon.de bestellt werden. Wir hatten folgenden Artikel zum Thema publiziert: «The brilliant Illusion of being a King»

Martin Bashir zeigte nach Michael Jacksons Tod Reue

Seine Dokumentation „Living with Michael Jackson“ hatte den „Prozess des Jahrhunderts“ im Jahr 2005 verursacht, während dem Michael Jacksons Privatleben vor aller Öffentlichkeit ausgebreitet wurde und den ihn ins Gefängnis hätte bringen können. Bashir gestand erst nach dem 25. Juni 2009 öffentlich, dass er Michael Jackson unrecht tat. Obwohl Michael Jacksons einen „unorthodoxen“ Lebensstil geführt habe, denke er nicht, dass dieser Lebensstil kriminell war, so Bashir: