Eine Prinzessin in Michael Jacksons Armen

Ueli

Wir drehen die Zeit zurück und begeben uns mit Antonella an Michael Jackson’s Konzert in Basel. Ein Traum geht in Erfüllung, als sie zu Michael Jackson auf die Bühne darf.

Wir sitzen bei Antonella Piccolo zu Hause und machen uns bereit für eine Zeitreise, die zurück in das Jahr 1997 führt…
Wir haben Freitag, den 25. Juli. Antonella steht heute früh auf, denn sie wird zum zweiten Mal ein Konzert der History-Tournee besuchen. Auf den 17. Geburtstag erhielt sie von ihrer Mutter ein Ticke für die Show in Mailand. Nun beglückten sie zwei Kolleginnen aus Winterthur erneut mit einem Konzertticket. 75 Franken kostete das wertvolle Dokument.
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Ihr Ziel: Basel, 1. Reihe!
Mit dem ersten Zug fahren die drei Mädels am Morgen nach Basel. „Wir verpflegten uns am Bahnhof notdürftig mit einem Sandwich und begaben uns sofort Richtung St. Jakob Stadion“, berichtet Antonella. Dort angekommen ist sie völlig überrascht wie viele Leute bereits vor den geschlossenen Türen warten. „Ich dachte wir seien die Ersten. Doch einige hatten sogar vor dem Stadion geschlafen um am Morgen zuvorderst zu sein.“
Die Zeit will nicht vergehen. Um Drei Uhr nachmittags wird das Stadion dann geöffnet. „Alle rannten Richtung Bühne, die Leute schubsten und drängelten, ein totales Chaos!“ Antonella und ihre Freundinnen sind ausser Atem, aber ihr Ziel ist erreicht: sie stehen ganz vorne!

Michael’s Ziel: Basel!
Um 20 Uhr geht es endlich los. Eine Vorband soll die Besucher in Stimmung bringen. Jedoch wird die Boygroup Human Nature von den meisten Besuchern kaum wahrgenommen. Die Spannung erreicht um 22 Uhr ihren Höhepunkt: Auf drei grossen Videoleinwänden ist eine Art Rakete zu sehen, in der Michael basel1_smallJackson sitzt und nach seinem Ziel fragt. Der Kommandoraum antwortet: „Dein heutiges Ziel ist Basel“. Die vorderen Reihen im Joggeli Stadion jubeln was das Zeug hält.

Regungslos steht er da
Die Raumfähre setzt sich in Bewegung, durchfährt animierte Landschaften und Gebäude. Der Clip Gates of Kiev wurde extra für die Tournee produziert. Nach einigen Minuten ist ein Stadion zu sehen, die Rakete nähert sich und verschwindet vom Bildschirm. Wenige Sekunden später knallt sie mit einer spektakulären Explosion aus dem Bühnenboden. Nichts passiert, dann ein Knall und die Türe fällt zu Boden. Michael, in einer futuristischen, schwarzen Rüstung, tritt langsam heraus und bleibt regungslos stehen. Als die Musiker mit Scream loslegen, entledigt sich Michael geschickt seiner Rüstung. Er beginnt zu tanzen, gleitet seitwärts über die Bühne und singt los: „Tired of injustice, Tired of the schemes, Kinda disgusted…“

Mitarbeiter trocknen Jackson’s Füsse
50 000 Zuschauer fanden den Weg ins St. Jakob Stadion in Basel. Einige kamen ein paar Minuten zu spät, da ein Unfall auf der Autobahn einen 20 Kilometer langen Stau verursachte. Trotz des zumeist starken Regens, ist die Stimmung gut. Antonella ist ausser sich, wie die anderen Mädchen ruft sie immer wieder „Michael, the king of pop! Michael, i love you!“ Hie und da müssen Tournee-Mitarbeiter den nassen Bühnenboden, oder auch mal Michael’s Schuhe, mit grossen Tüchern trocknen. Als der Schlagzeuger mit dem schnellen Rhythmus von Wanna Be Startin‘ Somethin‘ loslegt, gibt es für Antonella kein Haltenhamid_small mehr. „Ich liebe dieses Lied, das ist so mitreissend“, schwärmt sie.

Vom Bodyguard gepackt
Während Michael und seine Tänzer eine atemberaubende Choreografie zu Smooth Criminal zeigen, wird Antonella unsicher. Michael’s persönlicher Kameramann Hamid Moslemi steht mit einem Bodyguard im Bühnengraben. Hamid zeigt auf Antonella. „Ich dachte, die wollten mich raus nehmen, weil ich so hysterisch war“, erinnert sich Antonella. Tatsächlich kommt der Sicherheitsmann auf sie zu und reisst sie aus der Menge. Antonella zappelt wie wild, sie will dem Konzert weiter beiwohnen. Dass die Klänge von You Are Not Alone einsetzen, realisiert sie nicht. Natürlich hatte sie in Mailand gesehen, wie bei diesem Lied ein Mädchen zu Michael auf die Bühne durfte. Dass aber ausgerechnet sie dieses Glück haben sollte – unmöglich!

Antonella küsst Michael
Plötzlich geht alles schnell. „Der Bodyguard stellte mich auf die Treppe, die zur Bühne hoch führt. Michael stand direkt vor mir!“ Ohne zögern geht Antonella auf ihn zu. Sie fühlt sich unsicher so mitten im Rampenlicht, doch Michael schliesst sie sofort in die Arme. „Ich weinte vor Zufriedenheit”, erzählt Antonella. “Seine Stimme war so fein – und so nah. Einfach wunderbar.“ Dann löst sich Michael aus der innigen Umarmung, um mit ihr einige Tanzschritte zu machen, und umarmt Antonella erneut. „Michael fuhr mir ganz sanft durchs Haar. Er war so charmant. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin in seinen Armen.“ Michael verbeugt sich. Mutig drückt Antonella ihm drei Küsse auf die Backen und schliesst ihn ein letztes Mal in die Arme. Kurz darauf kommt der Bodyguard wieder und begleitet Antonella von der Bühne. Sie wehrt sich nicht, kann kaum glauben, was eben geschehen ist.

Der King of Pop bedankt sich
Nachdem Michael Jackson You Are Not Alone mit einer Acapella Einlage beendet hat, erscheinen die Tänzer wieder auf der Bühne und Michael’s Designer bringt ihm eine Jacke. Michael will das Jackson 5 Medley ankündigen, bricht den Satz jedoch nach wenigen Worten ab – die Menge tobt als käme nur noch eine Zugabe. Michael wartet, bedankt sich sichtlich gerührt, ehe er, der Applaus will nicht aufhören, mit den Motown Songs los legt. Doch Antonella nimmt das Konzert nur noch halb wahr. Über eine Minute lang hatte sie Michael Jackson ganz für sich…antonella

Jackson’s Parfum
„Er trug ein feines, süssliches Parfum. Es roch irgendwie nach Vanille“, weiss Antonella noch immer. Ständig habe sie in den darauf folgenden Tagen an ihrem Pullover riechen müssen. Und waschen wollte sie sich auch nicht, bis sie von ihrer Mutter unter die Dusche gezwungen worden sei. „Nach dem Parfum habe ich überall gesucht”, sagt Antonella. Scheinbar könne das Parfum aber nirgends gekauft werden.

von Ueli Meier

Fotos aus Basel: A. Stajic

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